Großes Kinderglück vs. wenig Geld und Akzeptanz: Wie schwer haben es Eltern?
Grevenbroich · In Neuss wird gerade heiß diskutiert, wie kinderfeindlich die Stadt ist. Grund genug für unsere Redaktion der Frage einmal in der Schlossstadt auf den Grund zu gehen. Die meisten Eltern haben sich daran gewöhnt: Während Eltern in Düsseldorf geringe oder gar keine Kindergartengebühren zahlen müssen, greifen die Mamas und Papas hier tief in die Tasche.
Was könnte man mit den paar hundert Euro im Monat nur mehr anfangen? Darüber sollten sich die Eltern besser keine Gedanken machen...
Denn den Familien wird überall Geld aus der Tasche gezogen: Während dem Single-Ratsherrn eine Strom- oder Wasserpreiserhöhung egal ist, weil er nur einmal am Tag duscht und nur einmal die Woche Wäsche reinigt, läuft bei einer fünfköpfigen Familie jeden Tag die Waschmaschine, fünfmal am Tag die Dusche mit Warmwasser. Wer sich für Kinder entscheidet, ist finanziell geschwächt. Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes bemängelt seit Jahren die finanzielle Abzocke der Familien und die Alibi-Geschenke der Politiker: "Der Staat klaut den Familien die Sau vom Hof und gibt ihnen gönnerhaft drei Koteletts zurück."
Eltern müssen sich aber nicht nur mit geschwächten Geldbeuteln herumplagen, sondern auch mit wenig Respekt. Die Schlossstadt ist unlängst in die Öffentlichkeit gerückt, weil Busfahrer sich geweigert haben, Familien mit Kindern zu befördern.
Und auch der Gang zu öffentlichen Gebäuden wie dem Straßenverkehrsamt oder dem Rathaus wird vor allem Eltern mit einem Kinderwagen erschwert. "Ich musste neulich den Kinderwagen vor dem Rathaus stehen lassen, weil es keine Möglichkeit gab, mit ihm ins Gebäude zu gelangen. Aus Angst, dass er dann noch geklaut wird, musste ich während des Gesprächs mit der Mitarbeiterin andauernd aus dem Fenster schauen", erzählt Janine Post. Während Spielplätze eigentlich immer ein guter Anlaufpunkt für Familien sind, steht die Sauberkeit dieser bei den Müttern stark in der Kritik. "Spielplätze sind ein Ort für Kinder. Die meisten sind aber durch Zigarettenstummel oder Glasscherben verdreckt", ärgert sich Maren Werner über die Situation.
Alternativ zu Spielplätzen wurden in Städte wie Mönchengladbach und Ratingen bereits so genanntes "Mutter-Kind-Café" eröffnet, um Eltern auch einen Aufenthaltsort bei schlechtem Wetter anzubieten. "Ich fände die Umsetzung eines Eltern-Kind-Cafés in Grevenbroich toll. Es gibt schließlich genug Leerstellen in der Innenstadt, sodass dies eine gute Möglichkeit wäre, um diese zu füllen", erklärt Maren Werner weiter. Dann würde es vermutlich auch mehr Wickeltische in der Stadt geben. Diese sind derzeit auf etwa zwei Stationen beschränkt. Eine davon befindet sich im Drogeriemarkt. "Nicht einmal alle Cafés bieten eine Möglichkeit zum Wickeln an", sagt Werner.
Zusätzlich sind die Kinderbeiträge im Gegensatz zu zum Beispiel Krefeld in Grevenbroich besonders hoch. "Jetzt soll bei uns im Kindergarten auch noch der Service des Mittagessens auf den Förderverein, einer Initiative von Eltern, die ehrenamtlich arbeiten, abgeschoben werden. Manchmal hat man das Gefühl sowieso nur für die KiTa-Beiträge arbeiten zu gehen", so Susann Pfaff.
Unsere Redakteurin Julia Schäfer ist gerade mit dem zweiten Kind schwanger und schildert auf Seite 3, mit welchen Problemen sich Eltern plötzlich konfrontiert sehen — und wie leicht viele der Problem-Punkte schon im normalen Miteinander geklärt werden könnten.