Wo soll die Stadt noch Brummis akzeptieren?

Kapellen · Die „Grünen“ im Grevenbroicher Stadtrat verlangen, dass die Verwaltung ausdrücklich bestätigt, dass die Strecke von Kapellen nach Wevelinghoven über die Straße „Am Wehr“ nicht als Lkw-Vorrangroute festgelegt wurde.

Dirk Gawlinski ist mit den von der Stadt festgeschriebenen Vorgaben für Lkw mehr als unzufrieden.

Zugleich soll der Rat beschließen, die Strecke der L 361 östlich von Wevelinghoven und die Weiterführung als L 142 durch Langwaden nicht als Vorrangroute festzulegen. Auch die Strecke der L 116 westlich von Gustorf, Frimmersdorf und Neurath soll keine Vorrangroute werden. Hier die Hintergründe.

In der Bauausschuss-Sitzung vom 2. März 2017 teilte die Verwaltung mit, dass sie im Projekt „Effiziente und stadtverträgliche Lkw-Navigation Region Rheinland“ Vorrangrouten für den Lkw-Verkehr festgelegt hat. Die Festlegung basierte damals auf einer auf Kreisebene erfolgten Empfehlung.

Für Grevenbroich wurden als Vorrangrouten die Lkw-Routen gemäß dem Zielkonzept aus dem VEP 2003 (siehe Foto) benannt.

Dirk Gawlinski, Fraktions-Chef der „Grünen“, hierzu: „Stadtplanerische Aspekte wurden nicht berücksichtigt. Eine Neubewertung auf politischer Ebene ist deshalb erforderlich.“

Die Lkw-Nutzung des Streckenabschnitts Kapellen – Wevelinghoven über „Am Wehr“ sei unnötig, belaste die Anwohner im höchsten Maß und gefährde andere Verkehrsteilnehmer, so der Politiker. Und weiter: „Der Streckenabschnitt ist für Nutzung von Lkw-Fahrten ungeeignet, insbesondere wegen der Enge und Unübersichtlichkeit und hat schon zu einem tödlichen Unfall geführt.“

Die Nutzung der A 46 und A 540 stelle zu dem die wirtschaftlichere Variante dar. „Der zeitliche Aufwand sowie der Kraftstoffverbrauch wird für diesen Abschnitt sicherlich nicht signifikant höher sein, so dass der Streckenabschnitt Kapellen – Wevelinghoven über ,Am Wehr’ nicht als Lkw-Vorrangroute festgelegt werden darf“, so die Forderung der „Grünen“.

Im Zielkonzept aus dem VEP 2003 war die geplante L 361 n gestrichelt als blaue Route eingetragen. „Da die Straßentrasse der L 361 n nicht existiert, kann diese Straßentrasse auch nicht als Vorrangrouten festgelegt werden“, argumentiert Gawlinski.

Auch für die Strecke der L 361 östlich von Wevelinghoven und die Weiterführung als L 142 durch Langwaden fordern die „Grünen“ ein Neubewertung: „Die Festsetzung dieser Vor-rangroute erhöht die Belastungen mit Lärm und Abgasen in den Ortsteilen Langwaden und angrenzend in Hülchrath und Neukirchen. Die Vorrangrouten der A 46 und A 540 (mit der B 59) können diesen Lkw-Verkehr problemlos aufnehmen und sind hierfür auch verkehrstechnisch ausgebaut“, heißt es bei den „Grünen“.

Die dritte „Problemecke“ ist die Strecke der L 116 westlich von Gustorf, Frimmersdorf und

Neurath. Hierzu führt Dirk Gawlinski aus: „Die Festsetzung dieser Vorrangroute erhöht die Belastungen mit Lärm und Abgasen in den Ortsteile

Gustorf, Frimmersdorf und Neurath. Die demnächst fertiggestellte Vorrangroute der A 44 n kann diesen Lkw-Verkehr problemlos aufnehmen. Der Ausbau der L 116 führt immer wieder zu Unfällen. Aus diesen Gründen ist diese Strecke als Vorrangroute ungeeignet.“

Und warum ist diese Ausweisung in Gelb, Rot oder Blau wichtig? Aus verkehrs-, städtebaulicher und umweltpolitischer Sicht soll im Rahmen des Projektes zeitnah steuernd in die Routenwahl der Logistikverkehre eingegriffen und diese umfassend unterstützt werden.

Ziel ist die Erarbeitung eines Lkw-Vorrangnetzes und die Zusammenarbeit mit den Navigationskartenherstellern.

Dies wird umso dringlicher, als demnächst die Lkw-Maut auch auf die Bundesstraßen übertragen wird (deshalb stehen an der B 59 jetzt auch die entsprechenden Mess-Säulen). Damit werden sich die Brummi-Fahrer, das befürchten nicht nur die „Grünen“, neue „Schleichwege“ suchen, um die Maut-Gebühren zu umgehen. Und blaue Vorrangstrecken könnten da natürlich als direkte Einladung verstanden werden.

-gpm.

(Kurier-Verlag)