Gina Marie Piepke: Schon mit sieben Jahren Rennen gefahren „Wenn ich auf dem Motorrad sitze, ist die Angst verflogen“
Grevenbroich · Der Sichtschutz klappt zu und dann gibt sie Gas: Gina Marie Piepke aus Bad Salzuflen ist auf dem Motocross-Gelände in Grevenbroich "zu Hause". Ihr Traum: Einmal in Kanada oder Amerika an einem Rennen teilnehmen, denn da ist der Sport noch populärer.
Bis dahin versucht sie den Sprung in die "Top Ten" beim "Ladies Cup", der deutschen Frauenmeisterschaft.
Moto-Cross ist dabei durchaus ein fordernder Sport. Gina Marie Piepke erinnert sich noch heute an die feuchte Rennstrecke und an ihren folgenreichen Sprung: "Ich bin nicht bis zur Landung gesprungen, wie beim normalen Fahren, sondern nur drauf gesprungen", berichtet die 26-Jährige, "leider habe ich dabei eine nasse Stelle erwischt und bin ins Rutschen gekommen."
Die Folge: Eine offene Fraktur des Schienbeins und eine Stufenfraktur (zweimal gebrochen). Doch für die Lehramtsstudentin ist das kein Grund aufzugeben. "Nach einer Woche habe ich wieder angefangen, im Fitnessstudio zu trainieren", erzählt sie. Erst einmal ohne Beine, jetzt trainiert sie schon wieder für das nächste Rennen. "Es war nicht die erste Verletzung und spätestens dann, wenn ich wieder auf dem Motorrad sitze, ist meine Angst verflogen. Die Vorfreude auf das Fahren überwiegt bei mir definitiv."
Dass der Sport auch gefährlicher sein kann, blendet Piepke komplett aus. "Das Adrenalin, wenn ich am Startgatter stehe, oder das Gefühl, in der Luft zu sein, lässt mich jeglichen Alltagsstress vergessen", so die Studentin. Schließlich sitzt sie schon auf einem Motorrad seitdem sie vier Jahre alt ist. "Mein Vater war schon immer begeistert von Motorrädern", berichtet sie, "in der Nähe von Bad Salzuflen ist der ,Mac Wüsten‘, wodurch er auf Motocross gekommen ist. Er selbst hatte eine ,Enduro‘ (Geländemotorrad) und ist ab und an über das Feld gefahren. Motocross hat er aber nicht direkt gemacht."
Mit gerade einmal sieben Jahren startete sie ein Rennen beim Deutschen Amateur Motocross Bund. "Für mich war das ein Highlight. Das Rennen in Grevenbroich fand immer an Ostern statt, sodass es nebenbei dann noch eine Oster-Überraschung gab", erzählt sie. Ein Jahr später legte Gina Marie Piepke jedoch den Helm nieder. "Ich hatte nicht so viel Lust zum Trainieren und wollte eigentlich nur noch Rennen fahren. Mein Vater meinte aber, dass das natürlich nicht möglich ist. Dann kamen noch persönliche Gründe dazu, sodass sich das Ganze im Sand verlaufen hat."
Der Sport ließ sie aber nie richtig los. "Nach meinem Abitur 2010 wollte ich eigentlich als Au-pair nach Spanien, um meine Spanischkenntnisse zu vertiefen. Dann ist mir aber wieder der Motocross-Sport eingefallen", verrät sie. 2011 hat sie sich dann wieder ihr erstes eigenes Motorrad gekauft. "In meinem ersten Rennen nach zwölf Jahren Pause hab ich es beim ,Niedersachsencup‘ sogar auf den dritten Platz geschafft", berichtet Piepke stolz. Ein Jahr später wurde sie dann sogar Meisterin.
Im Laufe der Zeit fand Piepke dann auch wieder den Weg nach Grevenbroich zum Trainieren. "Das Besondere an Grevenbroich ist, dass dort eine Vielfalt an Strecken geboten werden", so Piepke, "im Winter, wo die meisten Motocross Strecken geschlossen haben, ist die Winterbahn in Grevenbroich wegen des tiefen Sandes geöffnet. Das ist wirklich schwierig und oft eine Qual, aber es lohnt sich und bringt für den Sommer einige Fortschritte."
Ihr Ziel: "Ein Punkt bei der Weltmeisterschaft wäre natürlich ein Traum. Ansonsten möchte ich im ,Ladies Cup‘ in der ,Top Ten‘ fahren. Und natürlich einmal in Amerika oder Kanada an einem Rennen teilnehmen. Dort ist der Sport noch populärer, was für mich einen besonderen Reiz ausmacht", erzählt Gina Marie Piepke. Bis dahin studiere sie noch Biologie und Pädagogik auf Lehramt und mache Dachentwässerung auf Baustellen, um ihr Hobby weiterhin zu finanzieren.