Die Kirche feiert Reformationstag

Jüchen · Er entdeckte die Rechtfertigungslehre von Paulus im Römerbrief, Kapitel 3 und rezipierte sie. Er brachte sie zum Leuchten, denn er wollte die Menschen vom Wahn der Selbsterlösung befreien und mit den Missständen in seiner Kirche aufräumen— und keine neue gründen!

Foto: Alina Gries

Zur Erinnerung an sein Wirken und seine Entdeckung, die den Christen in der modernen Leistungsgesellschaft von heute sehr wohl etwas zu sagen hat, wird im nächsten Jahr am 31. Oktober der 500. Reformationstag gefeiert — Martin Luther.

"Ich wünsche uns für die Gemeinde, dass wir uns einerseits an unsere Wurzeln erinnern, an das, was 1517 geschah", sagt Pfarrer Horst Porkolab, "Martin Luther und den anderen Reformatoren war es wichtig, die Gleichheit und Bedürftigkeit aller Menschen vor Gott zu betonen und darauf hinzuwirken, dass man sich als Empfangender, als von Gottes Gnade Beschenkter begreift. Eine solche Haltung verzichtet, Gottes Liebe mit eigener Tat verdienen zu wollen.

Die Reformation ist andererseits nicht nur Rückblick auf historische Ereignisse, sondern eine bleibende Aufgabe", so Porkolab, Luther wollte das Zurückkehren der Kirche zur Heiligen Schrift. "Das heißt für uns heute: Kein christlicher Glaube ohne biblische Anbindung. Evangelisch glauben bedeutet auf Gottes Wort zuhören, es zu bedenken und anzuwenden", meint er. Auf dieser Basis hat sich die Evangelische Kirchengemeinde Jüchen eine Programmreihe zur Würdigung der Reformation und zur Stärkung des eigenen Selbstverständnisses ausgedacht. "Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, eine Veranstaltungsreihe zu organisieren", sagt Pfarrer Horst Porkolab, "es wird eine bunte Mischung geben." So beginne das Reformationsjubiläum zwar schon in diesem Jahr, die Kirchengemeinde aber startet erst am 18. Januar mit einem offenen Abend.

"An diesem Abend führe ich in Wort und Bild die Lebensgeschichte Martin Luthers aus und den Kontext der kirchlichen Erneuerungsbewegung", berichtet der Pfarrer "eines unserer kleinen Highlights ist mit Sicherheit eine Talkrunde am 21. Juni. Dazu wurden drei katholische Gäste und drei Gäste unserer Seite eingeladen. Moderiert wird das Ganze von der WDR-Chefredakteurin Gabi Ludwig." Und am 31. Oktober 2017 erreicht die Veranstaltungsreihe dann den Höhepunkt. "Nach dem Festgottesdienst pflanzen wir einen Apfelbaum im Gemeindehausgarten", verrät Porkolab, "denn Martin Luther werden die Worte zugeschrieben: ,Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen'." Besonders überzeugt ist er auch von einer Thesenbox, die während des Jubiläumsjahres bereit steht. "Darin können Gemeindeglieder Thesen einwerfen, was für die Kirche von heute wichtig wäre. Wir suchen dann die 17 aussagekräftigsten Thesen aus und werden sie am 22. November, dem Buß- und Bettag bekannt gegeben", erklärt Porkolab.