Königspaar zwischen Käfer und Weltkarte

Jüchen · Das Samstags-Frühstück hat bei Familie Erke einen ganz besonderen Stellenwert: Hier trifft sich die ganze Familie, hier kann man es sich gut gehen lassen und über die Erlebnisse der vergangenen Woche sprechen oder auch Pläne schmieden.

Das Königspaar Rolf und Birgit Erke mit ihrem Schmuckstück im Hintergrund, einem Käfer-Cabrio.

Foto: Fotos: Rita Lonyai

Klar, dass sich das auch nicht während der Regentschaft des Jüchener Schützenkönig-Paares geändert hat. Denn so sind Rolf und Birgit Erke seit Ende Mai 2014 in Jüchen unterwegs: Als Seine Majestät Rolf II. und Ihre Majestät Königin Birgit. Das hat einiges in Bewegung gebracht, obwohl Rolf Erke (49) als begeisterter Artillerist schon länger mit dem Gedanken liebäugelte, das höchste Amt im Bürgerschützen- und Heimatverein Jüchen anzutreten. „Einmal hat es sogar nicht geklappt, da gab es tatsächlich noch mehrere Bewerber, doch im vergangenen Jahr war die Zeit einfach reif dafür.“ Zustimmung vom Rest der Familie: Jetzt macht es auch den beiden Königs-Töchtern Isabel (11) und Kristin (15) richtig Spaß, dabei zu sein. „Spaß“ ist überhaupt das richtige Stichwort, wenn man bei Erkes von ihrer Aufgabe in diesem Jahr spricht. Die Königin (43), im richtigen Leben Sozialpädagogin und Diakonin in einer Mönchengladbacher evangelischen Kirchengemeinde, kann ihre Freude über den „königlichen Nebenjob“ nicht verbergen: „Ja – es mach richtig Spaß, mit all‘ den Menschen, die einem in einem solchen Jahr begegnen, richtig in Kontakt zu kommen!“ Und dabei ist Birgit Erke keine Arbeit zuviel. „Wir hatten uns gedacht: Warum feiern wir nicht einfach einmal ein bisschen vor mit den Menschen im Seniorenzentrum Haus Maria Frieden...„ Die Idee fand im Artilleriezug schnell eine große Resonanz, und mit Feuereifer ging das Königspaar mit seinem Ministerium die neue Herausforderung an. Das Ergebnis: Ein tolles Fest mit alten und teils sehr kranken Menschen, an das alle Beteiligten sicher noch lange sehr gerne zurückdenken werden. Auch ungewöhnliche Akzente durften nicht fehlen: So feierte die Artillerie ihr 90-jähriges Bestehen als ältester Zug im Jüchener Schützenregiment. Dazu gab es (neben einem zünftigen Hoffest) im März einen Festgottesdienst in der Jüchener Hofkirche, bei dem ihre Majestät die Kanzel erklomm und die Festpredigt hielt. Das Thema „Gemeinschaft„ stand auch hier im Mittelpunkt – Weil es eben unser Thema ist,“ sagt Königin Birgit ohne Umschweife. Diese Gemeinschaft sei es, die ungeheuer stark mache. Und die Heimat biete – das hätten sie schon beim Umzug 1995 nach Jüchen festgestellt. Beide mit westfälischen Wurzeln hatten es nicht so mit Uniformen. Und doch hätten sie bei der Artillerie erfahren, was es heißt, Gemeinschaft zu leben. „Sonst hätten wir das alles nicht stemmen können,“ resümiert der König, der im richtigen Leben als Steuerfachwirt eher mit Zahlen jongliert als zum Schraubenschlüssel greift. In der Artillerie, der von Batteriechef Hans-Josef („Juppi„) Zoeller angeführt wird, machte König Rolf nach seinem Eintritt 1999 schnell Karriere: Zu-nächst als Kanonier, dann als Reiter und Schatzmeister hat er sich in der Artilleristengemeinschaft engagiert. Klar, das mit Achim Möller, Jürgen Lemke und Dietmar Esser drei Artilleristen das könig-liche Ministerium bilden. Marc Lonyai (Sappeurzug) steht als Adjutant Königin Birgit zur Seite.

Ansonsten, wenn sie nicht gerade für die und mit der Artillerie unterwegs sind, bezeichnen die Erkes das Spannungsfeld „zwischen Käfer-Cabrio und Weltkarte“ als ihren „Energie-Lieferanten“. Schließlich haben sie sich auch fern der Heimat bei einer Ferienfreizeit in Schweden seinerzeit kennen und lieben gelernt. Weltweite Reisen und die gemeinsamen Touren im schicken 1973er Käfer- Cabrio schweißen zusammen und lassen die gemeinsame Leidenschaft spüren. Klar, dass dieses Traumstück auch zum Schützenfest hervorgeholt wird. Ein weiteres Hobby kam in den letzten Jahren dazu: Beide verstärken mit ihren Stimmen die Mönchengladbacher „Familiy of Peace Gospel-Singers“.

So biegen Rolf und Birgit Erke nun auf die Zielgerade ihres Königsjahres der Jüchener Schützen ein – das große Schützenfest vom 31. Mai bis zum 02. Juni. Und auch angesichts des nahenden Großereignisses wird keiner am Frühstückstisch nervös, weil: „Wir haben ein tolles Team hinter uns!“

(Kurier-Verlag)