Angela Schoofs sorgenvoller Blick auf Grevenbroich & RWE Noch sind die Zahlen der Arbeits-Agentur erfreulich ...

Grevenbroich · "Das Ganze ist vergleichbar mit einem See", erklärt Angela Schoofs, Vorsitzende der Geschäftsführung der "Agentur für Arbeit", "es gibt einen Zu- und Abfluss. Dabei ist nicht zu verkennen, dass hinter einem Bestand auch viel Bewegung steckt."

Angela Schoofs, Vorsitzende der Geschäftsführung der „Agentur für Arbeit“.

So verzeichnet die Arbeitsagentur von Dezember 2016 bis Dezember 2017 zwar ein Plus von 2.021 mehr Arbeitslosen, im Jahresdurchschnitt gerechnet aber seien es nur 33.

Insgesamt seien bei der Arbeitsagentur im Jahresdurchschnitt für 2017 im Rhein-Kreis 13.467 gelistet; etwa 170 mehr als 2016. Eine Bewegung mit der Schoofs gerechnet hat: "Innerhalb der einzelnen Kurven sind unterschiedliche Dinge passiert. Dabei geht es um Personengruppen und die Qualifizierung."

So gebe es beispielsweise eine ausgesprochen hohe Nachfrage an Fachkräften auf dem Markt im Bereich der Pflege und auch des Verkaufs.

"Wir werden oft gefragt, warum wir den Bedarf in der Pflege nicht decken können", erklärt sie, "dabei kommt es auf die Eignung und Neigung an, alte Menschen zu pflegen. Die Qualifikationsvoraussetzung für diesen Beruf würden Sie alle mit Sicherheit erhalten, aber es geht auch darum, ob man den Beruf ausüben will und kann."

Im Sinne des Verkaufs sei die Anpassung an den Onlinehandel gefragt. Aber auch Themen wie "Air Berlin" und RWE bereiten der Vorsitzenden der Geschäftsführung Sorgen: "In Grevenbroich beispielsweise. Wenn da bald etwas passiert, daran möchte ich nicht denken. Schwindet der Strukturwandel vom industriellen hin zum gewerblichen mit weniger Lohn, was passiert dann. Wo wird angesiedelt, wo Industriegebiete doch rar gesät sind?"

Mit der Digitalisierung würde ein neu erbautes Unternehmen zum Beispiel sich so aufbauen, dass weniger Menschen beschäftigt werden müssen. Daher müssten die Fachkräfte qualifiziert werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

"Für 2018 gibt es daher zwei Dinge, die wir fokussieren müssen. Zum einen Qualifikation im Sinne von junge Menschen erst gar nicht arbeitslos werden zu lassen. Und wenn sie arbeitslos sind, sie genügend zu qualifizieren. Und zweitens die duale Ausbildung."

Und: "Äußere Einflussbereiche können wir aber nicht beeinflussen, da müssen wir abwarten", meint sie weiter, "im See hat man beispielsweise eine andere Ober- als Unterströmung. Die Digitalisierung kommt nicht von heute auf morgen."

So zähle die Arbeitsagentur im Jahresdurchschnitt 889 Jugendarbeitslose im Rhein-Kreis. Das sei ein Anstieg von 5,9 Prozent im Vergleich zu 2016. "Wenn wir aber den Sondereffekt der geflüchteten Menschen abziehen, kommen wir auf eine geringere Anzahl. Denn unter den Geflüchteten sind sehr viel junge Menschen", erklärt Schoffs die Statistik. 60 Prozent der Geflüchteten seien unter 35 Jahren, rund ein Viertel unter 25 Jahren. Hinzu komme, dass die Definition der Jugendarbeitslosigkeit komplett überholt sei. "Eigentlich müssen wir von eine Ausbildung bis unter 35 ausgehen." Und auch die Langzeitarbeitslosen seien eine Zielgruppe, um die sich stark gekümmert werde, mit Erfolg.

So sank die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Jahre 2017 für den Rhein Kreis um 235.

Die dritte Gruppe, arbeitslose Ausländer, sei ebenfalls eine Zielgruppe. "Das sollten wir aber nicht zu einem Problem machen, sondern zu einer Herausforderung, die reizvoll ist, weil wir damit etwas anfangen können", sagt Schoofs in der Jahrespressekonferenz. "Wir haben im vergangenen Jahr verstärkt begonnen, Menschen mit Migrationshintergrund zu qualifizieren. Jetzt stehen nach und nach diese Männer und Frauen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung", berichtet Schoofs, "und das schlägt sich selbstverständlich auch in den Arbeitsmarktzahlen nieder."

Alina Gries

(Kurier-Verlag)