Das „Mittelstandsbarometer“ 2023 „Markante Anpassung nach unten“

Grevenbroich · Die regionale Wirtschaft befindet sich Mitte 2023 in einem konjunkturellen Abwärtstrend. Nach dem Rekordhoch im Vorjahr mit zum Teil überzeichneten Lage- und Erwartungsurteilen zeigt der Geschäftsklima-Index eine markante „Anpassung nach unten“, allerdings von höchstem Niveau aus.

Stellten die Ergebnisse des "Mittelstandsbarometers" vor: André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung der "Creditreform", Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Dominikus Penners, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse (von links).

Foto: RKN.

Creditreform, Rhein-Kreis, Sparkasse und die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein legten zum 16. Mal ihre jährliche Umfrage zur konjunkturellen Lage des Mittelstands im Rhein-Kreis vor.

Für die Analyse wurden vom 19. Juni bis 18. Juli wieder rund 500 Unternehmen in den acht Kommunen des Kreises telefonisch befragt. Die Umfrage befasste sich schwerpunktmäßig mit den Themen Suche nach Fachkräften, der Entwicklung der Rohstoff- und Energiepreise sowie dem Strukturwandel im Rhein-Kreis. Die Umfrage gilt wegen ihres Befragungsumfangs und der Auswahl der 500 Unternehmen nach Standort, Branche und Unternehmensgröße als die derzeit umfassendste und einzige repräsentative Umfrage für die Kommunen im Rhein-Kreis.

Regionales Konjunkturklima zeigt eine markante „Anpassung nach unten“, bleibt aber im „grünen Bereich“

Die regionale Wirtschaft befindet sich Mitte 2023 in einem konjunkturellen Abwärtstrend. Nach dem Rekordhoch im Vorjahr mit zum Teil überzeichneten Lage- und Erwartungsurteilen zeigt der Geschäftsklima-Index eine markante „Anpassung nach unten“, allerdings von höchstem Niveau aus (136 Punkte | -14 Punkte).

Das regionale Geschäfts- und Konjunkturklima zeigt im Sommer 2023 in allen Branchen einen markanten Abwärtstrend. Dabei büßen die Gewinner des Vorjahres 2023 fast ebenso deutlich ein, wie sie im vergangenen Jahr zugelegt hatten.

Sonstige Branchen (127 Punkte | -28 Punkte), Verarbeitendes Gewerbe (129 Punkte | -27 Punkte), Handwerk (136 Punkte | -26 Punkte) und Dienstleister (136 Punkte | -17 Punkte) verlieren drastisch. Im Baugewerbe (144 Punkte | -7 Punkte) und Handel (136 Punkte | -5 Punkte) bleiben die Verluste unterdurchschnittlich.

André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung der Creditreform ordnet ein: „Die Auftragsbücher der Unternehmen waren und sind offensichtlich immer noch voll. Allerdings sind Umsatz und Ertrag angesichts des Inflationsdrucks durch hohe Energie- und Lebensmittelpreise und steigenden Zinsen gesunken. Zugleich hat sich das Zahlungsverhalten der regionalen Unternehmen laut dem Creditreform-Debitorenregister (DRD) bis Ende Juni 2023 erneut verschlechtert. Dabei beurteilen in der aktuellen Umfrage genau jene Unternehmen ihr Geschäftsklima deutlich schlechter, deren Kunden schleppender zahlen. Dennoch können wir feststellen: Der regionale Geschäftsklima-Index liegt mit 136 Punkten weiterhin auf hohem Niveau.“

Die immer noch sehr positive Konjunkturlage im Rhein-Kreis basiert auf einem weiterhin sehr positiven Auftragsklima. Allerdings verlieren alle Teilindikatoren, zum Teil sehr deutlich. Das Auftragsklima bleibt überdurchschnittlich (167 Punkte | -10 Punkte) – bei zugleich drastisch zurückgehendem Umsatz- (137 Punkte | -16 Punkte) und Ertragsklima (124 Punkte | -24 Punkte).

Im deutlichen Unterschied zum immer noch hohen Auftragsklima spiegelt sich das hohe Inflationsniveau der letzten 18 Monate. Das regionale Personalklima (103 Punkte | -4 Punkte) bleibt nur knapp über der 100-Punkte-Marke und zeigt den gleichen Wert wie zu Beginn der Corona-Pandemie.

