Die „Amnesty International“-Gruppe im Rhein-Kreis „Der Einspruch vieler Menschen kann dazu beitragen, Unrecht zu verhindern“
Grevenbroich · Der Kreisgruppe von „Amnesty International“ geht es so wie derzeit vielen anderen Vereinen, Chören und Gruppen: Der Nachwuchs fehlt. Getragen wird die Arbeit von „zehn Mitgliedern, meistens im Rentenalter. Und wir hatten auch schon herbe Verluste durch Dahinscheiden“, sagt Roland Brozio, mit seinen 80 Jahren einer der Aktivposten.
Dabei ist die Arbeit wichtig, kümmern sich die einzelnen Gruppen doch meist sehr direkt um politisch Verfolgte aus den unterschiedlichsten Unrechtssystemen, die wir auf der Welt (immer noch und derzeit auch wieder mehr) haben.
Mit den „Briefen gegen das Vergessen“, die an die Botschaften, an Justizminister oder Regierungen gerichtet werden, versuchen die AI´ler aus dem Rhein-Kreis Tran Huhnh Duy Thúc den Rücken zu stärken. Der Blogger und Unternehmer aus Vietnam sitzt in seinem Heimatland seit 2010 aus politischen Gründen in Haft. Die dortige Ein-Parteien-Diktatur, die keine abweichende Meinung duldet, schränkt Rechte wie freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit willkürlich ein. Seit drei Jahren versuchen Roland Brozio, Heiner Labonde und andere, hier für Öffentlichkeit zu sorgen.
Aktuell haben sie mehrere Veranstaltungen für ihren Schützling in Planung: Am 27. September um 18 Uhr spricht Dr. Genia Findeisen in der Stadtbücherei auf der Stadtparkinsel in Grevenbroich.
Die Südostasien-Expertin, die zugleich eine Expertin auf dem Gebiet der Menschenrechte und eine langjährige Aktivistin bei „Amnesty International“ ist, wird über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen sprechen, denen die Menschenrechtsaktivisten und die Bevölkerung in Vietnam gegenüberstehen.
Findeisen wird ihre persönlichen Erkenntnisse aus erster Hand teilen, die sie durch ihre Forschung und ihre Zusammenarbeit mit Menschenrechtsaktivisten vor Ort gewonnen hat.
Am 15. Oktober folgt dann um 15 Uhr ein Benefizkonzert in der „Villa Erckens“, bei dem das AKA-Trio ganz besondere Musikstücke darbieten werden. Darüber hinaus soll auch der nächste „Genuss-Abend“ im bekannten Brozio-Wohnzimmer diesem Themenbereich gewidmet werden.
Nicht nur durch ihre Besuche in einzelnen Schulen wissen die heimischen „Amnesty-International“-Aktiven, dass Menschenrechte und deren Sicherung Themen sind, die den nachwachsenden Generationen durchaus am Herzen liegen. Aber: „Für Projekte, für Unterschriftensammlungen und Ähnlichem kann man gerade Schüler begeistern. Jugendliche dazu zu bringen, sich über einen längeren Zeitraum zu verpflichten, ist schwierig“, seufzt nicht nur Heiner Labonde.
Dabei ist die AI-Arbeit mitunter durchaus erfolgreich: „Zahlreiche Beispiele zeigen: Der Einspruch vieler Menschen per Brief oder Mail kann mit Erfolg dazu beitragen, Unrecht zu verhindern, Haftbedingungen zu erleichtern – und manchmal sogar Freilassungen zu erreichen“, unterstreicht Labonde.
Wer mehr wissen oder mitmachen will, kann sich an Roland Brozio (roland.brozio@freenet.de) wenden.