Grünes Ziel: Um 2030 soll es Schluss sein mit Braunkohle
Grevenbroich · Landes-Grüne Gudrun Zentis ließ keinen Zweifel daran, wohin die Reise gehen soll: Wenn in diesem Herbst die Landesregierung die so genannte „Leitentscheidung“ zementieren will, dann soll im „Tagebau Garzweiler“ ein „Bogen um Holzweiler“ geschlagen werden, die L 277 könnte ungefähr die Abbaugrenze markieren.
Mit anderen Worten: Irgendwann zwischen 2025 und 2035 wäre hier dann endgültig Schluss mit der Braunkohle.
Mit Positionen gegen die Braunkohle und gegen die Kraftwerke kann man in Grevenbroich keinen Staat machen: Auch wenn mit Gudrun Zentis immerhin die Sprecherin der grünen Landtagsfraktion in Sachen Bergbausicherheit in die Schloss-Stadt gekommen war, wollten ihre Ausführungen nur ein gutes Dutzend Besucher hören (darunter dann auch noch Gäste aus Korschenbroich).
Dabei war man sich schnell einig, dass in Sachen Braunkohle/RWE so einiges nicht mit rechten Dinge zugehe. Besondere Sorge mache ihr zum Beispiel
das neue Teilstück der Autobahn
, das gerade gebaut werde, betonte Zentis: Rekultivierte Flächen würden normalerweise in den ersten zehn Jahren für keinerlei Nutzung freigegeben. Aus Sicherheitsgründen. Weil mit Senkungen und Rutschungen gerechnet werden müsse.
Hier solle die neue Autobahn nach Fertigstellung sofort für den Verkehr genutzt werden. Und die verlaufe dann auf einem 150 Meter hohen und 600 Meter breiten Damm, der sich auf reinem Kippengelände befände. „Das macht mir Angst“, so Zentis, die auf ähnliche Lagen in den neuen Bundesländern verwies, wo Straßen später in der Nutzung eingeschränkt oder geschlossen werden mussten.
Ganz aktuell läuft das Verfahren zur
Rhein-Pipeline
. Die soll von Norf ins Tagebaugelände führen, um dort in der Grube einen 23 Quadratkilometer großen See entstehen zu lassen. „Dadurch wird der Rheinwasserstand um zwei Zentimeter sinken“, so Zentis. Gleichzeitig gäbe es aber Projekte, um den Rhein (für große Containerschiffe) tiefer zu legen. Außerdem müsse das Wasser zur Grube hochgepumpt werden, was jede Menge Energie verschlingen dürfte.
Zudem zeige der „
Blausteinsee
“ im Abbaugebiet Inden, wie schwierig die Anlage künstlicher Seen ist. Dort gebe es ständig Wasserverluste, so dass die Stadt Eschweiler Wasser nachschießen müsste. Kosten: 200.000 Euro im Jahr. Derzeit würde noch Sümpfungswasser genutzt, was aber wiederum Folgen für die Wasserqualität hat: Das RWE-Wasser trübt den See ein, ist stark sulfathaltig, so dass den Fischen die Kiemen verkleben.
Und dann ist da die Zukunft der
Erft
: Die hat unter anderem die Funktion, nach Stark-regenfällen die Wassermassen schnell und unproblematisch abzuführen. Wenn das Grundwasser nach der Ende der Grube wieder ansteigt, werden nicht nur viele Häuser im Nassen sitzen, sondern die Erft wird ihre Ableitungsfunktion nicht mehr wahrnehmen können. „Es wird an mehreren Stellen auch in Grevenbroich dauerhafte Sümpfungsmaßnahmen geben müssen. Und wer wird die dann bezahlen?“, so Gudrun Zentis.
Natürlich sieht die Landes-Grüne auch
die Kraftwerke
kritisch: „Die meisten von denen sind älter als einige Teilnehmer hier“, stellte sie provokant fest: Die beiden Blöcke in Frimmersdorf haben 49 und 45 Jahre auf dem Buckel, die alten in Neurath um die 40 Jahre. In keiner anderen Branchen würde noch mit derart alter Technologie gearbeitet.
Nur einige der Gründe, warum es um 2030 Schluss sein soll mit der Braunkohle. Und Zentis machte klar, dass es ihrer Partei dann auch ernst sei mit der Umsetzung der eingangs beschriebenen Leitentscheidung.
Der Braunkohle-Ausschuss des Landes werde sich danach „einige Jahre“ wohl darum kümmern müssen, „wie das Abbaggern weitergeht, wenn das Unternehmen sich nicht einsichtig zeigt“, drohte sie.
Die rechtlichen Möglichkeiten gebe es durchaus:
Die Abbaugenehmigung
, die das RWE bekommen habe, enthalte die Klausel der „energiepolitischen Notwendigkeit“. Wenn die nicht mehr gegeben sei, könne die Genehmigung entschädigungsfrei zurückgezogen werden.