Musiker aus Bedburg gibt bei „Let´s dance“ den Ton an Dieter Kirchenbauer schreibt Musik individuell um
Wenn Pascal Hens trotz seiner Körperlänge von 203 Zentimetern über die Bühne schwebt, wenn Ella Endlich nicht von den Profis zu unterscheiden ist und wenn Oliver Pocher mit seinen Interpretationen der Show ein ganz neues Gesicht verleiht, ist jede Woche bei „Let’s dance“ auch ein Bedburger beteiligt: Dieter Kirchenbauer ist Musikproduzent und für die Hits der Erfolgsshow verantwortlich.
Bedburg. Mitten in der
Bedburger Innen-
stadt verrät nur
eine Gitarre im
Schaufenster, dass
es hinter der Tür wohl um Musik gehen muss. Wer Dieter Kirchenbauer daheim besucht, steht mitten in einem großen Tonstudio. Zahlreiche Instrumente, Computer, Mikrofone, Kabel und Co zeigen, dass hier hart gearbeitet wird. „Ich habe das Glück, dass ich aus meinem größten Hobby meinen Beruf machen konnte“, so der Musikproduzent. Seit 2011 zeichnet er (neben einem weiteren Produzenten) für die Umsetzung der Hits bei „Let’s dance“ verantwortlich. Denn jedes Lied muss für die Tänzer ganz individuell bearbeitet werden. „Da wird schon mal aus Joe Cocker eine Salsa oder aus Marilyn Manson ein Tango“, verrät der Musiker die Besonderheit der Produktionen. Zu den Anfangszeiten der Erfolgsshow spielte noch eine Live-Band im TV-Studio. Kirchenbauer verrät, weshalb das nicht mehr so ist: „Die Tänzer brauchen verlässliche Punkte in der Musik, an denen sie sich orientieren. Live-Musik hat eben auch viel mit individueller Interpretation zu tun. Wenn ein Sänger dann etwas anders gesungen hat, als in den Aufnahmen während der Proben, hat das die Promis beim Tanzen schon mal verwirrt.“
Dieter Kirchenbauer ist übrigens nicht jeden Freitag im RTL-Studio, um sich live von „seiner“ Musik zu überzeugen: „Ich möchte die Produktionen so hören, wie jeder Zuschauer vor dem Fernseher. Denn dafür bearbeite ich die Lieder ja, also möchte ich sie erleben wie das Zielpublikum.“ Meistens besucht er die Show dann aber doch einmal im Jahr: „Dann gehe ich zum Halbfinale, da ist es meistens noch mal so richtig spannend.“ Ansonsten bleibt in den Monaten während der Staffel nicht viel Zeit für irgendwas: „Das ist wirklich ein 24/7-Job. Ich gehe oft morgens früh ins Studio und wenn ich irgendwann merke, dass ich noch einkaufen muss, trete ich vor die Tür und alle Geschäfte haben geschlossen, weil es schon längst Abend geworden ist.“ Stressig kann es schon mal werden, wenn den Tänzern bei der Probe auffällt, dass am Lied noch etwas geändert werden muss: „Es gibt regelmäßig Änderungswünsche, weil die Tänzer zum Beispiel merken, dass sie einen ruhigen Part brauchen, um Luft zu holen oder jemand sich den Fuß angeknackst hat und deshalb bestimmte Hit-Passagen so nicht funktionieren. Wir haben sogar mal über Nacht einen ganzen Song austauschen müssen.“
Besonders faszinierend findet der gebürtige Nordschwarzwälder, der aus beruflichen Gründen 1988 ins Rheinland gezogen ist, wie aus dem Zusammenspiel aus Musik, Choreographie, a Licht und der Ausstrahlung der Tänzer ein Gesamt-Kunstwerk wird: „Bei Massimos Tango zu ,Tainted Love‘, der 30 Punkte gebracht hat, habe ich selbst vor dem Fernseher gesessen und nur gedacht ,Wow!‘.“
Während Kirchenbauer die Musik so arrangiert, dass sie zum Tanz passt, weiß er übrigens nicht, welcher Promi darauf tanzen wird. „Das ist auch ganz gut so“, lacht der 63-Jährige und erklärt, „wenn ich gewusst hätte, dass Oliver Pocher auf ,Bohemian Rapsody‘ von Queen tanzt, hätte ich mich eventuell beeinflussen lassen. Der interpretiert seine Tänze ja immer sehr unterhaltsam.“ Kirchenbauer hat übrigens auch eine Favoritin: „Ich glaube, dass Ella Endlich dieses Jahr die Show sicher gewinnen wird.“
Wenn Mitte Juni das Finale über die Bühne gegangen ist, wird es übrigens nicht viel ruhiger für den Vollblutmusiker, der von sich selbst sagen kann, dass er fast rund um die Uhr ein Instrument in der Hand hält und „vor sich hinklimpert“.
Die Arbeit mit Musikern aus ganz Europa, das Projekt „Beethoven-Werk“ bei dem Lieder von Beethoven mit denen von „Kraftwerk“ kombiniert werden und die Organisation eines „Woodstock“-Abends am Grubenrand in diesem August lassen keine Langeweile aufkommen.
Doch für Dieter Kirchenbauer ist es nicht nur Arbeit: „Musik bedeutet mir eben alles. Ich interessiere mich für jede Art von Musik und freue mich auf alles, was noch kommen wird.“
Julia Schäfer