Jägercorps-Spieß Dohlens Pitter: Im letzten Amtsjahr im Stechschritt am eigenen Sohn vorbei „paradieren“ Des Königs Kette & die Kleider der Königin

Wevelinghoven · Sie sind für viele Heimatfreude in Wevelinghoven und auch darüber hinaus so etwas wie die Idealbesetzung eines Königspaares im Jubiläumsjahr: ebenso begeistert wie begeisternd. Sich aller Traditionen bewusst, zugleich aber auch modern, offen und bunt, so wie es das Jahr 2024 braucht. Nikolai und Nadine Dohlen strahlen: „Wir freuen uns schon ein Jahr lang auf unser Highlight, auf unser Schützenfest.“ Und dabei werden beide am Festsonntag rund um Jubiläumszug und Parade wahrhaft Schwerstarbeit leisten müssen …

BSV Grevenbroich: Schützenkönig Nikolai Dohlen
Foto: Nikolai Dohlen/KV,/Nikolai Dohlen(-gpm.

Nikolai Dohlen hat sich diese „Schwerstarbeit“ – im wahrsten Sinne des Wortes – selbst aufgehalst: Er wird bei dieser Gelegenheit die komplette Königskette mit allen Schildern der Gartenstadt-Könige tragen. Das habe es (außer natürlich in den Anfangsjahren) noch nicht gegeben. Das 100-Jährige sei, so der aktuelle König, eine schöne Gelegenheit, auch auf diesem Wege das Geschichtsträchtige nach außen zu tragen.

Dabei ist der silberne Königsvogel, der das Zentrum der Königskette bildet, noch älter als der Bürger-Schützen-Verein Wevelinghoven: Der wurde, weiß Nikolai Dohlen zu berichten, zur Gründung dem BSV von der „Marianischen Bruderschaft“ geschenkt. Erster Schützenkönig und damit erster Königsschild-Stifter war 1924 Heinrich Schumacher.

Der Silbervogel der „Marianischen Bruderschaft“ bildet das Zentrum der Königskette des Wevelinghovener BSV und ist deutlich älter als 100 Jahre. Übrigens: Weil es damals eine starke evangelische Gemeinde in der Gartenstadt gab und weil aber alle Wevelinghovener zusammenfeiern wollten, wurde keine Bruderschaft, sondern ein Bürger-Schützen-Verein gegründet.

Der Silbervogel der „Marianischen Bruderschaft“ bildet das Zentrum der Königskette des Wevelinghovener BSV und ist deutlich älter als 100 Jahre. Übrigens: Weil es damals eine starke evangelische Gemeinde in der Gartenstadt gab und weil aber alle Wevelinghovener zusammenfeiern wollten, wurde keine Bruderschaft, sondern ein Bürger-Schützen-Verein gegründet.

Foto: Nikolai Dohlen/KV,/Nikolai Dohlen(-gpm.

Allerdings kommt das Gartenstadt-Regiment noch nicht auf 100 Schützenkönige: Der Zweite Weltkrieg und die Corona-Pandemie haben dafür gesorgt, dass es aktuell erst 88 sind. Josef Gerard war 1938/39 der letzte König vor dem Krieg; Stefan Fücker kam wegen Corona auf drei Regierungsjahre. Trotzdem bringt die komplette Königskette ein gutes Gewicht auf die Waage. Nikolai Dohlen hat genau gemessen: Es sind :::::: Kilogramm.

Die werden aufgeteilt auf eine Haupt- und eine Unterkette. Letztere wird nur für den Schützenfestsonntag angefügt. Und dann heißt es für Dohlen: Gewichtheben mit dem Hals. „Ich werde wohl sehr gerade gehen“, lacht er im Gespräch mit der Redaktion des Erft-Kurier. Immerhin muss er darauf achten, dass die Königskette sich nicht zu weit nach vorne zieht (und den Träger gleich mit), dass sie aber auch nicht (und das Problem hatte bekanntermaßen ja Bürgermeister Klaus Krützen mit seiner Bürgermeister-Kette) zu weit unter den Kragen und nach hinten rutscht. Also heißt es für den obersten Repräsentanten der Wevelinghovener Heimattreuen: den Rücken gerade machen!

