Einblick in die Fackelbauhallen des BSV Grevenbroich Von Friedenstaube bis „grünem“ Kohlestrom
Grevenbroich · Sie schweißen und kleben, verkabeln und pinseln schon seit Wochen – die fleißigen Fackelbauer des BSV Grevenbroich. „Es ist eigentlich das selbe Niveau wie vor Corona“, freut sich Fackelbaubeauftragter Willy Helfenstein bei einem Rundgang durch die drei Fackelbauhallen, dass es wieder sechs eigene Großfackeln gibt.
Die Züge „Rösige Boschte“ – hier ist Helfenstein Mitglied – und „Mer stonn zesamme“ bauen bereits ihre zwölfte gemeinsame Fackel. Das Motto in diesem Jahr: „Die Bierpreise im Zelt sind zum Weglaufen“. Die große Figur eines Schützens mit Bierglas in der Hand, der vom gefräßigen „Preis“ in Pacman-Form verfolgt wird, ist auch im unfertigen Zustand schon imposant.
Direkt neben der Fackelbaugemeinschaft in der Halle der Firma Barrawasser verpasst der Jägerzug „St. Florian“ seinem Kunstwerk den letzten Schliff. Zum 90-jährigen Jubiläum kommen im wahrsten Sinne des Wortes „Alle unter einen Hut“. „Wir haben den Wagen von einem anderen Zug, der nicht mehr baut, bekommen. Da der schon vorgefertigt war und wir erst spät hier anfangen durften, haben wir uns entschieden, das Grundgerüst zu übernehmen“, erklärt Jürgen Rosemann von den „Florianern“.
Und damit spricht er ein Problem an, das vielleicht manch einen Zug vom Fackelbau abgehalten hat. Zwei bis vier Wochen später als sonst üblich konnten die fleißigen Schützen mit ihrer Arbeit starten. Zum einen, weil lange unsicher war, ob alles wie gewohnt stattfinden kann, und zum anderen, weil Hallen erst später bezogen werden konnten. Das tat der Leidenschaft und Kreativität der Fackelbauer aber dennoch keinen Abbruch, wie die Zuschauer beim Fackelzug sehen werden.
Der Jägerzug „Noh’besch Jonge“ zählt zu den alteingesessenen Fackelbauern und hat wieder beim GWG seine Zelte aufgeschlagen. In diesem Jahr wird der Zug bereits mit Fackel Nummer 49 durch die Straßen Grevenbroichs ziehen. Und diese wird ausnahmsweise mal kein lokales Thema haben, wie Schriftführer Josef Flesch erzählt. „Frieden für die Welt“ – diesen Wunsch möchten die „Noh’besch Jonge“ mit ihrer Fackel im Hinblick auf die Konfliktherde und Unruhen rund um den Globus zum Ausdruck bringen und haben sich daher für eine Friedenstaube im „Ukraine-Outfit“ entschieden. Und der Jägerzug ist schon jetzt bemüht, im nächsten Jahr die 50. Fackel auf die Straße zu bringen.
In der Halle an der Ringstraße in Noithausen werden gleich drei Fackeln gebaut. Wie die „Noh’besch Jonge“ hat sich der Jägerzug „St. Hubertus“ für ein internationales Thema entschieden. „Das Motto der Fackel lautet ,WM in Katar o weh, Menschenrechte ade‘, weil uns wichtig war, auf die ganze Thematik hinzuweisen“, erzählt André Dresen. Dafür haben die Männer ein Stadion gebaut, das unter anderem das WM-Maskottchen zieren soll. Das Besondere: Der Jägerzug setzt auf LED-Beleuchtung, die mittels Autobatterien betrieben werden soll. „Es wäre schön, wenn wir nicht mehr das klassische Dieselaggregat auf dem Auto haben“, erklärt Wolfgang Müller die Idee dahinter.
Gleich nebenan steht eine altbekannte Fackel: der VW-Bus des Jägerzugs „St. Bernardus“. „Es ist das dritte Mal, dass der VW-Bus mitgeht. Nach rheinischem Gesetz ist das jetzt Tradition“, lacht Kronprinz Daniel Tockhorn. In diesem Jahr wird die Fackel einem ganz besonderen Menschen gewidmet: In Gedenken an den verstorbenen Gründer der Edelknaben, Toni Grippekoven, trägt sie das Motto „Tschüss Onkel Toni“. Dafür packte sogar Edelknabenkönig Felix I. persönlich mit an. Während der VW-Bus schon zur Tradition geworden ist, entsteht vielleicht gerade eine neue. Denn zum ersten Mal wird es eine Vorstandsfackel geben. Zum Thema „Kohlestrom wird grün“ ziert diese ein abgeknicktes Windrad sowie ein Kühlturm.
Wenn alles gut läuft, soll aus dem sogar grüner Rauch steigen, verrät Ulrich Gerhard, Archivar des BSV. Wenn es nach ihm geht, wird es nicht die letzte Fackel vom Vorstand bleiben: „Ein ganzer Haufen Leute ist motiviert zu bauen.“ Aber was in den Gesprächen mit den Fackelbauern immer wieder deutlich wurde: Es werden dringend Schweißer gesucht. „Ein Großteil ist Schweißarbeit“, erklärt Helfenstein und da ein Generationenwechsel stattgefunden habe und es nicht eine große gemeinsame Fackelbauhalle gebe, sei es schwierig, das nötige Wissen weiterzugeben. Daher wird geplant, einmal einen Workshop für die Grundlagen des Schweißens anzubieten. Und nicht zuletzt ist da immer noch der Traum der eigenen Fackelbauhalle, die einiges erleichtern würde. „Das würde den Fackelbau sicher noch einmal beflügeln“, ist der Fackelbaubeauftragte sicher. Wer eine ungenutzte Halle hat, könne sich daher gerne melden.