Damit die Menschen aus ihrer Notlage wieder herauskommen
Grevenbroich · Man nehme Milch, Zucker, Mehl, Salz sowie ein bisschen Saisongemüseund -obst. Das sind nicht die Zutaten für einen neumodischen Kuchen,sondern für den Korb des Kapellener "Fairen Tischs".
"25 Menschen packen jede Woche 80 Körbe im Wert von acht bis zwölf Euro für
einen Zwei-Personen-Haushalt zusammen", erzählt Geschäftsführerin Monika Hengstermann.
Sie hat 2010 den "fairen Tisch" gegründet, um Hilfsbedürftigen Menschen
zu helfen. Damit sind etwa diejenigen gemeint, die kein "Hartz IV" empfangen, im hohen Alter nicht genügend Rente bekommen oder
gar zu wenig Gehalt erzielen, um eine Familie ernähren zu können. "Diese Menschen können auch nicht zur Tafel, weil sie kein ,Hartz IV‘ empfangen, also kommen sie zu uns", so Hengstermann.
Die 45-Jährige setzt sich neben ihrer Arbeit als Angestellte im Lebensmittelgroßhandel aus persönlichen Gründen so engagiert ein.
"Man ist nah dran an den Menschen, vor allem weil ich selbst einmal in so einer Situation gewesen bin und mir damals Hilfe gewünscht hätte", so die Hemmerdenerin. Sie hatte sich damals über 15 Jahre lang mit ihrem
Mann selbstständig gemacht. "Dann lief es nicht mehr so gut, wir mussten den Laden verkaufen und hingen zwischen den Seilen", so Hengstermann, "wir bekamen kein Arbeitslosengeld, weil wir vorher selbstständig waren, hatten aber zu viel Geld um ,Hartz IV‘ beantragen zu können. Insgesamt
war es aber einfach zu wenig Geld zum Leben."
Unter dem Motto "Gelebte Gemeinschaft" werden jeden Mittwoch zwischen 10 und 12 Uhr an fünf Standorten die Körbe verteilt. "Es hat sich schon eine Stammkundschaft geschlossen", sagt Monika Hengstermann, "die Kirche unterstützt uns sehr viel bei der Arbeit." Hinterfragt wird der finanzielle Hintergrund der Kunden nicht. "Die Körbe können für einen Euro
erworben werden. Und ich denke die Hemmschwelle in einem Dorf ist groß", meint sie, "man kennt sich eben". So erwerben aber auch viele
die Körbe, die nur kurzfristig in einer solchen Lage sind.
"In Neukirchen haben wir einmal eine Person angesprochen, weil sie uns bekannt vorkam", so Hengstermann, "er erzählt dann, dass er in Frührente gegangen sei und zwischenzeitlich ein paar Schicksalsschläge einstecken musste." Das Angebot des "Fairen Tisches" beanspruchte er aber nur etwa ein halbes Jahr. "Das ist auch der Sinn dahinter, dass die Menschen da wieder rauskommen", so die Geschäftsführerin. Sind dann besondere
Anlässe wie St. Martin oder Weihnachten, werden die Körbe dann auch etwas angepasst.
"Die Kinder der Grundschule in Kapellen beispielsweise spenden ein
bis zwei Süßigkeiten aus ihren Martins-Tüten an uns, die dann in die ,fairen Körbe‘ gepackt werden", sagt sie, "an Weihnachten packt eine Bäckerei immer Weihnachtstüten mit Kaffee, Mehl, Zucker und weiteren Dingen,
die dann sogar in Weihnachtspapier eingepackt werden." Und das ist auch das, was die "Sponsoren" begrüßen. "Spendet man für Kinder nach Afrika, kann man sich nie sicher sein, ob das Geld auch wirklich dort ankommt, der Blumenkohl, den uns der Bauer gibt, landet im dörflichen Topf",
meint Hengstermann.