Was Klaus Krützen plant Schule, Rente, Rathaus?
Grevenbroich · Als Bürgermeister Klaus Krützen zum Gespräch mit dem Erft-Kurier in sein Büro kam, konnte er von einem gelösten Problem berichten: Die Amtskette machte Ärger, weil die oberen Embleme immer unter den Kragen der Jacke rutschten. Jetzt wurde hinten ein zusätzliches Glied eingepasst und nun passt das hochamtliche Zeichen perfekt zu den breiten Schultern des Rathaus-Chefes.
Und „breite Schultern“ hat Klaus Krützen auch, wenn er auf seine Jahre im Rathaus zurückblickt: Es mache ihm Spaß, die Heimatstadt inhaltlich gestalten zu können, insbesondere weil die ja vor umwälzenden Entwicklungen stehe.
Beim Rückblick auf die bisherigen Jahre im Chefsessel des Rathauses kommentiert er: „Diese zehn Jahre sind eine Zeit, die mich sehr gefordert hat, die mich aber auch sehr geformt hat“.
Im Urlaub (nicht in dem kurzen, der gerade hinter ihm liegt, sondern in dem längeren, der demnächst komme) wolle er mit Frau und Familie ausführlich beratschlagen, wie es im kommenden Jahr weitergehen soll. Ob er dann noch einmal für den Posten des Bürgermeisters kandieren will. Öffentlich erklären wolle er sich im August oder September.
Herzhaft lachen kann Klaus Krützen über die neuste Ambition, die ihm nachgesagt wird: In der Stadt heißt es nämlich, dass er Leiter der dritten Gesamtschule (die für Wevelinghoven) werden wolle.
Das ginge gar nicht so einfach, weil er den Titel „Beamter auf Lebenszeit“ zurückgegeben habe, als er Bürgermeister geworden sei. Nur Landtags- oder Bundestags-Abgeordnete könnten nach der Politkarriere einfach wieder in den Schuldienst zurückkehren, erläutert er. Und er fügt an: „Außerdem haben wir doch eine gute Leiterin für dritte Gesamtschule“.
Besser ins Konzept passen würde eine dritte Amtsperiode im Rathaus: Deren Ende würde perfekt mit dem Krützen’schen Renteneintrittsalter zusammenfallen.
Natürlich ist eine erneute Kandidatur nicht nur die Entscheidung von Klaus Krützen, sondern auch von „seiner“ SPD abhängig. Deren Chef Daniel Rinkert, derzeit Nachrück-Bundestags-Abgeordneter in Berlin, werden oft auch Ambitionen aufs Rathaus nachgesagt. Wieder lacht Krützen: „Wir in der Grevenbroicher SPD drängeln nicht“, sagt er launig.
Zudem kann sich Rinkert Hoffnung machen, bei den nächsten Bundestagswahlen auf der Reserveliste so abgesichert zu werden, dass er von einem sicheren Wiedereinzug ausgehen kann (wenn die Umfragewerte der Ampel nicht noch weiter abstürzen sollten): Altvordere wie Udo Schiefner und Andreas Rimkus wollen sich angeblich aus dem Bundestag zurückziehen und würden somit dann Platz für den Wahl-Wevelinghovener machen.
Übrigens: An die, die von hier in den Parlamenten in Berlin und Düsseldorf sitzen, hat Bürgermeister Klaus Krützen klare Erwartungen: „Die haben was für die Stadt zu bringen“, postuliert er. Und schiebt nach: „Das hat Heike Troles geschafft. Und das hat Daniel Rinkert geschafft.“
Auch wenn Klaus Krützen das „Mimimih“ vieler Politiker (gerade auch vieler Bundespolitiker aus der Ampel-Koalition) weit von sich weist, macht er dennoch deutlich: „Politiker sein ist nicht das Ticket, um beschimpft zu werden. Der menschliche Umgang muss wieder her.“
Dabei kann der Grevenbroicher Rathaus-Chef natürlich auch gut austeilen: Gegen Politiker, die nicht bereit seien, „den Rücken gerade zu machen“. Gegen Bürger, die sich unter dem Stichwort „not in my backyard“ (zu deutsch wörtlich: „nicht in meinem Hinterhof“, im Sinne von „nicht in meiner Nachbarschaft“) gegen Notwendiges und Unumgängliches wehren würden. Gegen Vereine und Verbände, die nur mäkeln würden, ohne zu sehen, was in den vergangenen neun Jahren die Stadt schon alles für sie getan habe.
Und die Liste des Geleisteten sei schon sehr lang, schließt Klaus Krützen diesen Gedanken ab.
Ein Kopfschütteln erntet man dagegen, wenn man Klaus Krützen auf das nicht gerade tolle Image der Politiker in der Republik anspricht. Speziell von hehren Ansprüchen an die Damen und Herren im Bundes- und in den Landtagen hält er wenig: „Die Politiker sind ein Spiegelbild der Gesellschaft. Die Ansprüche, die man an sie stellt, muss man an jeden stellen.“ Und mit klarer Stimme schiebt er nach: „Wir sind keine Heiligen.“
Gerhard P. Müller