Taxifahrer kassieren für ihre Hilfsbereitschaft Knöllchen

Grevenbroich · Werden Senioren immer mehr vom öffentlichen Leben ausgeschlossen? Erst das Mitnahmeverbot von E-Scootern in Bussen (der Erft-Kurier berichtete), jetzt die Knöllchen-Wut von städtischen Ordnungsamts-Mitarbeitern gegenüber Taxi-Fahrern, die älteren Bürgern unter die Arme greifen.

Gerlinde Fetten (links) hilft ihrer Mutter beim Kaufland-Einkauf. Taxifahrer Franz-Josef Helpenstein (Zweiter von rechts) und Taxi-Unternehmer Josef Pesch helfen gerne.

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Ortstermin am Montanushof. Im Zufahrtsbereich befinden sich drei Taxi-Halteplätze, geschützt gegenüber den Begehrlichkeiten des Restverkehrs durch Halteverbotsschilder. „Bis hierhin schafft es aber kaum ein älterer Mensch, erst Recht nicht mit Rollator und einem vollgepackten Einkaufswagen“, sagt Franz-Josef Helpenstein (63). Er fährt seit 14 Jahren Taxi, jetzt für die „Taxizentrale Grevenbroich“. Er sieht die Kundschaft immer älter werden und damit angewiesen auf Hilfe der Fahrer. Und damit die älteren Herrschaften nicht 200 Meter mit ihren Einkäufen bei „Kaufland“ bergan kämpfen müssen, fahren die Taxen ihnen einfach entgegen, helfen beim Einladen und beeilen sich, damit sie wegkommen. Sie stehen dabei im ausgeschilderten Halteverbot, behindern aber niemanden, auch nicht die ins Parkhaus einfahrenden Fahrzeuge. „15 bis 20 Mal am Tag machen wir das so,“ sagt Taxi-Unternehmer Josef Pesch, „geht ja auch gar nicht anders, wie sollen dann die älteren Mitbürger zu uns hoch kommen?“ Und Franz-Josef Helpenstein setzt noch eins drauf: „Muss man denn erst warten, bis sich eine alte Omi mit ihrem Rollator und dem Einkaufswagen hinlegt und im Krankenhaus landet?“

Er kennt viele ältere Herrschaften, die mit Bus aus den umliegenden Stadtteilen in die Stadt fahren, um bei „Kaufland“ dann einzukaufen und den Rückweg bepackt mit dem Taxi erledigen. „Ich komme denen auch gerne entgegen und bringe gerne die Sachen bis in den dritten Stock“, sagt Helpenstein. Und wenn er das nicht macht, wird schon mal beim Unternehmer angerufen und sich beschwert über „so viel Unfreundlichkeit“.

Seit ein paar Tagen ist der Service der Taxifahrer gefährlich. Es hagelt Knöllchen. Franz-Josef Helpenstein hat am Samstag eines kassiert und er weiß, dass es vielen Kollegen genauso ergangen ist. „Ich werde bezahlen müssen, formal ist die Stadt ja im Recht“, weiß er und schiebt aber gleich nach: „Die Situation ist ja bekannt, da kann man doch im Sinne von Service für den Bürger doch Mal ein Auge zudrücken.“ Und wenn man das nicht kann, lässt sich ja noch die Beschilderung ändern: Das Halteverbot bestehen lassen, aber mit einem Zusatz versehen: „Mit Ausnahme von Taxen“.

Wie sehr ältere Menschen auf den Taxi-Dienst angewiesen sind, macht Rollstuhlfahrerin Helene Fetten klar, die mit Hilfe ihrer Tochter Gerlinde mehrmals in der Woche bei „Kaufland“ einkauft und immer mit dem Taxi nach Hause fährt.: „Ohne die Hilfe der Taxifahrer müsste mein Kühlschrank leer bleiben.“

(Kurier-Verlag)