Jüchen erhebt sich: Klage auf Schließung der AKW einstimmig im Rat beschlossen

Jüchen · Nur 140 Kilometer trennt die Gemeinde von dem Kraftwerk Tihange in Belgien. Was passiert also, wenn das Atomkraftwerk explodieren sollte? Binnen weniger Stunden wäre Jüchen verstrahlt, auch wenn sich die Gemeinde nicht in der so genannten „Nahzone“ befindet.

Nachdem der Beschluss der Verteilung von Jodtabletten bereits zum tausendsten Mal durchgekaut wurde, zieht die FWG nun einen Schlussstrich und fordert die Schließung.

„Die Krönung des Ganzen war, als ich hörte, dass deutsche Unternehmen Brenn-stäbe nach Tihange liefern, damit der Schrott weiterläuft“, teilt FWG-Fraktionsvorsitzender Gerolf Hommel entsetzt mit, „das ist hammerhart.“ Deswegen wurde in der Ausschusssitzung einstimmig beschlossen, einen Antrag an die Landes- und Bundesregierung hinsichtlich einer Schließung der belgischen Atomkraftwerk-Gefährder, zu formulieren: „Der Rat der Gemeinde fordert die Regierung des Königreichs Belgien auf, dafür Sorge zu tragen, dass die Atomkraftwerke Tihange bei Lüttich und Doel bei Antwerpen wegen gravierender Sicherheitsmängel sofort und endgültig abgeschaltet werden“, heißt es im Antrag, „die Landesregierung Nordrhein-Westfalen und die Bundesregierung werden um Unterstützung gebeten. Die Lieferung von Brennstäben für die beiden Kraftwerke ist einzustellen.“

Für den Antrag hagelt es sogar Lob aus der Nachbarschaftsstadt Aachen, denn der Rhein-Kreis sei schon längst Mitglied der Klage: „Inzwischen haben weit über 100 Kommunen aus den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland sowie die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ein klares Zeichen gegen Tihange 2 gesetzt und sich an dem Klageverfahren gegen den maroden Atommeiler beteiligt“, berichtet Detlef Funken, Pressesprecher der Städteregion Aachen, auf Anfrage der Redaktion, „Städteregionsrat Helmut Etschenberg, der den Anstoß gegeben hat und diese Lawine ins Rollen brachte, freut sich über den großartigen Zusammenhalt in der DreiländerRegion.“ Die Klagegemeinschaft stehe inzwischen stellvertretend für weit über 22 Millionen Menschen.

Hommel zufolge sei es wichtig, den öffentlichen Druck aufrecht zu erhalten. „Jüchen soll sich erheben und ein Beispiel für andere Kommunen sein“, meint er. Die Belgier verstehen allerdings den ganzen Tumult der Deutschen nicht.

Alina Gries

(Kurier-Verlag)