Rainer Thiel (SPD) über Polit-Talk-Shows, die Kanzlerin und deren CDU „Immer die gleichen Leute, die immer das Gleiche erzählen ..!“
Grevenbroich · Vor Kanzlerin Angela Merkel hat er Respekt. Martin Schulz findet er gut. Und Sigmar Gabriel natürlich auch. Auf seiner Sympathieliste steht zudem Wolfgang Bosbach. Ansonsten fallen ihm kaum Bundespolitiker ein, die er "gut" findet.
"Und ich würde mich ungern negativ über bestimmte Politiker äußern", resümiert Rainer Thiel.
Der heimische SPD-Landtags-Abgeordnete ist Freund klarer Worte. Auch wenn die ihm mal Ärger einbringen: "Meine Haltung zur Leitentscheidung in Sachen Braunkohle hat in meiner Fraktion sicherlich keine Freude ausgelöst", formuliert er schmunzelnd. Die von ihm (mit) angefachte Diskussion habe das Ergebnis am Ende aber verbessert. Und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sei jemand, mit dem man sich in der Sache gut streiten und einen Kompromiss finden könne. Deutlich distanzierter äußert sich Thiel dagegen in Bezug auf Bundes-Umweltministerin Barbara Hendricks, gegen deren Entwurf zum Klimaschutzplan der heimische Landtags-Abgeordnete auch zu Felde zog. Erfolgreich.
Politiker-Schelte habe es übrigens schon immer gegeben, so Thiel. "Sie hat heute nur eine andere Qualität erreicht. Sie findet auf einer sehr emotionalen Ebene statt, Hemmschwellen sind gefallen." Gerade in den "sozialen Medien" erlaube man sich einen Umgang, "den man sich selbst am Stammtisch nicht trauen würde." Dabei kann Thiel den Polit-Frust der Bürger durchaus nachvollziehen: Zum einen sieht er den "Politiker-Sprech" gerade auch in den TV-Talk-Shows als wenig hilfreich an ("Immer die gleichen Leute, die immer das Gleiche erzählen und die oft den Schuss nicht gehört haben"), zum anderen kann er die "Angst vor der Zukunft", die viele in sich tragen, verstehen. "Wir müssen die Wohlstandsfähigkeit bewahren. Ich rede seit Jahren darüber", so Thiel energisch. Seine Forderungen: Gute Arbeit. Gute Ausbildung. Und eine gerechte Reichtumsverteilung in der Republik.
In seinen Augen ist das allerdings nur in einem starken Europa möglich. Ein Europa, das man nicht den "National-Chauvinisten" opfern dürfe. Denen müsse man genauso mit einer "klaren Haltung" begegnen wie der AfD. Das würden dann auch die Wähler honorieren. Die würden sich eh mehr Unterscheidbarkeit bei den großen Parteien wünschen. Wenn die CDU wieder etwas konservativer werden würde als unter Merkel, wäre dass nicht nur vielen CDU-Politikern lieber, resümiert Rainer Thiel vielsagend.
Gerhard Müller