Esther Abrahamczik: Als „Mzungu“ in Uganda Einiges bewegen wollen
„Eine Veränderung macht am meisten Sinn, wenn sie von den Menschen vor Ort kommt. In Uganda geht es viel um das Jetzt und Heute. Die Menschen leben von der Hand im Mund, da ist es schwer die Zukunft zu planen“, erzählt Esther Abrahamczik. Für drei Monate hat sich die 28-Jährige an einem Freiwilligen-Projekt beteiligt und als „Mzungu“ Einiges bewegt.
Hochneukirch. Kochen über einer offenen Feuerstelle. Schuhe basteln aus Reifen. Binden aus alten Stoffresten nähen und per Hand und Seife Wäsche waschen. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich in einem armen Land gewesen bin“, berichtet die Hochneukircherin, „aber zum ersten Mal habe ich vor Ort gelebt und mich in die Gemeinschaft integriert. Nach den drei Monaten schaue ich ganz anders auf die Welt. Wie selbstverständlich einfach Kleinigkeiten genommen werden.“
Während ihres Studiums der sozialen Arbeit in Schottland stellt sich Abrahamczik eine Frage: Wie ist die soziale Arbeit denn eigentlich im globalen Kontext? Dabei stößt sie auf die Organisation „Voluntary Service Overseas“ (VSO) und das Freiwilligenprojekt „International Citizen Service“ (ICS). „Das ist das einzige Projekt, das vom Ministerium für internationale Entwicklung von Großbritannien zu 90 Prozent finanziell unterstützt wird. Alle anderen Freiwilligenprojekte sind viel zu teuer“, erklärt sie.
Zehn Prozent muss die Sozialpädagogin durch Spenden selber aufbringen. „Also habe ich an einer ,Five Pound Challenge’ teilgenommen“, so Abrahamczik. Das bedeutet fünf Tage lang von nur einem Pfund zu leben – eine Durchschnittssumme, die unter der Armutsgrenze liegt. „Ich habe auf Kaffee und Tee verzichtet, weggegangen bin ich auch nicht und habe mich hauptsächlich von Fertigprodukten ernährt. Die sind nämlich leider viel günstiger als frisches Gemüse“, überlegt sie. Hinzu kamen Spendengelder während eines Wohnzimmer-Konzerts der Irish-Folk-Bband „Seisiún“, in der der Vater der 28-Jährigen spielt, und Einnahmen der gesamten Wohnungsauflösung in Aberdeen. „Wir haben mit dem Hilfsprojekt und einigen Freiwilligen in Lira (Uganda) versucht für die Dorfgemeinschaft eine Existenzgrundlage zu schaffen“, weiß Esther Abrahmczik zu berichten. Sie selbst fungierte als Teamleiterin und managte das Projekt vor Ort. „Es gab unterschiedliche Gruppen. Die einen haben sich mit dem Ackerbau beschäftigt, die anderen wie man Schuhe macht oder eine Gruppe hat sich mit der Friseur-Frage auseinandergesetzt. Die kahl geschorenen Haare vieler Frauen ist nämlich ein Zeichen von Armut. Lange Haare kosten viel Geld“, erklärt sie. Das Hilfsprojekt gibt es erst seit zwei Jahren. Die Hochneukircherin, die in Schottland lebt, gehörte dem fünften Zyklus an, der vor Ort half. „Nach drei Monaten sind wir in Lira so weit gekommen, dass sich die Jugendlichen selber Materialien beschaffen konnten oder ihre Backware selbstständig am Marktplatz verkaufen konnten. Wir haben versucht nachhaltig anzusetzen. Dass die Menschen auch weitermachen können, wenn wir nicht mehr da sind.“ Da jedoch jeder sehr arm ist und auf sich selber schaut, sei das nicht wirklich einfach. „Aber es ist ein Anfang und zumindest wissen viele dann, wie ein Acker betrieben wird, Brot gebacken oder Schuhe gemacht werden“, so Esther Abrahamczik.