Im Gespräch mit dem Grevenbroicher Schützen-Präsidenten … damit auch in 175 Jahren noch ein Bürger-Schützen-Verein besteht!

Grevenbroich · „Ich freue mich mal auf ein normales Schützenfest“, strahlt Detlef Bley, seines Zeichens Präsident des Grevenbroicher Bürger-Schützen-Vereins. Dieser Satz mag überraschen, feiern die Traditionshüter aus der Innenstadt doch in diesem Jahr das 175-jährige Bestehen ihres BSV. Seit seiner Wahl habe er aber zumeist in „Ausnahmesituationen“ die Heimatfeste erlebt (mal war er selber Schützenkönig und dann kamen die besonders herausfordernden Jahre der Pandemie). Doch Bley lächelt: Natürlich werde es als Jubiläumsfest „etwas größer. Aber das haben wir im Griff. Das können wir.“

Präsident Detlef Bley geht gerne allem genau auf den Grund, wie hier beim „Bütten-Termin“ in der „Galarie Geuer“.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

In der Tat kann sich Präsident Detlef Bley eigentlich entspannt zurücklehnen, denn „die dicken Brocken“ (Satzungsänderung, Rolle der Frau, Festplatzverlegung) konnten in den vergangenen Wochen und Monaten „alle erfolgreich im Team aufgearbeitet“ werden. Und auch die Jubiläumsfeierlichkeiten haben sich wirklich toll angelassen. „Jetzt freuen wir uns auf unser Jubiläumsfest, denn es gibt keine großen Baustellen mehr.“ Der Präsident jovial: „Et lüppt. Die Jungs haben alles im Griff.“

Im nächsten Satz verweist Detlef Bley auf die zehn Großfackeln, die es am Samstag-Abend im Zug zu sehen gibt … und leitet damit auf das nächste große Thema über: Eine dauerhafte Lösung in Sachen Fackelbauhalle soll nach Schützenfest in den Fokus gerückt werden. Da folgte in den vergangenen Jahren eine provisorische Lösung nach der anderen.

Ziel müsse es sein, „stabil etwas zu mieten“ oder eine neue, eigene Halle zu bauen. Die Stadt habe schon zugesagt, dem BSV ein geeignetes Grundstück zur Verfügung zu stellen. Und der Verein sieht sich in der Lage, solch einen Bau zu finanzieren. „Unsere Fachleute sagen, es geht“, berichtet Bley, der die aktuellen Zins-Risiken dabei natürlich nicht außer Acht lässt. „Letztendlich entscheiden die Schützen“, macht er sehr deutlich.

Das „Präsidentenbesteck“ hängt in den Monaten des rheinischen Sommerbrauchtums immer griffbereit am Schrank.

Foto: KV./Gerhard P. Müller

Die Schützen aber kommen mit der Art ihres amtierenden Präsidenten, der schon von Berufs wegen darin geübt ist, Problemlösungen in strukturierten Ablaufplänen anzugehen, gut zurecht. „Im Moment haben wir in Verein und Vorstand eine recht große Harmonie“, so Bley, der in Sachen Sorgen nur zwei Themen nennen kann: die Musik- und die allgemeinen Kosten. „Jeder einzelne Posten in unserem Budget ist teurer geworden und wir müssen versuchen, das zu kompensieren.“ Und dann kommt ein kleiner Seitenhieb: Anders als die Politik versuche er, nicht einfach die Einnahmen (sprich die Beiträge) zu erhöhen. „Meine Position ist es dagegen, an der Kostensituation zu arbeiten“, macht der Präsident sehr klar.

Übrigens: „Die Stadt, die SEG, die Stadtbetriebe – alle sind sehr interessiert, die Schützen zu unterstützen. Das Gefühl hat man bei der großen Politik dagegen nicht ...“, postuliert Detlef Bley und redet sich dann regelrecht in Rage: „Brauchtumspflege – da gehören Rituale zu. Säbel, Pferde, Hahnenköppen, wobei der Vogel hinterher in der Suppe landet. Wir schießen auf Holzvögel. Vielleicht soll uns eines Tages das auch noch verboten werden, weil es nicht ,ethisch‘ ist.“

Und weiter: „In Deutschland unterwerfen wir uns immer mehr Einzelmeinungen, lautstark vorgetragenen Einzelmeinungen. Wenn das die Probleme in unserem Land sind, dann habe ich den falschen Fernseher.“ Wenig später argumentiert Detlef Bley dann: „Die Zufriedenen sind nicht die Lauten. Die kleben sich nicht auf der Straße fest. Deswegen sitzen da auch nur ein paar Mann rum.“

In Sachen Hahnenköppen wolle er sich jedenfalls mit den Vereinen aus Stadt und Region solidarisch zeigen, die dieses Ritual noch pflegen würden. Deshalb habe er im Langwadener Festzelt den Kirmes-Gesellschaftern zugerufen: „Da steht ihr nicht allein!“

Detlef Bley ist ganz klar entschlossen, die wichtigen Rituale des Innenstadtregiments zu pflegen. Gleichzeitig will er aber den Vorstand verjüngen, Rücksicht auf die Interessen der jungen Bürger nehmen, „damit auch in 175 Jahren noch ein BSV Grevenbroich besteht“. Ein Thema in vielen Schützenvereine im Umkreis ist dabei der Schützenfest-Dienstag, den viele aus arbeitstechnischen Gründen nicht mehr mitfeiern können. Oft wird die Krönung dann auf den Freitag vorverlegt. Eine Diskussion, die Bley kennt: „Wenn die Interessen anders geworden sind …“, sinniert er, „die Motivation, zu den Veranstaltungen zu gehen, ist eine andere geworden. Das muss man berücksichtigen. Das muss man sachlich prüfen. Einige haben deshalb umgestellt.“

Für den BSV Grevenbroich sieht Bley das aber nicht: Am Freitag Abend habe es immer schon viele zuginterne Veranstaltungen gegeben, die dann gestrichen werden müssten. Auch der Montag Abend käme nicht in Frage, weil die Schützen (die ab 11 Uhr an der Theke stehen) „viel zu erschöpft“ seien. Die Krönung aber solle nun einmal „würde- und stimmungsvoll“ erfolgen. Das alles spreche auch weiterhin für den Dienstag.

„Ich bin nicht der BSV. Ich bin nur dessen Erfüllungsgehilfe“, schließt Detlef Bley und macht so deutlich, dass auch hier die Mitglieder des großen Innenstadtregiments entscheiden. Anfang 2026 wird übrigens wieder gewählt. Doch der Präsident denkt absolut nicht an „Wahlkampf“. Vielmehr unterstreicht er seine Unabhängigkeit: „Ich verdiene hier in dieser Stadt nicht mein Geld. Und ich bin auch in keiner Partei. Meine Sympathien gehören den Leuten, die ich mag. Dabei versuche immer, den Menschen zu sehen.“

Gerhard P. Müller