Die Top-Kurier Ortsvorstellung: Das sind jetzt unsere STADT-Teile Kamphausen: Ein Ort mit frischer Landluft und putzigem Dorfcharakter
Kamphausen · Egal, ob der Blick nach rechts oder links streift, eines ist sicher: Kamphausen liegt ländlich, umgeben von Wiesen und Feldern, inmitten der Natur. Daher ist der Name auch gar nicht so weit hergeholt. „Früher war hier noch viel mehr Waldgebiet, das direkt an die Häuser grenzte“, weiß Gisela Junker, „mein Vater hat hier einiges gerodet, um Platz für Ackerflächen zu schaffen.“ Mittlerweile existieren von sieben Landwirten aber nur noch zwei.
„Kamphausen ist ein beschauliches Dorf, das so klein ist, dass es weder eine Kneipe, noch einen Bäcker oder sonstige Einkaufsmöglichkeiten hat und es auch keine Bus-Anbindung gibt“, schmunzelt Renate Fellner. Seit 30 Jahren lebt die Künstlerin in dem kleinen Örtchen, das rund 69 Einwohner zählt und fühlt sich hier wohl behütet.
„Das Wort ,dörflich’ trifft auf uns zu“, meint sie lächelnd, „um uns herum sind nur Felder, aber in dem Örtchen kennt man sich und passt aufeinander auf.“ Das geht sogar so weit, dass die älteren Einwohner, die nicht mehr mobil sind, aus der Nachbarschaft zum Arzt oder Supermarkt hin und wieder mitgenommen werden. „Vielleicht gibt es in Jüchen ja bald einen Bürgerbus, der dann auch einmal hier hält“, hofft die Kamphausenerin, was deutlich mehr Flexibilität für den Ort und seine Einwohner bedeuten würde. Das einsame Halteschild an der Durchgangsstraße ist jedenfalls nur für Schulkinder gedacht. Ländlich ist es daher wirklich in Kamp-hausen, nicht nur wegen der Anbindung, sondern auch wegen der Felder rings um Kamp-hausen. Kamphausen ist richtig dörflich, trotz der direkten Nähe zu Mönchengladbach-Odenkirchen oder der Stadt Jüchen. „Wenn es geschneit hat und man stecken bleibt, dann wird man sogar von den Landwirten hier auf dem Dorf raus gezogen“, freut sich die Künstlerin über so viel Hilfsbereitschaft.
Die gebürtige Odenkirchenerin ist für ihre Kunst, auf der Suche nach einem nahe gelegenen Atelier, auf Kamphausen gestoßen. „Als ich das erste Mal in Kamphausen war, war ich überrascht. Es war so fern von einer Großstadt wie in einer anderen Welt“, strahlt Renate Fellner, „es ist schön einfach nur über die Felder zu gucken.“ Deswegen sei die Bank am Ende des Dorfes, bei Familie Junker vorbei, auch ihr Lieblingsplatz innerhalb des Dorfes, natürlich abgesehen von ihrem eigenen Skulpturengarten. Hier kann man den Gedanken freien Lauf lassen und noch wirklich frische Landluft einatmen. Etwas, das Renate Fellner an dem Dorf so sehr liebt.
„Früher wurden noch richtige Feste gefeiert, sobald es beim Nachbarn gut roch“, lacht sie und auch zum Obstbaumpflücken wurden regelmäßig die Nachbargärten aufgesucht. „Oft haben sich hinter den Häusern Obstbäume befunden, jeder hatte unterschiedliche alte Obstsorten und wenn bei mir beispielsweise die Kirschen reif waren, habe ich nebenan Bescheid gegeben“, berichtet die Kamphausenerin. Und auch so werde man zu jeder Hochzeit, jedem Polterabend und auch jeder Beerdigung eingeladen. „Da geht man dann ohne Frage hin“, so Fellner.
Der Charme an Fellners Haus: Es ist von 1735. „Als wir einzogen, waren noch die Plumpsklos vorhanden“, lacht Fellner, „und eine Mergel-Kuhle gab es auch noch, wo früher die Kartoffeln kühl gelagert wurden.“ Für Fellner eher fremd.
Übrigens findet die nächste Advents-Ausstellung in Fellners Atelier am 8., 9. und 10. November statt. Ihr Haus kann übrigens nicht verfehlt werden. Aber Obacht… denn gelangt man in die Ecken Kamphausens, ist es erst einmal eine Hürde, die richtige Hausnummer zu finden. Mal sind die Zahlen sortiert nach geraden und ungeraden Zahlen, dann wechseln sie die Seite und haben auf einmal keine Struktur mehr. Andere Häuser in der Nachbarschaft haben sogar eine neue Hausnummer an die Wände angebracht und die alte schlicht und einfach durchgestrichen. Ein wahrliches Phänomen in Kamphausen, was Fellner aber auch nicht so recht erklären kann.
Alina Gries