„Gesellschaftliche Trendwende“ fürs Bahnhofsviertel gefordert

Grevenbroich · „Wir brauchen keinen Quartiers-Manager. Wir brauchen keinen, der vernetzt. Wir brauchen jemand, der sich mit den sozialen Problemen beschäftigt.“ Ratsfrau Martina Suermann reagiert hart auf eine Ankündigung der Stadt.

Der Grevenbroicher Bahnhof macht nicht nur Martina Suermann (links) große Sorgen.

Und verweist auf die jüngsten Vorfälle am Bahnhof: Der 18-Jährige, der niedergestochen wurde, und der Neusser, der am helllichten Tag ausgeraubt wurde.

Bürgermeister Klaus Krützen hatte vergangene Woche in Sachen Quartiers-Manager (die Auschreibungen nach den ISEK-Vorgaben waren im Sande verlaufen) im Erft-Kurier über neue Wege nachgedacht: „Wir prüfen, ob wir auf eigene Kosten oder vielleicht auch über einen Werksvertrag einen Quartiers-Manager engagieren können.“

Für Martina Suermann von „Mein Grevenbroich“ der vollkommene falsche Ansatzpunkt: „So ist das kein Zustand“, ereifert sie sich im Gespräch mit dem Erft-Kurier.

Sie wünscht sich quasi eine „konzertierte Aktion“: „Man muss zum Beispiel die Deutsche Bahn in die Pflicht nehmen. Die kann zur Not ihr Hausrecht auch auf die Stadt übertragen“, überlegt Suermann. Auch das Ordnungsamt und die Polizei müssten öfter und sichtbar vor Ort, also rund um den Bahnhof, in Erscheinung treten. „Das ist doch viel zu wenig, was da momentan läuft.“

Und dabei interessiere sie nicht die „statistische Sicherheit“, die die Polizei aus ihren Einsatzzahlen herauslese. „Die Bürger sollen sich wirklich sicher fühlen“, umschreibt sie das große Ziel. Dafür müsse man die Beschwerden der Anwohner ernst nehmen. „Es kann ja sein, dass die Polizeistatistik diese vielleicht nicht untermauern. Aber ich muss doch im Sinne der Bürger denken“, so Martina Suermann.

Im Zusammenhang mit ISEK würde viel Geld in die Hand genommen, aber „Kosmetik“ reiche nicht aus. Suermann fordert eine „gesellschaftliche Trendwende“.

Konkret schlägt sie vor: „Die Stadt muss sich mit den Sozialverbänden ins Benehmen setzen. So könnte zum Beispiel die Suchtberatung der Caritas vor Ort Präsenz zeigen. Die Stadt muss nicht selber Personal einstellen.“ In dem zu erstellenden Sozialkonzept müssten Schnittstellen zum hohen Migrantenanteil im Bahnhofsviertel („Die sind auch nicht alle glücklich, die haben auch Angst, abends oder nachts ihre Frauen allein über die Straße gehen zu lassen.“) und zu den suchtkranken Menschen eingeplant werden. Für letztere präferiert Suermann „niederschwellige Angebote“ – vom Treffpunkt bis zur gezielten Ansprache. Dabei bezieht Martina Suermann auch den angrenzenden Stadtpark gleich mit ein, in dem man alles so habe zuwuchern lassen, dass „heimliche Winkel entstanden sind, wo sich Alkoholabhängige“ treffen können.

Apropos: „Warum erlässt die Stadt kein Alkoholverbot für den Bahnhof und für den Stadtpark? Warum das in anderen Städten (Duisburg) geht und bei uns nicht geht, erschließt sich mir nicht“, so Martina Suermann.

Gerhard Müller

(Kurier-Verlag)