Die regionale Wirtschaft bleibt trotz markantem konjunkturellen Abwärtstrend weiterhin in guter Verfassung

Die aktuellen Daten zeigen, dass die Wirtschaft im Rhein-Kreis trotz markanten konjunkturellen Abwärtstrends weiterhin in guter Verfassung bleibt. Der aktuelle Konjunkturklima-Index wird von überdurchschnittlichen Lagebeurteilungen und Zukunftserwartungen getragen. Allerdings liegt der Wert der positiven Lageurteile im Gegensatz zu 2022, und wie bereits in allen Jahren vorher, unter dem Wert der Konjunkturerwartungen. Folglich sind Stimmung und Erwartungen besser als die (tatsächliche) Lage.

Fast alle Teilbewertungen des Geschäfts- und Konjunkturklimas im Rhein-Kreis verschlechtern sich, zum Teil deutlich. Nur der Saldenwert künftige Personalsituation verbessert sich. Die aktuellen Lageurteile, insbesondere zur Umsatz- und Ertragssituation, fallen deutlich negativer aus im Vorjahr. Aber auch die Erwartungen für die mittlere Zukunft sind rückläufig und Ausdruck von konjunktureller Skepsis.

Jeweils rund 70 Prozent der Unternehmen im Rhein-Kreis bewerten ihre aktuelle und künftige Auftragslage mit einer sehr guten oder guten Schulnote (aktuelle Lage: 73 Prozent | -9 Punkte; Erwartung für die nächsten sechs Monate: 72 Prozent | -10 Punkte).

Besonders die Bewertungen zur Umsatz- (aktuelle Lage: 48 Prozent | -19 Punkte; Erwartung: 48 Prozent | -10 Punkte) und zur Ertragssituation (aktuelle Lage: 37 Prozent | -27 Punkte; Erwartung: 46 Prozent | -8 Punkte) belegen den deutlich negativen Konjunkturtrend. Dabei liegen die Erwartungswerte (Salden) fast durchgehend über dem Niveau der Lageurteile.

„Die Ergebnisse des Mittelstandsbarometers machen deutlich: Bei allen bundesweiten negativen Tendenzen ist die Stimmung in der Wirtschaft im Rhein-Kreis noch gut“, erläutert Landrat Hans-Jürgen Petrauschke die aktuellen Ergebnisse.

Zugleich mahnt Petrauschke, wie wichtig es für die Unternehmen ist, den Wirtschaftsstandort auch vor dem Hintergrund der globalen Herausforderungen weiter zu stärken: „Hierbei geht es um den Erhalt von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung und damit um Wohlstand und Lebensqualität. Ständig neue Verordnungen und Regularien aus Berlin erschweren nicht nur, dass wir die vor uns liegenden Anstrengungen meistern. Es gilt auf freie Fahrt zu schalten, um die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts zu sichern. Vor dem Hintergrund des Strukturwandels, gestiegener Kosten und Zinsen sowie dem Fachkräftemangel braucht unsere Wirtschaft weniger Bürokratie und mehr Freiheit, um ihre Innovationskraft voll zu entfalten. Dabei gilt: Strom und Energie müssen sicher, jederzeit verfügbar und bezahlbar sein, damit die bei uns ansässigen Unternehmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig bleiben. Unser Wohlstand und die Wirtschaftsstärke müssen täglich neu erarbeitet werden.“

Fast alle Kommune weisen Rückgänge des Geschäftsklimas auf – Anstieg der Investitionsneigung, aber pessimistische Präferenzen – Zahlungsverhalten verschlechtert sich

Der markante Abwärtstrend der regionalen Konjunktur zeigt sich im Frühsommer 2023 in fast allen Kommunen des Rhein-Kreis. Bis auf Meerbusch weisen alle anderen Kommunen zum Teil drastische Rückgänge des Geschäftsklimas auf. Das Konjunkturklima ist in diesem Jahr in Grevenbroich (143 Punkte | -9 Punkte), Meerbusch (136 Punkte | +0,1 Punkte), Neuss (137 Punkte | -16 Punkte), Korschenbroich (136 Punkte | -15 Punkte) und Rommerskirchen (136 Punkte | -8 Punkte) überdurchschnittlich. Die Unternehmen in Jüchen (114 Punkte | -35 Punkte) und Dormagen (129 Punkte | -30 Punkte) verlieren stark – nur Meerbusch legt minimal zu (+0,1 Punkte). Ob der Abwärtstrend von Dauer sein wird, werden die nächsten Monate zeigen. Einiges deutet aber darauf hin.

