Die „Kommunisten-Morde“: Neue Ausstellung deckt auf
Grevenbroich · Heuer jährt sich die Oktoberrevolution zum 100. Mal. Im Februar 1917 begann mit dem Sturz des Zaren die Russische Revolution. Die Hoffnung auf eine Demokratisierung Russlands sollte sich nicht erfüllen.
Im Oktober 1917 griffen die Bolschewiki unter der Führung Lenins in Petrograd, dem heutigen Sankt Petersburg, nach der Macht. Ihr zur Oktoberrevolution mystifizierter Putsch war die Geburtsstunde des Kommunismus, der zur größten und tief greifendsten Massenbewegung des 20. Jahrhunderts wurde.
In der ganzen Welt entstanden Parteien, die als Teil der "Kommunistischen Internationale" von ihren Mitgliedern totale Hingabe und absolute Disziplin verlangten. "Sobald eine kommunistische Partei die Macht errungen hatte, mussten sich alle Bürger ihrem Regime aktiv unterordnen", erläutert Thomas Wolff, Leiter des Fachdienstes Kultur im Rathaus. Dieser gewaltsam durchgesetzte totalitäre Anspruch auf die Gestaltung aller Lebensbereiche habe zahllose Existenzen zerstört und Abermillionen Menschenleben vernichtet. Er habe immense geistige sowie soziale Verwüstungen hinterlassen.
Trotz dieser Entwicklung kam der jähe Kollaps des "Sozialistischen Lagers" und der UdSSR nach 1989 unerwartet — ebenso unerwartet wie der Aufschwung Chinas unter der ungebrochenen Diktatur der Kommunistischen Partei. Beides lässt die historische "Karriere" des Weltkommunismus seit 1917 umso erklärungsbedürftiger erscheinen.
Aus diesem Anlass wird die neuste städtische Ausstellung "Der Kommunismus in seinem Zeitalter" den Aufstieg und Niedergang der kommunistischen Bewegungen beschreiben. Die Ausstellung umfasst 25 Tafeln mit über 200 zeithistorischen Fotos, Dokumenten sowie QR-Codes, die mit Filmdokumenten im Internet verlinkt sind. In der Versandhalle ist die Ausstellung bis zum 19. November zu sehen. Im Anschluss kann die Ausstellung von Schulen leihweise übernommen werden.
Darüber hinaus wirft die Ausstellung auch einen Blick auf die lokalen Verhältnisse in Grevenbroich: Noch in der Endphase der Weimarer Republik gehörte die KPD mit Wahlergebnissen von bis zu 18 Prozent zu den starken politischen Faktoren.
Und auch bei der Reichstagswahl 1932 im damaligen Kreis Neuss-Grevenbroich erzielte die KPD mit rund 26,7 Prozent ein hohes Ergebnis.
"Politische Verfolgung und Gewalt sind Teil der politischen Kultur der Anfangsjahre der Weimarer Republik und in ihrer Spätphase. Politische Morde wie der an Josef Lang, dessen Grab auf dem Friedhof an der Montanusstraße erhalten ist, dokumentieren dies auf drastische Weise", macht Thomas Wolff klar.
In Grevenbroich lebte Josef Lang in einem Haus am damaligen "Siegesplatz" in "Kost und Logis". Er arbeitete in der Maschinenfabrik und betätigte sich zugleich in der örtlichen KPD, in der Anfang der 20er Jahre ein großer Teil der Arbeiterschaft organisiert war.
In der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1923 fiel Lang einem Mordanschlag zum Opfer. Er befand sich wohl auf dem Rückweg von Freunden, die er in Elfgen besucht hatte und traf dann auf der Landstraße zwischen Fürth und Elfgen auf seine Mörder.
Am nächsten Tag wurde seine Leiche gegen 7.30 Uhr im Straßengraben gefunden. Der schnell informierte Bürgermeister von Elsen ordnete an, den Toten nach Grevenbroich zu bringen, wo er untersucht wurde.
Nachdem die Leiche zuerst öffentlich auf Kosten der Grevenbroicher KPD im "Rheinischen Hof" am Marktplatz aufgebahrt worden war, wurde Lang beigesetzt. Die Beerdigung stieß auf große Resonanz, so dass der Friedhof sogar für weitere Besucher geschlossen werden musste.
Josef Langs letzte Ruhestätte und auch der Grabstein befinden sich noch heute auf dem Grevenbroicher Friedhof; sie haben die Zeit des Nationalsozialismus fast ohne Schaden überstanden.
Thomas Wolff erinnert in diesem Zusammenhang an einen zweiten Mord. Den an dem kommunistischen Funktionär Karl Hackstein.
Nach seiner Verhaftung am Grevenbroicher Bahnhof im April 1933, wenige Wochen nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler: SA-Hilfspolizisten töteten Hackstein mit Schüssen in Kopf und Rücken.
Viele kommunistische Funktionäre wie Balthasar Nürnberg wurden verfolgt und verhaftet, aber auch einfache Parteimitglieder litten nach 1933 unter Repressalien und Verfolgungen des NS-Regimes. Zu sehen ist die Ausstellung donnerstags, samstags, sonntags von 13 bis 16 Uhr sowie für Schulklassen und Gruppen nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei.