Handschriftliches vom Opa, Mehrwert für die Zukunft
Grevenbroich · Anne Behrens, die wohl bekannteste Grevenbroicher Künstlerin, wurde 80 Jahre alt. Aus diesem besonderen Anlass gaben der Kunstverein Grevenbroich, dem sie seit 30 Jahren angehört, und das Kulturamt einen Empfang im Museum „Villa Erckens“.
Die Schar der Gratulanten nahm gar kein Ende.
Der Platz im Museum reichte kaum aus für all die Gäste, darunter auch Bürgermeisterin Ursula Kwasny. Anne Behrens hat als langjährige Kunsterzieherin an der Grevenbroicher Fachschule für Sozialpädagogik und als VHS-Dozentin für Batik, Scherenschnitt und Papierarbeiten vor allem viele Grevenbroicher Bürgerinnen auf ihrem Lebensweg begleitet und dabei geholfen, die eigene Kreativität zu entdecken. Sie war immer überzeugt, dass jeder Mensch befähigt ist, kreativ zu sein.
Für sich selbst hat sie die Kunst schon in jungen Jahren entdeckt. Deshalb studierte sie an der Werkkunstschule in Düsseldorf. Papier in allen Spielarten wurde schnell ihr bevorzugter Werkstoff.
Anne Behrens hat sich im Laufe ihrer künstlerischen Entwicklung immer weiter entwickelt, weg vom Gegenständlichen hin zur reinen Form. Zu ihrem Markenzeichen wurden dabei die filigranen dreidimensionalen Kreise (siehe kleines Foto).
Wer sich mit den Werken von Anne Behrens auseinandersetzen will, hat dazu noch bis zum 21. Juni im Museum „Villa Erckens“ Gelegenheit.
Zu ihrem 80. Geburtstag hat die begnadete Papierkünstlerin, deren „filigrane Fingerfertigkeit“ in den Eröffnungsreden zur Ausstellung gerühmt wurde, noch mal zur Schere gegriffen und ganz neue Werke geschaffen.
„Ich habe im vergangenen halben Jahr quasi Tag und Nacht gearbeitet“, erklärt die Künstlerin. Es wird wohl ihre letzte große Ausstellung. Sie wolle zwar weiter ihre Kunst ausüben, aber das Vorbereiten einer Ausstellung werde ihr zu mühsam, so Anne Behrens weiter.
Die Ideen zu den Kunstwerken entnahm sie aktuellen Tagesthemen. Nach der Farbenlehre des Bauhaus-Malers Johannes Itten schuf sie 25 filigrane Papierkreise, die Farbenvielfalt und Völkervielfalt symbolisieren.
Das Geschenk von 20 Sandsäcken inspirierte sie zu der Installation, die das rettende Ufer für die Flüchtlinge auf dem Mittelmeer darstellen soll.
Bunt und fröhlich wird es bei den vielen Schmetterlingen aus Japanpapier, die dem Betrachter aus den Schaukästen geradezu entgegen quellen. „Sie sind gefährdet, aber sie dürfen nicht aussterben“, meint die Künstlerin.
Mit vielen übereinandergelegten Baumscherenschnitten erinnert die Künstlerin an den Sturm „Ela“.
Anne Behrens sorgt sich sehr, dass die Handschrift durch den Computer ersetzt werden könnte. Deshalb schuf sie aus feinstem Büttenpapier Karten, die sie auf der Vorderseite mit Papierbäumen verziert hat. „Ich wünsche mir, dass Großväter etwas in Handschrift für ihre Enkel darein schreiben und eines Tages sind diese Handschriften bestimmt mehr wert, als meine Bilder.“
Dagmar Reschke