Auffällig: Die Investitionsbereitschaft der regionalen Unternehmen nimmt 2023 um rund neun Punkte auf 51 Prozent zu, nachdem sie 2022 den niedrigsten Wert seit 2009 erreicht hatte. Bei den Unternehmen im Bund zeigt sie sich im Frühjahr 2023 nahezu unverändert (52 Prozent; -1 Punkt). Dabei spiegeln die Investitionspräferenzen trotz Anstieg der Investitionsbereitschaft den konjunkturellen Pessimismus der regionalen Wirtschaft.

Die Unternehmen setzen wieder deutlich stärker als im Vorjahr auf Ersatz- (35 Prozent | +16 Punkte) und auf Rationalisierungsinvestitionen (11 Prozent | +6 Punkte). Innovations- (25 Prozent | -11 Punkte) und Erweiterungsinvestitionen (29 Prozent | -13 Punkte), die als Zeichen von Zuversicht und konjunkturellem Optimismus interpretiert werden können, verlieren deutlich.

Zugleich hat sich das Zahlungsverhalten der Unternehmen laut Creditreform-Debitorenregister (DRD) bis Ende Juni 2023 in sieben der acht Kommunen des Rhein-Kreis verschlechtert (Überfälligkeitstage: +1,3 Tage).

Im Rhein-Kreis lag der Anstieg mit 1,6 Tagen (von 14,8 auf 16,4 Tage) über dem in der Nachbarstadt Düsseldorf (18,4 Tage; +1,1 Tage). Allerdings gibt derzeit wie im Vorjahr nur etwa jedes siebte Unternehmen an (14 Prozent | ±0 Punkte), dass sich die Zahlungsausfälle bei Kunden in den vergangenen zwölf Monaten erhöht haben. Vier von fünf Unternehmen (82 Prozent | -2 Punkte) können keine Veränderung feststellen. Und immerhin jedes zwanzigste Unternehmen (5 Prozent | +3 Punkte) geht sogar von einer Verringerung der Zahlungsverzögerung aus.

„Die neue Umfrage zeigt: Unsere regionale Wirtschaft ist nicht so stark von den Folgewirkungen des russischen Angriffskrieges getroffen worden, wie dies angesichts der Energiepreiskrise im letzten Sommer befürchtet werden musste“, so Dominikus Penners, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse. „Offensichtlich hat auch der besondere Branchenmix in unserer Region dazu beigetragen, die wirtschaftliche Lage der Unternehmen zu stabilisieren. Wir als Sparkasse tun dies besonders durch die Förderung und Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Dazu gehört auch, die Investitionsbereitschaft in der heimischen Wirtschaft gerade in schwierigen Zeiten zu unterstützen. Die Sparkasse ist der führende Ansprechpartner für gewerbliche Förderprogramme. Alleine im vorigen Jahr haben wir den Unternehmen vor Ort 42 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und damit mehr als 4.000 Arbeitsplätze im Kreis sichern und weitere 100 neu schaffen können.“

Fachkräftemangel nimmt zu – Mitarbeitersuche wird schwieriger – nur sechs von zehn Unternehmen haben alle Ausbildungsplätze besetzt

Der Fachkräftemangel hat 2023 auch im Rhein-Kreis nochmals an Bedeutung gewonnen. Derzeit beklagen wieder rund 52 Prozent der regionalen Unternehmen (+2 Punkte), dass der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern die Wachstums- und Entwicklungschancen des eigenen Unternehmens behindert. Auffälliger Weise nimmt der Fachkräftemangel zu, obwohl sich die konjunkturelle Lage eingetrübt hat.

Üblicher Weise gilt: Je besser die konjunkturelle Lage, desto größer der Fachkräftemangel – und umgekehrt. Besonders und weiter zunehmend betroffen sind Unternehmen des Bau- und des Verarbeitenden Gewerbes und des Handwerks. Alle drei zeigen überdurchschnittliche Anstiege – eine weitere Zunahme ist wahrscheinlich.

