Thomas Lievens Gastspiel in der Heimat „… dass ich vom Musikmachen leben kann!“
Frimmersdorf · Mir war schon immer klar, dass ich Schlagzeug spielen möchte", lächelt Thomas Lieven, "das fing damit an, dass ich mit drei Jahren auf Eisdosen rumgetrommelt habe." Jetzt hat der 42-Jährige bereits seit 14 Jahren den Platz des Schlagzeugers in der Big Band der Bundeswehr eingenommen.
Im September wird er beim Benefizkonzert in Wevelinghoven trommeln, was das Zeug hält.
"Ich bin so dankbar, dass ich das machen darf", erzählt der Frimmersdorfer begeistert, "dass ich vom Musikmachen leben kann." Denn das sei in der heutigen Zeit eher selten. Und besonders selten, gut davon leben zu können. "Nach meinem Zivildienst habe ich Musik in Köln studiert", berichtet er.
Dann zog es ihn erst einmal hinaus in die weite Welt. "Ich war mit vielen Künstlern auf Tour, habe zum Beispiel 2001 die Asien-Tour von ,Sweetbox‘ getrommelt und bei ,Brings‘ ausgeholfen, als der Drummer sich beim Gig einen Arm gebrochen hatte."
Von Swing über Rock bis Latin
Plötzlich dann der Ruf der Bundeswehr. "Ich musste, nachdem ich das Vorspiel gewonnen hatte, meine Verweigerung zurückziehen. Da ich in dieser über meine innere Überzeugung geschrieben habe, dass Musik Frieden bringen kann, passte dies auch als Bewerbungsschreiben für die Bundeswehr", erinnert er sich, "ich hätte nie gedacht, dass ich in dieser Funktion unserem Land dienen werde."
"In einer Big Band zu trommeln, ist etwas anderes, als in einer vier- oder fünfköpfigen Rock- oder Jazzband ", weiß Lieven. "Der Schlagzeuger ist mit dem Bass das Herz der Band. Er treibt sie an und bestimmt die Dynamik und den Drive. Und 13 Bläser sind viel wuchtiger als jede Rockband. Ich liebe die Vielfältigkeit der Musik bei der Big Band der Bundeswehr. Wir spielen von Swing über Rock bis Latin alle modernen Stilistiken immer im eigenen Big Band Sound."
Über 80 Konzerte im Jahr spielt die Big Band der Bundeswehr; die Eintritts- oder Spendengelder werden für wohltätige Zwecke, meistens vor Ort, gesammelt. "Ich glaube, über all die Jahre zusammengerechnet, haben wir schon mehrere Millionen Euro zusammenbekommen", schätzt er. Malaysia, Brasilien, Kanada, Südafrika, USA sowie viele europäischen Länder standen dabei schon auf seinem TourPlan. "Meistens bekommen wir leider aufgrund eines straffen Tour-Planes nicht so viel von dem Land selber mit." Vor Ort spielt die Band dann vor mehreren Tausend Zuschauern.
Lieven freut sich auf den Gig in Wevelinghoven
Wie ein Star fühlt sich Thomas Lieven trotzdem nicht. "Ich freue mich sehr, wenn anderen meine Kunst gefällt, und ich die Zuhörer für ein paar Minuten aus ihrem Alltag entführen kann", meint Lieven. "Nach einem Konzert ist einmal ein Mann zu mir gekommen und meinte, dass sein Sohn in der Schule einen Aufsatz über Vorbilder schreiben sollte und diesen dann über mich geschrieben hätte. Das hat mich sehr geehrt und war ein tolles Gefühl."
Er freue sich dann aber auch über den Ausgleich mit seiner Familie. "Es ist eine Ehre und ein großes Glück, Beruf und Familie genießen zu können", schwärmt er.
Gerne würde er auch mehr kleinere, lokale Konzerte spielen, es sei nur immer sehr schwer, dass mit meinem dichten Tour-Plan zu vereinbaren. "Ich finde es toll, wenn es, trotz aller organisatorischen Schwierigkeiten, Leute gibt, die versuchen hier in Grevenbroich Konzerte und Festivals zu organisieren", freut er sich auf den Gig auf dem Wevelinghovener Marktplatz in diesem Sommer.
Seine musikalische Leidenschaft konnte er zumindest an zwei von seinen drei Söhnen weitergeben. "David spielt auch Schlagzeug, Matthias Klarinette und Moritz hat seine Leidenschaft zum Angeln entdeckt", lacht er. Ansonsten unterrichtet Lieven als Dozent an der Robert-Schumann Hochschule. "Ich finde es toll, jungen Leuten, die Berufsmusiker werden wollen, etwas über Musik und insbesondere das Trommeln beibringen zu dürfen ", so der Frimmersdorfer.