Abitur in der Tasche und was dann?

Jüchen · Auch in diesem Jahr steht sie wieder im Raum: die große Frage nach dem, was will ich nach der Schule eigentlich machen. Drei Abiturienten sprachen mit dem Top-Kurier über das große danach.

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Sarah: Konfrontation mit Armut der Kinder

"Zuerst erwarte ich natürlich die Möglichkeit, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Dabei geht es gar nicht darum, als ,Retter' deren Leben so viel besser zu machen. Ich werde wahrscheinlich zu Beginn mehr von den Leuten vor Ort lernen müssen, als anders herum. Vielmehr geht es um ein wechselseitiges Lernen und eine gute Zusammenarbeit, von der schlussendlich beide profitieren", so Sarah Weischer. Zwölf Monate lang wird die 18-Jährige im Rahmen eines Freiwilligendienstes in Ibarra in Ecuador vor allem Kinder, die sozial oder körperlich benachteiligt sind, und ihre Familien im Alltag unterstützen. " So werde ich die Kinder beispielsweise zu Arzt, Therapie, Ausflügen oder zur Schule begleiten, ihnen bei den Hausaufgaben helfen oder Freizeitangebote mitgestalten wie zum Beispiel Bastel- oder Sportgruppen. Dementsprechend soll ich auch eine wichtige Bezugsperson für die Kinder sein, der sie sich anvertrauen können", berichtet die Abiturientin.

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Dabei stand für sie nach dem Abitur eigentlich ein völlig anderer Plan: "Ich wusste, dass ich nach dem Abitur ins Ausland gehen möchte. Dabei plante ich zunächst ,work and travel' in Australien."
Weil sie die Zeit im Ausland aber nicht nur für sich, sondern auch für andere nutzen wollte, und sie die Kultur in Südamerika schon immer sehr interessant fand, wechselte sie schnell ihre Meinung und entschied sich für einen Freiwilligendienst über das "weltwärts"- Programm des Bundesministeriums und der Entsendeorganisation Ecuador Conneczion. "Vor neuen Menschen und Kulturen hatte ich noch nie Angst, das finde ich immer spannend. Allerdings wird es für mich schwierig werden, mit der Armut der Menschen und vor allem der Kinder umzugehen, da ich ein sehr sensibler und hilfsbereiter Mensch bin", verrät die Bedburdyckerin.

Und dennoch hoffe sie, dass sie durch das Projekt und die Zeit in Südamerika lerne, dankbarer zu sein für das, was sie hat, und bewusster zu leben. Wer Sarah Weischer und ihre Zeit in Ecuador gerne verfolgen möchte: Die 18-jährige wird unter www.365dias.de einen Blog betreiben und über ihre Erfahrungen berichten.

Moritz: Surfen lernen in Australien

"Konkrete Pläne habe ich aktuell noch nicht", erzählt Moritz Bleck auf Nachfrage der Redaktion des Top-Kurier, "auf jeden Fall möchte ich aber viele, unterschiedliche Eindrücke sammeln und oft rumreisen. Wenn sich die Möglichkeit bietet, vielleicht sogar surfen lernen." Der 18-jährige Abiturient wird im August mit einem Freund für zehn Monate das heimische Jüchen verlassen und für "Work and travel" down under reisen.

Sein erstes Ziel: Sydney. "Da werde ich mich dann erst einmal um einen Job bemühen." Was er genau machen will, weiß er nicht; immer muss er sich ja auch nach dem vorhandenen Job-Angebot richten.
Wichtig dabei sei vor allem die Spontanität. " Natürlich möchte ich etwas erleben, aber gleichzeitig auch einiges lernen. Knapp ein Jahr lang in einer fremden Kultur zu leben, schult vor allem die Selbstständigkeit und die persönliche Reife", ist er überzeugt.

Dabei verfolgt er den Wunsch, ins Ausland zu gehen, schon seit mehreren Jahren. "Nach dem Abitur ist die beste Zeit, eine solche Reise anzutreten. Man ist wegen G8 noch sehr jung und hat daher, vor einem neuen Abschnitt, die beste Möglichkeit dazu", meint Bleck, "ich wollte einfach etwas ganz Neues erleben, aber gleichzeitig nicht komplett die Zivilisation verlassen." So kam die Entscheidung für Australien. Spannend wird es auf jeden Fall "da unten".

Ricarda: Fußball? Fürs Kicken im Garten sollte es reichen!

"Was in meinem Koffer auf keinen Fall fehlen darf, sind Fotos von meinen Freunden und meiner Familie", erzählt Ricarda Dietz, "außerdem werde ich auf jeden Fall auch meinen Tischtennisschläger einpacken, damit ich mein Hobby auch in England weiterführen kann." Denn am 1. September geht es für die 18-Jährige zehn Monate lang nach Tonbridge in England.

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Dort angekommen, muss sie sich dann um einen neunjährigen Jungen kümmern. "Ich habe mich für AuPair entschieden, weil ich es schon immer mochte mit Kindern zu arbeiten", erzählt die Jüchenerin, "ein weiterer Grund ist, dass man die Kultur besser kennenlernen kann, wenn man bei einer einheimischen Familie wohnt."

So ist sie auch dafür verantwortlich, dass der Gastjunge pünktlich zur Schule kommt. "Währenddessen kümmere ich mich dann um den Haushalt", erzählt sie. Durch die Mithilfe einer Putzfrau wird sie aber eher weniger Arbeit erwarten. "Bis meine Gasteltern wieder nach Hause kommen, muss ich mich dann mit dem Jungen beschäftigen, indem ich ihn zu Freunden fahre oder im Garten mit ihm Fußball spielen werde." Vielleicht aber bekommt die 18-Jährige ihn auch dazu, ihrer Leidenschaft nachzugehen: Tischtennis spielen. "Ich spiele Tischtennis beim CVJM Kelzenberg", verrät sie, "Fußball spiele ich zwar nicht im Verein, aber für's Kicken im Garten reicht's." Nach dem AuPair will Dietz gerne in den Niederlanden Ergotherapie studieren.

Und bis dahin: "Werden mir meine Familie und meine Freunde fehlen. Und auch die langen Spaziergänge mit meinem Hund werde ich sehr vermissen."