„Da ist Merkel in der Pflicht“

Gustorf · Der Umbau des alten Supermarktes in Gustorf erinnert an eine Jugendherberge. Nur dort würden nicht vier Betten in den Zimmern stehen sondern Schlafplatz für zwölf Personen. Und auch der Kühlschrank würde natürlich fehlen.

Am Montag nutzten zahllose Bürger das Angebot der Stadt, sich die neuste (und für Gustorf dritte) Flüchtlingsunterkunft einmal genauer anzuschauen. Dabei war das Publikum bunt gemischt: So genannte „Gutmenschen“ warfen gemeinsam mit Flüchtlingen gegenüber eher negativ eingestellten Leuten einen Blick in Wickelraum und Waschkeller. Miteigentümer Ploenes (Bild-Mitte; die Stadt hat das Gelände für drei Jahre gemietet) machte deutlich, dass in kurzer Bauzeit Gutes geleistet worden sei. Dass bestätigten auch die Besucher.

Dennoch wurde deutlich, dass die Bevölkerung mit der städtischen Informationspolitik unzufrieden ist. Aus der Unterbringung von Flüchtlingen in den bisher von Saisonarbeitern genutzten Wohnungen am Gustorfer Bahnhof machte die Stadt nämlich bis kurz vor Einzug ein Geheimnis. FDP-Stadtrat Schumacher fasst die Stimmungslage zusammen: „Dass die Dorfgemeinschaft bereit und in der Lage, ist Menschen aus ändern Ländern zu integrieren, zeigt unsere Geschichte. Die Stadtverwaltung muss auf die Vereine und Menschen im Dorf aktiv zugehen. Erst durch ein Kennenlernen und gemeinsame Aktivitäten der Bürger mit den Flüchtlingen kann Vertrauen wachsen und Freundschaften entstehen. Das ist das beste, was wir uns jetzt zum Ziel setzen können. Denn an den Flüchtlingsursachen kann die Stadt nichts ändern. Da ist Frau Merkel in der Pflicht.“

(Kurier-Verlag)