Bei den Grabungen darf´s GWG nur die Rechnungen bezahlen

Grevenbroich · Jeder Sommer hat sein Theater: Am Dienstag beantragten UWG, FDP, ABG und „Mein GV“ einen Sondersitzung des Rates, weil sie sich unzureichend über die neusten Entwicklungen in Sachen Schloss-Bad-Neubau unterrichtet fühlen.

Das Sagen auf der Bad-Baustelle haben die Archäologen. GWG und Stadt müssen zuschauen. Abwarten. Hoffen.

Foto: Foto: Archiv

Ihr Verdacht: CDU- und SPD-Vertreter wurden zu einem Treffen eingeladen, bei dem Stadt und GWG die Folgen der archäologischen Grabungen diskutierten.

Um es klar zu sagen: Das Gespräch fand statt. Eingeladen auch der Vorsitzende des Sport-Ausschusses und seine Stellvertreterin, die eben aus CDU und SPD kommen. So weit also ganz normal. Viel interessanter, was im Nachgang zu diesem „Sommertheater“ so alles aus dem Rathaus zu erfahren war.

Die Grabungen im Nordwestteil des Geländes (nahe „Altem Schloss“) werden wohl noch drei Monate dauern, zitierte GWG-Chef Willi Peitz die Aussagen des Landschaftsverbandes. Und Sport-Dezernent Michael Heesch ergänzte: „Bis dahin passiert nichts.“

Die Grabungen erfolgten „qua Gesetz“; weder GWG noch Stadt hätten auch nur den geringsten Einfluss darauf. Aber: „Der Bauherr muss für die Grabungskosten aufkommen“, so Dezernent Claus Ropertz. Zur Kasse gebeten wird also das GWG (und damit indirekt die Stadt). Der Staat könne sich aber unter Umständen beteiligen.

Nach diesen drei Monaten sollen die Arbeiten im „Grabungsfeld 1“ abgeschlossen sein. Das umfasst rund 40 Prozent der gesamten Baufläche. Wenn der Rest dann in Angriff genommen wird, werden die Archäologen quasi neben dem Bagger herlaufen, um zu schauen, ob es noch mehr Funde gibt. Heesch sprach von „Suchschlitzen“, anhand derer die Geschichtsexperten entscheiden werden, ob die Arbeiten neuerlich ruhen müssen.

Mehr Hoffen als Wissen ist da momentan noch die Aussage von Peitz, dass die Funddichte in der nordwestlichen Ecke direkt am Schloss am größten sei und dass sie in Richtung geplantem Badkörper immer geringer werde. „Die Archäologen rechnen auch in den restlichen 60 Prozent der Fläche mit Funden, aber nur in sehr geringer Dichte.“

Die bisherigen Fundstücke seien seien „hochkarätig“, weil sie gegebenenfalls dazu zwingen könnten, die Grevenbroicher Stadtgeschichte neu zu schreiben. Sie sollen aber nicht so „wertvoll“ sein, dass sie an Ort und Stelle der Nachwelt in musealer Form zugänglich gemacht werden müssten, gibt Peitz die Fachleute wieder. Die Pfähle und Bohlen stammen demnach aus dem Hochmittelalter, aus dem 11. bis 13. Jahrhundert.

Sollten sie aus der Zeit von vor 1350 stammen, wäre die Schloss-Stadt deutlich älter, als bei der „700-Jahr-Feier“ angenommen. Die in den Sedimentschichten eingelagerten Pollen und die gefundenen Hölzer werden deshalb derzeit am „Institut für Ur- und Frühgeschichte“ der Kölner Uni untersucht; wann Erkenntnisse vorliegen, kann derzeit noch nicht gesagt werden.

Diese aufwendigen Labor-Untersuchungen könnten beispielsweise staatlich bezuschusst werden. Keine staatliche Hilfe können GWG und Stadt dagegen beim Zeitplan erwarten: Da läuft man jetzt schon drei Monate hinterher, drei weitere kommen hinzu. „Das Ziel, 2017 zu eröffnen, ist ehrgeizig“, baut Peitz denn auch schon mal vor. Die reine Bauzeit – wenn dann die Archäologen irgendwann die Baustelle verlassen haben – betrage 20 Monate. Der Rest sei Mathematik.

Gleiches gilt natürlich auch für die Finanzierung: Angebote und Kreditrahmen seien nun einmal für einen Bau ohne die Verzögerungen berechnet worden.

(Kurier-Verlag)