Zugleich gestaltet sich für die regionalen Unternehmen auch die Suche nach qualifizierten und passenden Mitarbeitern immer schwieriger. Zwar hat die Suchintensität im Vergleich zu früheren Umfragen leicht abgenommen, die Suche selbst wird aber nach Angaben der Unternehmen angesichts des demografischen Wandels zunehmend schwieriger. Der meistgesuchte Mitarbeitertyp ist der „technisch-handwerkliche Facharbeiter“, dessen Suche auch zugleich der höchste Schwierigkeitsgrad zugeordnet wird. Dabei bietet fast die Hälfte der regionalen Unternehmen im Sommer 2023 Ausbildungsplätze an (44 Prozent). Davon geben etwa zwei Drittel an, alle Ausbildungsplätze bereits besetzt zu haben (63 Prozent).

Im Bund betrug die Besetzungsquote laut einer DIHK-Studie vom Juni 2023 rund 53 Prozent. In Baugewerbe (57 Prozent) und Handwerk (58 Prozent) bleibt die Besetzungsquote unterdurchschnittlich, in sonstigen Branchen (71 Prozent) und Handel (69 Prozent) überdurchschnittlich.

Zunehmend mehr Unternehmen sind vom Strukturwandel betroffen – jedes siebte Unternehmen sieht mehr Risiken und Nachteile │ Betroffenheit bei Energiepreisen bleibt hoch – Reaktionen: „Energie sparen“/ „Weitergabe der gestiegenen Kosten an Kunden“

Die Wahrnehmung des Themenfeldes „Strukturwandel im Rhein-Kreis“ hat in den vergangenen zwei Jahren merklich zugenommen (98 Prozent | +10 Punkte zu 2021). Mittlerweile geht jedes vierte regionale Unternehmen von einer direkten (10 Prozent | +7 Punkte) bzw. indirekten Betroffenheit (15 Prozent | -1 Punkt) aus.

Zugleich geben derzeit sieben von zehn Unternehmen explizit an, das Thema Strukturwandel wahrzunehmen, aber „nicht betroffen“ zu sein (70 Prozent | +10 Punkte). Und nur noch jedes zwanzigste Unternehmen (5 Prozent | -16 Punkte) nimmt das Thema zwar wahr, verfügt aber über zu wenig Informationen, um mögliche Folgen beurteilen zu können.

Dabei sehen die Unternehmen im Rhein-Kreis im Strukturwandel weiterhin mehr positive als negative Auswirkungen – trotz merklichem Negativtrend im Zweijahresvergleich. Unter positiven Auswirkungen werden am häufigsten die „Verbesserung der Lebens- und Umweltqualität“ (75 Prozent | -6 Punkte zu 2021) und die Hoffnung auf einen „Innovationsschub“ (54 Prozent | -8 Punkte) genannt.

Als negative Auswirkungen werden am häufigsten eine „unsichere / teurere Energieversorgung“ (84 Prozent | +11 Punkte) und dann mit Abstand die „Verschärfung des Fachkräftemangels“ (49 Prozent | +16 Punkte) genannt. Der Bewertungstrend ist in Summe negativer als vor Jahresfrist.

Nur noch 36 Prozent (-9 Punkte zu 2021) der Unternehmen im Rhein-Kreis sehen im Strukturwandel und im Braunkohleausstieg eher Chancen und Vorteile. Jedes zweite Unternehmen (50 Prozent | -1 Punkte) verbindet mit dem Strukturwandel beides: Chance und Risiko. Und mittlerweile jedes siebte Unternehmen beurteilt die Folgewirkungen explizit als Risiko und von Nachteil (14 Prozent | +10 Punkte).

Zudem bleibt auch die Betroffenheit durch gestiegene bzw. hohe Energiepreise in diesem Jahr auf hohem Niveau (sehr stark bis stark betroffen: 68 Prozent; ±0 Punkte), während die Betroffenheit durch die Rohstoffpreise bereits wieder sinkt (50 Prozent; -6 Punkte). Dieser Trend war durch die Corona-Pandemie ausgelöst worden und hatte sich durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine nochmals verschärft.

