Zu selbstverständliche Vorteile: Reisen, Telefonieren, einheitliche Ladekabel Wählen am 9. Juni: „Europa sorgt dafür, dass man sich sicher fühlen kann!“
Grevenbroich · Reisen kreuz und quer durch die EU, ohne Grenzkontrollen und (zumeist) auch ohne Warteschlangen vorm Geldwechsel-Häuschen. Kostengünstiges Mobil-Telefonieren von den wichtigsten Stränden Europas. Und dann noch einheitliche Ladekabel für alle Handy-Marken, bald inklusive langfristiger Reparatur-Sicherheit. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke ist überzeugt, dass wir alle uns an die Vorteile eines geeinten Europas schon viel zu sehr gewöhnt haben. Dass wir diese deshalb nicht mehr so recht wahrnehmen ...
Um dem entgegenzuwirken, verstärkt der Rhein-Kreis in diesen Tagen seine Aktivitäten, um auf die Europa-Wahl am 9. Juni aufmerksam zu machen. Ruth Harte, Leiterin des Europa-Büros des Rhein-Kreises: „Wir wählen ein ganzes politisches System (Anmerkung der Redaktion: EU-Parlament und in Folge dann auch EU-Kommission), das uns schützt und uns Möglichkeiten eröffnet.“
Besondere Ansprechgruppe: die Jugendlichen ab 16 Jahren, die diesmal mitwählen dürfen. „Über unsere Social-Media-Kanäle lassen wir junge Menschen zu Wort kommen, die sagen, warum Europa für sie wichtig ist“, berichtet Kreissprecher Benjamin Josephs. Jeweils sonntags (also morgen wieder) kommt ein neues Video online. Zu hören sind dort Sätze wie „Jeder ist ein Teil von Europa“ oder auch „Europa sorgt dafür, dass man sich sicher fühlen kann.“
Landrat Petrauschke sprach eher Grundsätzliches an: Er berichtete von einem Besuch des „Jugend-Parlamentes“ des Rhein-Kreises in der Europa-Stadt Brüssel. Da seien unter anderem Briefe von Adenauer und de Gaulle zu sehen gewesen, in denen beide betont hätten, „dass es an der Zeit sei, aufzuhören sich zu bekriegen“. Der europäische Weg sei damals begonnen worden. Erfolgreich: „Heute kann sich kaum jemand noch vorstellen, dass die Länder Europas gegeneinander Krieg führen“, resümierte Petrauschke entschieden.
Und auch den beiden Hauptkritikpunkten wich der Chef der Kreisverwaltung nicht aus: „Wir müssen natürlich aufpassen, dass man nicht überreguliert, nicht überbürokratisiert“, pflichtete er bei.
Jeder neue Vorfall rufe eine neue Regelung hervor. Er selbst sei aber ein Verfechter dafür, dass man möglichst wenig reguliert. „Ich hoffe, dass auch hier der gesunde Menschenverstand die Oberhand gewinnt“, betonte er nachdenklich.
In der repräsentativen Demokratie gehe es bei Wahlen darum, eine Partei zu finden, „die zum größten Teil die eigene Meinung vertritt“. Für die politische Umsetzung müssten dann „Schnittmengen“ gesucht werden. „Die Stimmen gehen dabei nicht verloren“, ist der Landrat zutiefst überzeugt.
Mit der Arbeit der Parteien ist er gleichzeitig nicht so ganz zufrieden: „Die Motive auf den Wahlplakaten sind nicht unbedingt so, dass man sich diese im Partykeller aufhängen möchte“, kommentierte er griemelnd. Und Ruth Harte monierte, dass zu viele Bundespolitiker auf den Plakaten zu finden seien. Das führe dazu, dass die Stimmgabe zu sehr von der Bundespolitik und zu wenig von der Europa-Politik beeinflusst würde.
Landrat Petrauschke wendet sich deshalb mit einem klaren Wahlaufruf (nicht nur) an die (jungen) Bürger: „Wählt am 9. Juni vernünftig für Europa. Das ist eine Wahl, die eine Vielzahl an Dingen für euch alle bestimmt.“
Übrigens: Die Sicherheit der Wahlkämpfer sieht er auch als Chef der Kreis-Polizeibehörde aktuell nicht in Gefahr: „Im Rhein-Kreis habe ich bis jetzt noch nichts gehört.“ Und verbale Attacken habe es schon immer gegeben. Dass es hierbei absolute Grenzen gebe, sei klar.
Wenn Bürger Politikern gegenüber ausfällig würden, dann könne das am „Informationsüberangebot“ liegen, das für Überforderung und für Frust sorgen würde. Trotzdem dürfe man den Politikern mit den einfachen Lösungen nicht auf den Leim gehen.