Das Schützenkönigspaar des BSHV Jüchen 2024 Jens und Jaqueline Reipen: Familientradition wird fortgesetzt
Jüchen · „Eigentlich bin ich ja gar kein echter Jüchener – meine Königin im Gegensatz dazu schon.“ Fast schon entschuldigend beginnt Seine Majestät Jens (39) unser Gespräch bei Kaffee und Kuchen, weist auf seine Holzer Ursprünge hin und lehnt sich zurück. Ja – Gemütlichkeit spielt bei den Reipens eine große Rolle. „Man muss auch mal abschalten und genießen können…“, philosophiert Majestät weiter.
Natürlich gehe es auch schon einmal hoch her im Hause Reipen – aber es gehe dann doch immer darum, dass jede Generation auf ihre Weise das Leben genieße. Und deutet auf Prinz Joshua (8), der es sich auf der Couch gemütlich gemacht hat und leidenschaftlich „FIFA“ zockt. „Jo, das macht Spaß“, lacht Jens Reipen und gibt zu, auch selbst immer mal wieder gerne zu zocken. Prinz Joshua bekommt nicht viel von unserem Gespräch mit – sein Kopfhörer lässt ihn ganz im Video-Spiel um Mannschaften, Tore und Punkte versinken.
Gemütlich mit Freunden feiern, Gäste zu begrillen – eben nicht schnell abzufüttern, sondern edle Stücke Fleisch in vollen Zügen zu genießen – das ist für das aktuelle Jüchener Königspaar schon eine Art Lebenseinstellung geworden. „Grillen ist etwas sehr Geselliges – deshalb muss für alle immer genug da sein. Sagen wir mal so: Alles unter einem Kilo aufm Smoker ist schlicht nur Beiwerk,“ lacht Jens Reipen – und fügt gleich an: „Und dabei immer schön bodenständig bleiben…“
Jens Reipen ist ein Kind vom Land – das gibt er gerne zu und er lebt das. Mal auf dem Rücken eines Pferdes, oder auf seinem alten „Eicher“ – einem Traktor, den er in liebevoller Kleinarbeit restauriert und dem er zu neuem Glanz verholfen hat. „Das ist für mich ein Highlight: Einfach über die Felder zu tuckeln, sich mit Gleichgesinnten treffen und über die historischen Schätzchen zu fachsimpeln. Das ist es!“ stellt Majestät fest. Wobei er auch hier seine Haupt-Leidenschaft nicht in den Hintergrund treten lässt: „Schließlich bin ich Schütze durch und durch!“ Ob mit Grüner-Husaren-Uniform und Königskette auf dem „Eicher“ oder beim großen Jüchener Trecker-Treffen: „Da weiß einfach jeder, wo bei mir die Glocken läuten.“ Und so war es auch nicht verwunderlich, dass ihm sein Königszug, die Grünen Husaren II, und seine Jüchener Trecker-Freunde kurzerhand zum letztjährigen Treffen eine ansehnliche Königsresidenz auf das Feld zwischen Bauwagen, Treckern und Wohnmobilen zimmerten.
Überhaupt das gemeinsame, motorisierte Unterwegssein: Jens und Jaqueline Reipen wollten auch hier viele teilhaben lassen. So verwundert es nicht, dass sie für die Auswärtsbesuche und Ausflüge kurzerhand die „Königliche Kutsche“ kreierten – einen Linienbus, der gleich die ganze Abordnung an Ort und Stelle brachte. Klar, dass vorne auf dem Bus die Anzeige „Jüchener Königspaar S.M. Jens und I.M. Jaqueline“ strahlte, was Passanten oft genug ungläubig lachend zurückließ. Die Auswärtsbesuche wertet das Königspaar übrigens als eines der Highlights der Regentschaft. „Unglaublich, welche und wie viele Kontakte du da knüpfen kannst. Kontakte, aus denen nicht selten vollkommen unerwartet richtig gute Freundschaften geworden sind,“ gibt Königin Jaqueline (41) zu Protokoll.
Trotz aller Bodenständigkeit: Majestät mag es, wenn es um Sport geht, etwas exotischer. Sein Herz schlägt nicht für den benachbarten Bundesliga-Club – sondern für die „Tennesse Titans“, ein US-amerikanisches Football-Team. „Dieser Sport fasziniert mich schon immer. Da bin ich stundenlang am Fernseher dabei. Und irgendwann sicher auch mal live in den Staaten im Stadion…“
Und wie war das jetzt damit, König und Königin von Jüchen zu werden? Angefangen hat es eigentlich schon als Kind: Einmal König sein… endgültig überzeugt von seiner Berufung zum Jüchener Regenten war Jens Reipen aber 2005, als seine Eltern Hans-Peter und Ulrike Reipen Königspaar zu Jüchen waren. Fun-Fact am Rande: Vor genau 50 Jahren, 1974, waren die Großeltern Willi und Käthe Reipen Königspaar zu Jüchen. „Damals, als Kind in Holz, war das schon eine tolle Sache – aber das hier in Jüchen sprengte meine Vorstellungskraft,“ so Jens Reipen, der seither von diesem Traum begleitet wurde und seine Verwirklichung systematisch aber gleichzeitig mit Augenmaß betrieben hat. Jens Reipens Schützenkarriere begann in Kindertagen im heimatlichen Holz, nach einem kurzen Gastspiel beim Jüchener Grenadierzug wurde er 2013 zum Mitbegründer der „Grünen Husaren II“ in Jüchen.