Überdurchschnittlich betroffen sind das Verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe, Handel und sonstige Branchen sowie die Kommunen im Südwesten des Rhein-Kreis. Aber: Fast alle regionalen Unternehmen haben auf die hohen Strom-, Gas- und Kraftstoffpreise reagiert (94 Prozent).

Dabei wurde am häufigsten die Option „Energie sparen“ genannt (81 Prozent der Nennungen). Danach folgten die Optionen „Weitergabe der gestiegenen Kosten an Kunden“ (71 Prozent), „Sensibilisierung / Schulung der Mitarbeiter“ (48 Prozent) und nochmals mit Abstand „Investition in Energieeffizienzmaßnahmen“ (31 Prozent).

„Der Geschäftsklima-Index sinkt nun auch beim Mittelstandsbarometer für den Rhein-Kreis“, bewertet IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz die aktuelle Lage. „Und gerade deshalb müssen wir weiterhin die Risiken der Betriebe im Blick behalten. So sind mehr als zwei Drittel der Unternehmen von hohen Energiepreisen betroffen. Und der Fachkräftemangel und die immer schwierigere Suche nach passenden gut ausgebildeten Mitarbeitern schweben wie ein Damoklesschwert über allen Expansions- und Zukunftsplänen der Unternehmen im Rhein-Kreis. Zudem bewerten die Mittelständler die Chancen und Perspektiven von Strukturwandel und den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung zunehmend kritischer. Eine teurere beziehungsweise unsichere Energieversorgung bleibt aus ihrer Sicht weiterhin das größte Risiko des Strukturwandelprozesses. Zudem rechnen immer weniger Unternehmen mit einem Innovationsschub, der vom Strukturwandel ausgehen könnte.“

Trend 2023: Trotz Abwärtstrend in guter Verfassung, aber Pessimismus und schwierige Rahmenbedingungen bleiben

Die regionale Wirtschaft befindet sich trotz markanten konjunkturellen Abwärtstrends in guter Verfassung. Der regionale Geschäftsklima-Index liegt mit 136 Punkten weiterhin auf hohem Niveau. Die aktuelle Umfrage zeigt aber auch eine branchenübergreifende Abwärtsbewegung, die belegen kann, dass die im Vorjahr geäußerte Prognose „Keine Extraportion Wachstum!“ eingetreten ist.

Das aktuelle Ergebnis basiert auf einem überdurchschnittlich starken Rückgang fast aller Teilindikatoren (Auftrags-, Umsatz, Ertrags-, Personallage und -erwartungen). Sie bleiben zwar alle auf hohem Niveau, verlieren aber zum Teil drastisch.

Das Auftragsklima kann die zu großen Teilen inflationsbedingten Rückgänge des Umsatz- und Ertragsklimas nicht kompensieren. Und auch das Personalklima bleibt nur knapp „im grünen Bereich“.

Die Gründe: Die Geschäfte der Unternehmen laufen insgesamt schlechter, auch da sich gleichzeitig die Kosten durch Preissteigerungen erhöht und Forderungsausfälle zugenommen haben. Zudem blockieren die gestiegenen Zinsen als Folge der Inflationsbekämpfung eine mögliche nachhaltige Konjunkturerholung. Dabei bleibt der Negativeinfluss hoher oder steigender Energiepreise von großer Bedeutung für die Stimmungslage der Unternehmen und zeigt sich zugleich in den pessimistisch gestimmten Investitionspräferenzen (trotz leichtem Anstieg der Investitionsneigung).

Als besonders betrüblich einzustufen ist der Rückgang der beabsichtigten Innovationsinvestitionen um fast zehn Prozentpunkte, der langfristig und dauerhaft die Zukunftsfähigkeit des Standorts erodieren kann.

Mehr als erfreulich bleibt, dass die regionale Wirtschaft trotz schwieriger Rahmenbedingungen nicht eingebrochen ist. Angesichts der globalen Risikofaktoren zeigt die regionale Wirtschaft offensichtlich eine Art Sonderkonjunktur, die sich aus dem besonderen Branchenmix und immer noch vorhandenen Nachholeffekten aus der Corona-Krise speist. Da anzunehmen ist, dass diese Effekte auslaufen, bleibt für die kommenden Monate eine „Extraportion Wachstum“ mehr als unwahrscheinlich.

(-ekG.)