Mit Ultraschall und MRT wird Friedrich noch stärker und flexibler gemacht
Neurath · Großes Blutbild, EKG, Ultraschall, Ergometer: Wäre Kraftwerksblock „Friedrich“ ein Mensch, würde er auf diese Weise von kompetenten Ärzten auf Herz und Nieren untersucht. So aber sind es Ingenieure, Techniker und Handwerker, die den BoA-Block in den folgenden 48 Tagen einem gründlichen Check-up unterziehen.
RWE Power fuhr die 1.100-Megawatt-Anlage nach vierjährigem Betrieb am späten Freitagabend ab und stellt sie einem Heer von Fachleuten erstmals für eine Hauptuntersuchung zur Verfügung. „Wir haben diesen Stillstand in den Sommer verlegt, weil die Stromnachfrage zu dieser Zeit erfahrungsgemäß geringer ist“, sagt Revisionsleiter Stephan Koltzk-Odendahl.
RWE Power steckt 35 Millionen Euro in das Projekt. Größter Einzelposten ist ein so genannter „Mischverteiler“. Auf 60 Metern Höhe wird ein zusätzliches Rohrsystem am Dampferzeuger eingebaut. Es sorgt dafür, dass sich die Dampf führenden Rohre gleichmäßiger erwärmen und dadurch verschleißfester werden.
Block G wie „Gustav“, Zwillingsbruder „Friedrichs“, war damit vor einem Jahr erfolgreich ausgestattet worden. Der 144 Meter hohe und 26 Meter breite Kessel ist einer der drei größten der Welt.
Außerdem wird die Turbine generalüberholt und optimiert. Dazu werden die beauftragten Partner-Unternehmen Gehäuse und Isolierung entfernen und außerdem die Kreislaufsysteme dieses zentralen Aggregats umbauen. Dafür veranschlagt der Revisionsplan 5,5 Millionen Euro.
„Mit dieser Investition sichern wir die hohe Leistungsfähigkeit dieses modernsten Braunkohlenkraftwerks der Welt“, erläutert RWE-Vorstand Ulrich Hartmann. „Block F wird im Interesse der Versorgungssicherheit noch lange zuverlässig und flexibel Strom erzeugen.“
Weil sich seine Leistung schnell hoch- und herunterregeln lässt, kann die Mannschaft seinen Betrieb optimal der von Natur aus schwankenden Stromeinspeisung der erneuerbaren Energien anpassen.
Zu Spitzenzeiten sind 1.000 Fachkräfte, unter ihnen 200 RWE-Mitarbeiter, damit beschäftigt, die Anlage auf Herz und Nieren zu überprüfen sowie Verschleißteile auszutauschen. Wichtige, im Betrieb unter Druck und Hitzeeinwirkung stehende Komponenten und Schweißnähte werden zerstörungsfrei auf Haarrisse und andere Schäden untersucht. Dazu nutzen die Techniker die aus der Medizin bekannten Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, Magnetresonanz und Endoskopie.
Die Einheiten F und G des Standorts Neurath sind die leistungsstärksten Braunkohlenkraftwerksblöcke der Welt. Sie sind auch unter dem Namen „BoA 2 & 3“ bekannt. Ihr Kohleverbrauch und ihr CO²-Ausstoß pro erzeugter Kilowattstunde Strom sind um 30 Prozent niedriger.