“Ich kann es. Ich weiß es.”

Am Wehr · Mit 45 Jahren hat er sich den Jugendtraum von der Kunst erfüllt. Er hat von den Großen gelernt. Er hat viele Ausstellungen bestritten. Hat internationale Preise eingeheimst. Hat Malerei und das richtige Sehen unterrichtet.

Er kann einige Schüler vorweisen, die mittlerweile recht erfolgreich in der Kunstlandschaft unterwegs sind. Hat mit ihnen Studienreisen rund ums Mittelmeer unternommen. Und mit 75 Jahren dann er hat beschlossen, mit dem "Kunst-Schaffen" aufzuhören. "Mir waren zu viele Philosophen und Schmierer unterwegs", sagt Heinz Birkenheuer mit einem tiefsinnigen Lächeln. Für ihn entsprang Kunst stets aus Handwerk und Begeisterung. Und wenn der Wevelinghovener so richtig in "Motion" war, dann konnte es sein, dass er die tollsten Aquarelle in ein paar Stunden aufs Blatt brachte. Zum Beweis zeigt er Bilder von griechischen Inseln, aber auch Erft-Landschaften. "Oft musste ich ja auch schnell malen. Denn in meinen Kursen bin ich mit den Schüler raus in die Natur gegangen, habe mitten unter ihnen gestanden und mit ihnen gemalt", erzählt er — trotz seines "künstlerischen Ruhestandes" immer noch mit Emphase.

Und dann musste er zügig arbeiten, erklären und bei den anderen Rat geben. Besonders beeindruckend sind Arbeiten über die Gustorfer Mühle und über das Wehr in Wevelinghoven. Übrigens hat er alle Mühlen entlang der heimischen Erft gemalt. Und Arbeiten rund um Schloss Hülchrath hat er zuhauf. Acht, neun seiner Schüler haben es inzwischen "geschafft". Auch vor den Augen ihres Lehrers. Aber nicht alle hätten das notwendige Talent. Viele scheiterten schon beim richtigen Sehen. Denn für ein gelungenes Bild sei es ganz bedeutend, was man in den Vordergrund hebe und was man eher nebenbei erwähne. Wenn man aber unterrichte, sei es nahezu zwangsläufig, dass man auch "Nicht-Talente" auf die Welt loslasse.

"Das ist ganz gefährlich: Wenn die anfangen zu malen, kaufen ihnen Freunde und Bekannte mehr aus gutem Willen und Sympathie Bilder ab. Und dann glauben sie, auf dem richtigen Weg zu sein; irgendwann aber bleiben sie auf ihren Werken sitzen und fallen in ein tiefes Loch", beschreibt Heinz Birkenheuer das Dilemma. Doch zurück zu den "Philosophen und Schmierern": Die könnten meist besser reden als malen — und würden mit viel Trara oft nur Schrott verkaufen. Mit spitzem Mund berichtet Heinz Birkenheuer so zum Beispiel von der Aktion eines heimischen Unternehmens, das die Chef-Etage mit Bildern bedenken wollte. "Anstelle von gekonnten Erft-Landschaften verschenkte man mono-chromatische Bilder in Rot, Grün oder Gelb. … wo einer mit einer Farbrolle über die Leinwand gegangen ist." Damit wäre der Punkt "Kunst und ihr Wert" erreicht. Auch hierzu hat Heinz Birkenheuer rückblickend eine dezidierte Meinung: "Im Laufe der Zeit wurde mein Quadratmeter-Preis immer höher. Nachher hatten die Leute Angst, bei mir was zu kaufen."

Seiner Erfahrung nach ein ganz normaler Prozess: Bei der ersten Ausstellung wollte er seine Bilder eigentlich für 300, 400 Mark verkaufen. "Rechts neben mir der Künstler wollte aber 1.800 Mark, links der 1.200 Mark. Da kann man sich nicht mit 300 Mark dazwischen stellen", so der Wevelinghovener. Die Kollegen hätten das als "Preis-Dumping" und "Nestbeschmutzung" verstanden. Sowieso sieht Heinz Birkenheuer den Ausstellungsbetrieb rückblickend mit ganz anderen Augen. Über 50 Ausstellungen hat er gemacht. An manche denkt er stolz zurück, bei anderen blieb das Gefühl nur als "Wandabdeckung" gebraucht worden zu sein. Auf jeden Fall aber sei von den Ausstellungsmachern immer der Wunsch geäußert worden: "Aber machen Sie was Neues." Der emeritierte Künstler: "Sie sind ständig gefordert neu zu arbeiten. Sie sind ständig in einem Zugzwang. Und am Ende passiert nichts." Will sagen: Man malt acht oder zwölf Bilder einen neuen Serie, von der vielleicht nichts verkauft wird, aber der nächste Galerist will natürlich nicht die Arbeiten, die schon mal irgendwo zu sehen waren … Birkenheuer ließ sich so zum Beispiel auch einmal zum großflächigen Malen überreden. Durch amerikanische Canyon inspirierte Landschaften. Ein Bild dieser Serie schmückt sein Wevelinghovener Wohnzimmer. "Das ist mir alles zu stressig", gibt er offen zu. Und: "Ich kann es. Ich weiß es. Wem muss ich noch was beweisen?" In seinem Atelier finden sich zahllose Bilder, Entwürfe, wunderbaren Skizzen. Was wird da einmal draus? "Die gehen den gleichen Weg wie bei den meisten Künstlern. Aber ich sehe nicht ein, dass ich denjenigen meine Bilder jetzt schenke, die sie in meiner aktiven Zeit nicht kaufen wollten."