Chancen und Perspektiven in Grevenbroich „Wir freuen uns an dem, was wir haben!“

Grevenbroich · Im Gastbeitrag von Dr. Regina Thebud-Lassak steht die Natur im Vordergrund. Während die Welt immer hektischer und unerfreulicher zu werden scheint, bleibt ein Weg zum Seelenfrieden doch immer konstant: Die Freude an Flora und Fanua.

Dr. Regina Thebud-Lassak mit einem „Autoschwamm“-Pilz.

Foto: privat

Dr. Regina Thebud-Lassak: Die Tage werden wieder allmählich länger – nur, wie sollen bei dem milden Wetter ohne Frost und Schnee richtige Wintergefühle aufkommen? Sind die Zeiten von Frost und geschlossener Schneedecke nun endgültig vorbei, und gehören Rodel- und Schlittschuhvergnügen der Vergangenheit an? Doch wie heißt es so schön – statt zu jammern, was wir nicht haben, wollen wir uns freuen an dem, was wir haben – wer mit offenen Augen durch die Landschaft geht, entdeckt in milden Wintern doch Enormes.

Bereits bei Spaziergängen zur Jahreswende in meinem Wohnort Neukirchen können wir schon von Weitem in Gehölzstreifen an einigen Büschen einen grünlich-gelben Schimmer wahrnehmen, der sich bei nahem als blühende Kätzchen der Haselnuss-Sträucher (Corylus avellana) entpuppt. So schön sie auch aussehen – Allergiker sollten ihnen nicht zu nahe kommen. An geschützten Stellen in Gärten und Parks beginnt die Zaubernuss (Hamamelis) zu blühen, ebenso die stark duftenden hellgelben Blüten der Winterblühenden Heckenkirsche (Lonicera purpusii) und die sehr stark süß duftenden Sträucher des Duftenden Schneeballs (Viburnum farreri) – ein kleiner Strauch steht übrigens nahe der St. Jakobus-Kirche.

In den Baumkronen hängen die Misteln. Von weitem sehen sie aus wie Vogelnester.

Foto: privat

Eine Fülle an Entdeckungsmöglichkeiten bieten uns Spaziergänge auf dem „Alten Bahndamm“, auch „Strategischer Bahndamm“ genannt – über den nie ein Zug fuhr. Hoch oben an den Kronen alter angepflanzter Hybridpappeln entdecken wir kugelige Gebilde, die von Weitem wie Vogelnester anmuten – es sind Misteln (Viscum album) , Halbschmarotzerpflanzen. Sie haben zwar Blattgrün und können Photosynthese treiben, aber keine Wurzeln und sind zur Wasserzufuhr darauf angewiesen, die Wasserleitungsbahnen ihres Baumwirts anzuzapfen. Wird der Baum gefällt, stirbt auch die Mistel.

Verborgene Schönheit: Die Zaubernuss (Hamamelis) mag gut geschützte Orte.

Foto: privat

Etliche Pilze gedeihen zwischen den Gehölzstreifen auf dem Alten Bahndamm – auch solche, die man zunächst für etwas ganz anderes halten kann. So entdeckten wir vor etlichen Jahren bei einer Exkursion am Bahndamm in Straßennähe ein braunes Gebilde, das von Weitem aussah wie ein alter weggeworfener Autoschwamm, bis sich der Fund als ein alter Fruchtkörper eines Riesenbovists (Langermannia gigantea) entpuppte. Meinem Mann gelang eine Momentaufnahme, als ich seitlich leicht gegen den „Autoschwamm“ schlug und dabei eine braune Wolke von Abermillionen Pilzsporen freisetzte. Mögen sie an geeigneter Stelle zu neuen Pilzlebewesen gekeimt sein – in frischem Zustand weit vor der Sporenreife sehen die Fruchtkörper aus wie große weiße Fußbälle. Wenn sie im Längsschnitt innen noch rein weiß sind, kann man leckere Pilzschnitzel daraus braten.

Vorher finden allerdings noch die lehrreichen Exkursionen zum Thema Wildgemüse und Frühlingsblüher statt: am 22. März 2024 für die VHS Grevenbroich und am 3. April 2024 für die VHS Neuss.