Aktion „#WeRemember“ wird auch hier in Grevenbroich unterstützt Herlitz: Heute ist es wichtiger denn je, Gesicht zu zeigen!
Grevenbroich · Der Holocaustgedenktag ist ein bundesweiter verankerter Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland (Erft-Kurier berichtete).
Bereits seit 1988 erinnert der "Arbeitskreis Judentum" um Ulrich Herlitz vom Grevenbroicher Geschichtsverein jährlich namentlich an die über 200 jüdischen Holocaustopfer Grevenbroich.
In diesem Jahr haben Schülerinnen und Schüler von "KKG — Gegen das Vergessen" gemeinsam mit Künstler Gereon Riedel auf seiner Installation "Denk.Mal" die Namen der früheren Nachbarn im heutigen Stadtgebiet Grevenbroichs verzeichnet.
"Es ist nicht einfach, eine angemessene Form des Gedenkens zu finden", so Ulrich Herlitz. Wie bei der nun morgen wieder anstehenden Verlegung von Grevenbroicher Stolpersteinen durch Gunter Demnig sei es jedoch eine wichtige Aufgabe, das Erinnern in den Alltag hinein zu holen.
Und, so Herlitz weiter, vor allem die nächste Generation müsse für die Erinnerungsarbeit gewonnen werden. Denn die Überlebenden und Zeitzeugen des Holocaust, zu denen er in den 1990er Jahren Kontakt unterhielt, seien oftmals verstorben.
Mittlerweile steht Herlitz im Kontakt zur zweiten, ja dritten Generation, die sehr aufmerksam verfolgt, wie Deutschland mit seiner Vergangenheit umgeht.
So hat Ulrich Herlitz in diesem Jahr auch einen Aufruf zur Beteiligung an einer Social-Media-Kampagne des "World Jewish Congress", der jüdische Gemeinden in über 100 Ländern weltweit vertritt, geteilt. Vor zwei Wochen gestartet, haben sich mittlerweile über 200.000 Menschen beteiligt, in dem sie mit dem Hashtag "#WeRemember" Fotos von sich gepostet haben.
Auch die Partner, die sich an der diesjährigen Gestaltung des Holocaustgedenktages im Kulturtreff "Ehemalige Synagoge Hülchrath" beteiligten (Erft-Kurier berichtete), haben ebenso wie die Dorfgemeinschaft Hülchrath oder Bürgemeister Klaus Krützen diese Aktion unterstützt. Die Kampagne haben weltweit Millionen Menschen verfolgt; die Bilder sind zum Gedenktag auch auch in der Gedenkstätte des KZ Auschwitz öffentlich gezeigt worden.
"In Zeiten, in denen Antisemitismus, Diskriminierung und plumper Geschichtsrevisionismus wieder wachsen, ist es wichtig, einerseits Gesicht zu zeigen und deutscher Geschichte in allen Facetten zu erinnern. Die heutige und erst recht die nachfolgende Generation tragen keinerlei Schuld, aber die Verantwortung, sich zu allen Höhen und Tiefen deutscher Geschichte zu bekennen", so Ulrich Herlitz abschließend gegenüber der Redaktion des Erft-Kurier.
Und es gelte, auch diejenigen anzusprechen, die bisher nur sehr wenig von der Verfolgung und Ermordung im Holocaust, die auch hier vor Ort begann, kennen.
Die Kampagne könne nur ein erster Schritt sein, die Resonanz und die Bereitschaft besonders der Schüler von "KKG — Gegen das Vergessen", sich mit dem Thema zu beschäftigen, seien sehr ermutigend, so Herlitz weiter.
In Deutschland haben sich viele Politiker, Personen des öffentlichen Lebens, Vertreter aller Religionen (wie zum Beispiel auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland) an dieser weltweiten Erinnerungskampagne beteiligt.
"Am wichtigsten aber war die Beteiligung der nachfolgenden Generationen — auch in Grevenbroich", so Ulrich Herlitz wörtlich.
Im Rahmen der sechsten Verlege-Aktion wird Künstler Gunter Demnig Stolpersteine für die Geschwister Kaufmann aus Kapellen, die Familie Vasen in Hülchrath, Berta Löwenthal in Gustorf und die Famlie Beretz in Gindorf verlegen. Schülerinnen des Projektes "KKG — Gegen das Vergessen" beteiligen sich wiederum an der Verlegeaktion.
Los geht es morgen ab 14.30 Uhr in Kapellen. Partner sind der BSV Kapellen und die "Kapellener Jonge". Treffpunkt ist Neusser Straße, Hausnummer 30. Ab etwa 15.15 Uhr geht es in Hülchrath weiter. Partner ist hier die Dorfgemeinschaft Hülchrath. Treffpunkt ist die Herzogstraße.
Um etwa 16.15 Uhr ist in Gustorf/Gindorf das "Ortsnetzwerk Gustorf-Gindorf" Partner. Treffpunkt ist in Gustorf die Christian-Kropp-Straße und ab etwa 17 Uhr in Gustorf die Friedensstraße.
-ekG.