Hier geht es von hundert auf null: Werden Radfahrer in Gefahr gebracht?
Grevenbroich · „Mit der Neugestaltung der Karl-Oberbach-Straße zur Fahrradstraße stärken wir den Radverkehr in Grevenbroich“, freut sich Martina Suermann-Igné, Fraktions-Chefin von „Mein GV“, stellvertretend für die Rats-Kooperative nach den entsprechenden Beschlüssen des Verwaltungsrates der Stadtbetriebe. Diese Freude wird allerdings nicht von allen geteilt ...
So moniert CDU-Partei-Vorsitzende Heike Troles: „Es fehlt ein Fahrrad- und Parkplatz-Konzept für die Innenstadt. Vom Bahnhof bis in die City hinein müssen die Radfahrer mit ganz unterschiedlichen Konzepten zurechtkommen.“
Ihr Parteikollege Landrat Hans-Jürgen Petrauschke hatte jüngst die Situation mit der Formulierung „von der Rad-Autobahn bis hin zu gar nichts“ auf den Punkt gebracht: Vom Erft-Kreisverkehr bis zum Ostwall gebe es einen überdimensionierten Radweg, der nach der Ampel auf der anderen Seite der Bahnstraße komplett wegfalle und die Radfahrer in die Gleichberechtigung mit den Autos zwinge.
„Da ist doch kein Konzept zu erkennen“, bestätigt auch Heike Troles. Das System sei den Bürgern auf der einen Seite nicht verständlich (zu machen). Auf der anderen Seite habe sie die Sorge, „dass Fahrradfahrer sich in Gefahr begeben“.
Das gelte auch für die künftige Regelung auf der Karl-Oberbach-Straße, auf der dann Radfahrer auch nebeneinander her fahren dürfen. „Das zwingt die Autofahrer beim Überholen auf die Gegenspur“, sieht die CDU-Politikerin eine dann drohende neue Gefährdung.
Schließlich, so argumentiert sie weiter, werde die Karl-Oberbach-Straße als Umgehung für den Ostwall gebraucht, der sich ansonsten noch mehr zustauen würde.
Und dann geht Heike Troles mit dem neuen Konzept für die Karl-Oberbach-Straße hart ins Gericht: „Dadurch werte ich nichts auf. Dadurch werte ich ab und die Leute kommen nicht mehr in die Innenstadt. Das ist der Tod der Innenstadt.“
Immerhin würden durch die Umgestaltung der Straße auch Parkplätze wegfallen, die in der City eh rar gesät wären. Die aber gebraucht würden, weil nun einmal nicht alle (ältere und körperlich eingeschränkte Mitbürger) mit dem Fahrrad unterwegs sein könnten.
Hinzukomme, dass die Bereitschaft, seine Einkäufe quer durch die Stadt zu schleppen, nicht mehr gegeben sei.
Deshalb helfe die Idee, Innenstadtbesuchern Parkplätze im Parkhaus am Bahnhof anzubieten, nicht weiter. „Wie sollen die dann in die City kommen? Mit dem Taxi? Oder mit der Rikscha?“, fragt die CDU-Politikerin trocken.
Immerhin fallen über kurz oder lang auch die Stellplätze auf dem „Platz der Republik“ (über die Umgestaltung wurde in dieser Woche im Ausschuss beraten) weg. Ein weiterer Grund für ein umfassendes Konzept, so Troles weiter.
Ihr SPD-Kollege Daniel Rinkert hat allerdings wenig Verständnis für die nachträgliche Aufregung: „Ziel des Antrags zur Umgestaltung der Karl-Oberbach-Straße war es, weitere Schritte für eine fahrradfreundliche Stadt zu gehen und zeitgleich die Interessen des Individualverkehrs in einer ländlich geprägten Region zu berücksichtigen. Wir freuen uns, dass wir einen wichtigen Schritt zu einer neuen, nachhaltigen Mobilität und der Attraktivierung der Innenstadt gehen konnten.“
Peter Gehrmann (Fraktions-Chef der „Grünen“) geht noch einen Schritt weiter: „Zudem werden wir zeitnah die nächsten Schritte einleiten, damit es zu einem Fahrradstraßennetz in Grevenbroich kommt.“
Da erhebt Heike Troles allerdings mahnend den Zeigefinger: Sie befürchtet, dass von der Ratsmehrheit zu „sehr ideologisch gedacht“ wird ...