Ein Fußball-Star aus Hemmerden: Turid kickt heute für Deutschland
Im Jahr 2015 wurde Turid Knaak zum ersten Mal in die Damen-National-Mannschaft berufen. Gleich bei ihrem Einsatz zog sie sich – nach einem Foul der gegnerischen Torhüterin – einen Schien- und Wadenbeinbruch zu. Die junge Karriere schien vorbei: Doch die Kickerin aus Essen, die heute in Hemmerden lebt, startete Anfang der Woche mit der weiblichen Kicker-Bundesauswahl zur WM nach Frankreich. Die „Adler-Damen“ haben heute ihren ersten Einsatz ...
Hemmerden. Mit dem Schien- und Wadenbeinbruch drohte der U20-Weltmeisterin in der Tat das Karriere-Aus: Der Bruch wollte nicht richtig heilen; Turid Knaak musste nochmals operiert werden. Und dann begann der lange Kampf, wieder den Anschluss zu finden.
In dieser Zeit lebte die junge Sportlerin, deren Karriere bei der SG Essen-Schönebeck begonnen hat (als Kind trainierte sie bei Jungen-Mannschaften mit und hörte oft den Trainer-Ruf: „Passt auf das Mädchen auf, das ist verdammt gut.“) und über den FCR Duisburg sowie Bayer Leverkusen aktuell zur SGS Essen führte, in Rommerskirchen. Stets an ihrer Seite: Guido Schumacher aus Gierath (bis vor einigen Jahren bei den Gladbacher „Borussen“ aktiv). Inzwischen haben die beiden – „vorübergehend“ – ihren Wohnsitz nach Hemmerden verlegt.
Die Mühen wurden belohnt: Im April 2018 wurde sie wieder in die Damen-National-Mannschaft berufen. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg kennt sie dabei noch aus Jugendtagen.
Die Nominierung für die Fußball-WM in Frankreich erhielt sie am 14. Mai. Am Montag ging mit es Team und Stab nach Rennes, wo heute um 15 Uhr China der erste Gegner sein wird.
Und wie sind die Chancen der Wahl-Hemmerdenerin auch zum Einsatz zu kommen? „Turid ist sehr variabel einsetzbar“, weiß Lebenspartner Schumacher zu berichten. Allerdings habe Deutschland einen sehr, sehr guten Kader und man wisse nicht, wie die Bundestrainerin plane.
Hinzukomme, dass Turid Knaak ein „Handicap“ mitbringe: Im Gegensatz zu fast allen Teamkollegen, die den Fußball hauptberuflich betreiben, hat sie noch einen Job „im richtigen Leben“. Sie hat nämlich in den vergangenen Jahren ihren Master in Sonderpädagogik gemacht, arbeitet nun als Dozentin in der Uni und schreibt parallel ihre Doktor-Arbeit. Im Gegensatz zu ihren „hauptamtlichen“ Mitstreiterinnen kann sie also in der Regel nicht zweimal am Tag trainieren. Mitunter wird das tägliche Training zu einer organisatorischen Aufgabe. Allerdings macht sich Turid Knaak nicht wirklich Sorgen um die Menge ihrer Einsätze. Sie freut sich einfach, dass ihr Traum trotz des scharfen Einschnitts doch noch Wirklichkeit wird. „Sie nimmt alles mit, was kommt. Sie wird alles regelrecht aufsaugen“, weiß Schumacher.
Der ist gestern ebenfalls nach Rennes geflogen, um dem deutschen Team und Turid Knaak die nötige Rückendeckung für den Start ins Turnier zu geben.
Und die Mädels werden es wohl klar besser machen als die Männer im vergangenen Jahr...
Gerhard Müller