Mertens poltert über Bürokraten: „Da kriege ich wirklich Plaque“

Eckum · "Ich kenne Bürgermeister, die würden sich eine Verwaltung wie in Rommerskirchen wünschen." Martin Mertens ist stolz auf "sein" Rathaus. Aber er kennt auch Verwaltungen, die er als "Belastung" empfindet ...

Bürgermeister Martin Mertens liebt seinen Arbeitsplatz im Rommerskirchener Rathaus.

Foto: Foto: roki

Martin Mertens, Bürgermeister der Gillbach-Gemeinde, hatte zum Gespräch geladen, weil im Herbst 2020 sein Amt wieder zur Wahl steht und er damit jetzt "Bergfest" feiern kann. "Ich würde mich freuen, wenn ich nach 2020 die Möglichkeit hätte, hier weiter zu machen", strahlt er. Und klopft dabei auf die Mappe mit den Dingen, die er bis dato erfolgreich über die kommunale Bühne gebracht hat.

Wenn er aber nach den besonderen Belastungen seines Amtes gefragt wird, verweist er auf das "Zuviel übergeordneter Bürokratie". Mertens: "Die Bezirks-Regierung ist da ein ganz schlimmes Thema", macht er sich Luft. Das gelte im Übrigen für alle Bürgermeister: Nur Fristen, Formulare, Bedenken "und dann haben die eine Ruhe, eine Entspannung", seufzt er tief.

Seine Überzeugung: Je weiter weg eine Verwaltung vom Bürger sei, umso schwerfälliger arbeite sie. "Da kriege ich wirklich Plaque", platzt es aus ihm heraus. Die "Deutsche Bahn", der "Landesbetrieb Straßen" und auch die Kreisverwaltungen — alles Behörden, die Martin Mertens schon des Öfteren zur Verzweiflung gebracht hätten.

Dort finde man kaum Verständnis für den Bürger. Und um 16 Uhr wäre Feierabend, egal wie die aktuelle Lage auch sei. "Und das hat nichts mit dem Parteibuch zu tun", macht Rokis Bürgermeister engagiert deutlich.

Als Beispiel nennt er die Bezirks-Regierung, den Regionalplan und die Windkraftplanungen. Da würde vorher nicht das Gespräch mit der Gemeinde gesucht. Vielmehr würden irgendwelche Festsetzungen gemacht und den Leuten vor Ort würde dann quasi gesagt: "Schauen Sie, wie Sie damit klar kommen", moniert er.

"Für die Bürger ist es aber immer die Gemeinde, die schuld ist", unterstützt Bau-Dezernent Hans-Josef Schneider seinen Bürgermeister.

Dass es auch anders gehe, beweise die Gemeinde Rommerskirchen, wo schon unter Alt-Bürgermeister Albert Glöckner ein Umdenken eingesetzt habe. "Die Zeiten, in denen man an einem Tage den Bleistift vier Zentimeter nach rechts geschoben hat, sind doch schon lange vorbei", sinniert auch Gemeinde-Kämmerer Bernd Sauer offen.

Das Bild der "Beamten in den Ratsstuben" stimme schon lange nicht mehr. "Wir haben in Rommerskirchen nur noch zwölf Beamte. Der Rest sind alles Angestellte", so Sauer. Von allen aber würde heutzutage Leistung in hoher Taktung erwartet.

Wirtschaftsförderer Elmar Gasten schiebt in Sachen anderer Gangart in Rokis Rathaus griemelnd nach: "Ich dachte, nach Glöckner hört das auf. Es ist aber noch schlimmer geworden." Der Bürgermeister komme ständig mit neuen Ideen und erwarte Resonanzen quasi umgehend, war in der Runde zu hören.

"Die Gemeinde Rommerskirchen ist ein guter Arbeitgeber", betont Martin Mertens nicht ohne Stolz. Und Amtskollegen und Chefs anderer Verwaltungen, die wissen wollen, wie man so einen Laden auf Trab bringen kann, dürfen ihn sicherlich anrufen ...

Gerhard Müller

(Kurier-Verlag)