Das Top-Kurier Türchen zum 23. Dezember Barock in der Neuzeit: Das Leben im Meisinghaus

Jüchen · Aus Feldbrandsteinen errichtet an der Wilhelmstraße, mit grünen Fensterläden und der Sicht auf den Marktplatz und zwei pompösen Schornsteinen auf dem barok‘schen Dach: Eines der ältesten Häuser in der Gemeinde — besser bekannt als das Meisinghaus — Notariat der Meising-Bürgermeister.

Foto: Alina Gries

Von innen in himmelblau angestrichen, haben die Eheleute van Dorp sich um den Aushang eines Denkmalschutzes bemüht.

Foto: Alina Gries

Als Annette van Dorp vor 37 Jahren aus dem modernen Düsseldorf kommend das Meisinghaus in Jüchen betrat, sah es ganz anders aus als heutzutage. "Es war eine Katastrophe. Nichts war fertig. Unsere Freunde waren ganz entsetzt, wie wir in ein solches Haus mitten ins ,Kaff‘ ziehen konnten", lacht van Dorp. Nun hat sie hier ihr Zuhause gefunden. Und die Liebe zur Kunst und der Geschichte haben dazu beigetragen, dass es unter Denkmalschutz gestellt wird.

Foto: Alina Gries

Um zum Hause der van Dorp zu gelangen, muss man eine beidseitige Treppe hochsteigen. Annette van Dorp nennt diese liebevoll "Kindertreppe". "Als Kind musste man immer die eine Treppe rauf und die andere wieder runter", lacht sie. Jedoch sei die Treppe nicht mehr die historische. "Sie musste wegen des Bürgersteigs abgebaut werden. Früher gab es eine Freitreppe, die kein Geländer hatte und weit bis auf die Straße ragte", sagt sie. Der Boden in der Eingangstür ist noch original, die Türe haben die Eheleute van Dorp auf dem Dachboden gefunden. Die Türen sind relativ hoch gebaut und die Fenster beginnen erst in etwa 4,5 Metern Höhe.

Betritt man das Haus zur rechten Seite hin, fällt vor allem der Stuckrahmen des Kamins auf. "Zur Zeit der Meisings war offenes Feuer unmodern, sodass es nur einen Stuckrahmen gab", erklärt van Dorp, "es lag in ihrer Natur sich zu repräsentieren, sodass ein geschlossenes Feuer in einem schwarzen gusseisernen Ofen hergerichtet wurde." Dieser Ofen war jedoch nicht mehr vorhanden, sodass van Dorp diesen durch ein ähnliches Objekt ersetzte.

Dieser Raum dient als Aufenthaltsraum und Wohnzimmer. Wobei die beiden Räume damals durch eine Wand getrennt waren. Deshalb sind über dem einen Zimmer Stuckverzierungen und über dem anderen so genannte "Kölner Decken". Mit der Liebschaft zwischen Düsseldorf und Köln hat das jedoch nichts zu tun. "Da die Holzbalken damals schnell brannten, wurden sie gekalkt", erklärt sie. Und meistens noch mit Stuck verziert; auch die Schornsteine wurden nachgebaut.

Öffnet man an der Haustür die zur linken Seite, gelangt man in das Esszimmer und von da aus weiter in die Küche. Auch hier befindet sich noch ein originaler Holzschrank. Von der Küche aus führt eine weitere Tür zurück in den Flur. Das Besondere an der Türe ist jedoch das kleine Fenster. "Damals hat man immer in der Küche geheizt und nicht in jedem Raum. Und wenn jemand etwas aus der Küche wollte, wurde nicht die Türe geöffnet, sondern nur das Fenster, um etwas herauszugeben. Damit möglichst wenig Wärme verloren geht."

Das Haus trägt viel Geschichte mit sich rum, so wünscht sich van Dorp, das künftig die denkmalgeschützten Häuser ein Aushängeschild erhalten. "In Düsseldorf sind sehr wenige Gebäude erhalten und wenn jemand hiervor steht, weiß er um die Geschichte nicht Bescheid", sagt sie.