 Die königliche Familie im eigenen Garten unter dem Eichenbaum, den Nikolai Dohlen als Kind gepflanzt hat.

Die königliche Familie im eigenen Garten unter dem Eichenbaum, den Nikolai Dohlen als Kind gepflanzt hat.

Foto: Nikolai Dohlen/KV,/Nikolai Dohlen(-gpm.

Ähnliche Gedanken bewegen auch Schützenkönigin Nadine Dohlen mit Blick auf den Festsonntags-Jubiläumsumzug. Auch sie stellt sich – selbst gewählt – auf schweißtreibende Aufgaben ein. Der Grund liegt hier allerdings in der Kleiderwahl. Schützen und Zuschauer können sich dabei, so viel sei hier schon verraten, auf drei neue Kleider und auf das (Achtung!) Brautkleid freuen.

Geheiratet haben die Dohlens übrigens vor elf Jahren und das Brautkleid passt ihr immer noch. „Nach zwei Kindern … gut, nee?“, kommentiert Wevelinghovens Königin fröhlich. Ihr Mann fügt an, dass das für ihn und seinen Frack auch gelte. Und den will er an den Schützenfesttagen auch noch mal tragen. Spoiler: Nadine Dohlen will ihr Brautkleid am heutigen Königsehrenabend präsentieren.

Allerdings will sie zu den Farben ihrer anderen Roben nichts verraten. „Je nachdem, wie das Licht fällt, sehen die Farben immer anders aus“, sagt sie geheimnisvoll. Und sie fügt an: „Alle drei sind total unterschiedlich. Es gibt keinen durchgehenden Stil, keine durchgehende Linie.“ Dann geraten die Dohlens ein wenig ins Plaudern: Das Sonntags-Kleid sei schon „arg schwer“, habe „ordentlich Stoff“, könne nicht so locker aufgehangen werden, erzählt sie. „Ich bin gespannt, ob die damit in die Kutsche passt“, griemelt er. Und sie schiebt nach: „Wenn es 30° Celsius werden, brauche ich einen Ventilator für unters Kleid.“ Na, besser kann man Spannung doch nicht erzeugen …

Die offiziellen Königsbilder entstanden übrigens im Garten des Dohlen-Clans: Dort steht eine massive, nahezu perfekt gewachsene Eiche, die im hinteren Teil der Anlage für angenehmen Schatten sorgt. Die Geschichte aber, die der amtierende König dazu erzählen kann, ist typisch für ihn und seine Familie (zu der weitläufig auch BSV-Präsident Marcus Odenthal gehört): Als Kind sei er bei seiner Oma in Gescher zu Besuch gewesen. Von dort habe er Eicheln mitgebracht, die er daheim im elterlichen Garten vergraben hätte. Fünf kleine Bäumchen seien gewachsen. Einer davon sei ausgesucht und über all die Jahre gepflegt worden, so dass er heute jeden Dendrologen in Begeisterung versetzen würde.

Apropos Familie: „Königs-Vater“ Dohlens Pitter (in der älteren Wevelinghovener Generation wird der Nachname traditionsgemäß immer zuerst genannt!) ist Spieß im örtlichen Jäger-Corps. Mit seinen 76 Jahren denkt er schon seit längerem ans Aufhören. Als allerdings deutlich wurde, dass der Sohn Schützenkönig werden will, machte der Papa schnell klar, dass er es sich nicht nehmen lassen würde, am eigenen Sohn vorbei die Parade zu marschieren. Mit Haltung und im Stechschritt ihm die Ehre zu erweisen. „Danach will er aufhören“, sagt Nikolai Dohlen mit einer besonderen Mischung aus Stolz und Wehmut in der Stimme.