Stück Ortsgeschichte: Buch zum 150-jährigen Bestehen
Bedburdyck · „Es ist schwer, ein besonderes Ereignis aus 280 Seiten herauszupicken“, betont Franz Hubert Ohmen, Schützenkönig des Bürgerschützenvereins Bedburdyck-Stessen. Pünktlich morgen zum Schützenbiwak, kann das Buch zum 150-jährigen Bestehen des Verein, für zehn Euro erworben werden.
„Es ist so gestaltet, dass man es sicherlich öfters in der Hand halten wird und auf Fotos den Vater oder Opa wieder entdeckt“, lächelt Richard Sachse.
„Was mich sehr berührt hat, war, wie der Vorstand nach dem ersten Weltkrieg auf die Lage und Bedürfnisse der Orte eingegangen ist“, fährt Sachse fort, „bis 1925 ist die Arbeitslosigkeit so hoch gewesen, dass es mehrere Jahre hintereinander kein Schützenfest gegeben hat.“ Und auch nach dem zweiten Weltkrieg, habe sich der Verein schwer getan, Schützenfeste zu feiern. „Erst 1952 hat das erste Schützenfest wieder stattgefunden. Bedburdyck und Stessen haben mit dem Feiern am längsten gewartet“, weiß Sachse, „es sind viele Männer im Weltkrieg verstorben, was sicher enorm zu dieser Entscheidung beigetragen hat. In einer Schrift steht sogar geschrieben, man habe die Nase voll von Uniformen.“
Aus einem Papier-Wust hat sich Sachse vor 14 Jahren, ein Foto-Archiv erkämpfen können.
Das Spannende dabei war vor allem das Übersetzen von Sütterlin ins Hochdeutsche gewesen“, erklärt er. Obwohl die Unterlagen teilweise sehr spärlich gewesen sind, ist dem elfköpfigen Festausschuss mehr als nur eine Vereinschronik gelungen. „Wegen des 150-jährigen Vereins-Bestehen war das Buch eine einmalige Chance“, berichtet Sachse begeistert, „eigentlich hätten wir viel mehr Zeit haben müssen, um mehr in die Tiefe zu recherchieren und auch Ortsidole vorzustellen.“ Entstanden ist ein Stück Geschichte, das von den Anfängen des Schützenwesens, über den Ursprung des Vereins die „St. Sebastianus“-Bruderschaft der Pfarre Bedburdyck, hin zur Trennung, geht sowie der Gründung eines eigenen Schützenvereins: dem Bürgerschützenverein. „Warum es diese Trennung überhaupt gegeben hat, ist nirgendwo nachzuvollziehen“, schüttelt Sachse den Kopf. Lediglich, dass das Gründungsdatum des Vereins auf dem Geburtstag des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (18. Oktober)basiert, wurde festgehalten. Interessant findet Sachse aber auch, dass der Bürgerschützenverein nach seiner Neugründung kräftig zu kämpfen hatte, um dieselbe Anerkennung wie die „St. Sebastianus“-Bruderschaft zu erhalten: „Das Tragen von Waffen wurde erst abgelehnt und später genau festgeschrieben, wer wann welche Waffen tragen darf.“ Und auch, dass die beiden Ortschaften, erst seit 1958 ein gemeinsames Schützenfest feiern, wird thematisiert. „Ich kann dem Verein endlich etwas zurückgeben, was er mir geschenkt hat: dass ich meine Ehefrau 1974 kennen lernen durfte“, meint Sachse.
A. Gries