Fünf Jahre später hielt es Jens Reipen dann nicht mehr – er gesellte sich während des Klompenballs an der Zelttheke zu General und Präsident und machte seine Meldung, Jüchener Schützenkönig werden zu wollen, perfekt. „Seitdem läuft das Unternehmen, und es läuft viel besser, als wir uns das in unseren kühnsten Träumen jemals haben vorstellen können!“ König und Königin strahlen bei diesem Satz förmlich um die Wette und erzählen davon, wie aus der Sorge, die relativ kleine Zuggemeinschaft der „Grünen Husaren II“ könnte mit diesem Mammut-Projekt überfordert sein, die Gewissheit wurde, dass beide sich da vollkommen unnötige Sorgen gemacht hatten. „Unfassbar, was die geleistet haben. Und genauso unglaublich, aus welchen Ecken überall her Hilfe kam und immer wieder neu kommt.“ Da merke man endgültig, welch grandioses Gemeinschaftsunternehmen das Jüchener Schützenfest in jeder Hinsicht sei.
Nun weiß ja auch (fast) jeder um den Beruf des Schützenkönigs: Er führt in fünfter Generation ein Bestattungsunternehmen. „Ursprünglich habe ich in einem Jüchener Betrieb einmal Heizungsinstallateur gelernt. Aber Bestatter zu sein – das ist für mich eine Berufung – wahrscheinlich aus der Familientradition heraus.“ Und das gehe mit seinen Hobbies und Leidenschaften sehr gut zusammen: „Das ergänzt sich ausgezeichnet. Und es gibt die wichtigen Ausgleiche – in jeder Richtung.“
Bei so viel Engagement fragt man sich unwillkürlich: Wie bekommt der das unter einen Hut? Jens Reipen verrät da gerne sein Rezept: Bienen. Seine aktuell vier Bienenvölker machen zwar auch Arbeit, aber: „Dabei kannst du sehr gut zur Ruhe kommen.“ Über den Sommer werden aus den vier dann fünf bis sechs Völker mit jeweils rund 50.000 Bienen. Und die sammeln einige Kilo „Jüchener Blütenhonig“ – willkommenes Präsent zu vielen Gelegenheiten. „Das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden…“
Auch wenn das Königsspiel viel Spaß und Abwechslung bringt: Gab es auch schon Schwierigkeiten oder gar kleine Katastrophen? „Jo,“ platzt es lachend aus des Königs Mund heraus. „Das war schon heftig, wenn du auf deiner eigenen Kronprinzenparty kornmäßig trockengelegt wirst. Aber man kennt ja den einen oder anderen Gastronomen, der dann nach einem kurzen Schockmoment den Nachschub problemlos sicherte.“
An diesem Punkt mischt sich Prinzessin Jona (16) ein. Die hat „sowas von Bock auf Schützenfest“ und gibt Muttis persönliche, kleine Katastrophe preis: „Frische Blumensträuße haben ja die unangenehme Eigenschaft, möglichst lange im Wasser bleiben zu müssen, damit sie auch lange noch frisch bleiben…“ Die Folge: Es tropft. „Und wenn man dann nicht daran denkt, dass sich untenrum ein sehr ausladendes Prachtstück aus Satin-Festkleid ausbreitet, führt das zu hässlichen Wasserflecken. Und da steht man dann wenige Augenblicke vor dem Krönungs-Festzug voller Panik mit dem Föhn im Flur und versucht, diese Unpässlichkeit zu beseitigen…“ Königin Jaqueline kann sich gemeinsam mit ihrer Tochter kaum noch halten vor Lachen bei dieser Erinnerung an den Krönungsabend.
Auf was können sich die Jüchener beim diesjährigen Fest mit S.M. Jens und I.M. Königin Jaqueline besonders freuen? „Auf tolle gemeinsame Festtage…“ Darin sind sich beide einig. „Und so‘n kleines Zückerchen haben wir da auch in unserer Residenz vorbereitet,“ verrät der König. „Ich bin immer schon Fan der Sektbar gewesen. Die gibt es im großen Festzelt leider seit Jahren nicht mehr. Aber in unserer Residenz feiert diese Institution zumindest für ein paar Tage ihre Wieder-Auferstehung!“ Na dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Und das alles frei nach dem Schlachtruf von Majestäts Lieblings-Football-Team: „Titans up!“