Das Schielen auf die Reserveliste

Anstel · Troles vs. Willmann — wer "darf" gegen Amtsinhaber Rainer Thiel im Kampf um das heimische Landtagsmandat antreten? Nach dem "Casting" am Dienstag Abend in der Ansteler Schützenhalle ist der Antwort auf diese Frage nicht wirklich näher gekommen.

„Wer in der Politik was erreichen will, der muss für die Sache brennen“, betonte Heike Troles. Und Michael Willmann stellte fest: „Ich fühle mich bereit für eine verantwortungsvolle Aufgabe im Landtag.“

Dort hatten die CDU-Verbände aus Dormagen, Rommerskirchen und Grevenbroich gemeinsam zu einer Kandidaten-Vorstellung eingeladen. Mit dabei auch André Heryschek, der — wie berichtet — seine Landtags-Pläne inzwischen ad acta gelegt hat.

Fest steht, dass Rainer Thiel (links) wieder für die SPD ins Rennen geht. Hans-Christian Markert (rechts), der mit Kaarster „Grünen“ über kreuz steht, will nun zwischen Rhein und Erft für seine Partei antreten. „Das wird sicher spannend, wenn Rainer Thiel, der Markert ja im vergangenen Landrats-Wahlkampf für hervorragend geeignet gehalten hat, nun im Landtags-Wahlkampf erklären, dass er nicht geeignet ist“, hieß es in der CDU-Versammlung süffisant.

Geht man vom Applaus nach den beiden Reden aus, so müsste man von einem Plus für Heike Troles ausgehen. Allerdings stellte die Grevenbroicher CDU dem Ansehen nach auch das Gros der anwesenden Mitglieder, so dass ein "Applausometer" keine wirkliche Klarheit gegeben hätte.

Zudem werden letztendlich am kommenden Donnerstag Delegierte aus den drei Verbänden darüber abstimmen, wer für die CDU in den Kampf ziehen darf: 20 aus Dormagen, sechs aus Rommerskirchen, 20 aus Grevenbroich — allesamt natürlich "handverlesen" von den heimischen Vorständen. Und ob die in Anstel überhaupt dabei waren und ob sie nach den dortigen Vorstellungsreden entscheiden werden, ist eher fraglich. Da mögen am Ende (partei- oder verbands)-taktische Gründen den Ausschlag geben, wie es Wolfgang Horst (altgedienter Kämpe und Delegierter aus Dormagen) schon deutlich machte: Sollte der Wahlkreis allen Erwartungen entgegen nicht direkt gewonnen werden, komme die Reserveliste ins Spiel.

Und da würde Heike Troles als Frau erfahrungsgemäß deutlich weiter vorne abgesichert als Michael Willmann als Mann, postulierte der Zonser Politiker deutlich.

"So würden wir aus Grevenbroich niemals argumentieren. Es geht um den inhaltlich besseren Kandidaten. Und das ist hier die Kandidatin, das ist Heike Troles", so Wolfgang Kaiser, Partei-Chef aus der Schloss-Stadt.

Was nun die Inhalte angeht, machten die beiden Ansteler Reden deutlich, dass Troles und Willmann nah beieinander sind: Bildung, Sicherheit und Ordnung, Wirtschaft — das waren die Themen, denen sich beide widmeten.

Und beide bewiesen, dass sie eigentlich schon im Wahlkampf-Modus sind. Willmann attackierte SPD-Mann Rainer Thiel scharf: Der zeige wenig Präsenz im Wahlkreis, stehe für eine "Hals-über-Kopf-Politik", bei der er sich in Sachen Braunkohle in Widersprüche verwickele, und kommen mit seinen Einlassungen "sehr oft zu spät".

Heike Troles setzte mit ihrer Kritik bei der "kraftlosen Hannelore" an. Sie verwies darauf, das Nordrhein-Westfalen dank der rot-grünen Landesregierung im Bundesvergleich in fast allen Bereichen das Schlusslicht sei. "Wir sind nur vorne bei der Kinderarmut, bei der Arbeitslosigkeit und bei der steuerlichen Belastung der Arbeitnehmer", rief sie in den Saal.

Die Landesregierung sei eingeschlafen und kraftlos: "Die vor uns liegenden Herausforderungen kann nur die CDU beantworten", lautete ihr hartes Resümee.

In der Schulpolitik sprach Michael Willmann sich für die beiden Schulformen Gymnasium und Gesamtschule sowie für eine Rückkehr zu "G9" aus. Er wetterte unter anderem gegen die rot-grünen "Entscheidungen gegen den Eltern- und Schülerwillen".

In der Sicherheits-Politik sprach sich Heike Troles für Body-Cams für alle Polizisten aus. Und: "Bei der Polizei und deren Ausstattung darf nicht gespart werden."

In Sachen Wirtschaftspolitik wollen beide den bevorstehenden Strukturwandel fördernd begleiten, sind beide für schnelles Internet und lehnen beide einen Konverter zwischen Gohr und Rommerskirchen ab.

(Kurier-Verlag)