Gespräch mit dem Bürgermeister Putins Krieg gefährdet den Weg aus dem Nothaushalt
Grevenbroich · Wie gewonnen, so zerronnen? Bürgermeister Klaus Krützen wollte im kommenden Jahr die Stadt Grevenbroich aus dem Nothaushalt herausführen. Doch dann kam Putins Krieg gegen die Ukraine und das Etat-Gebilde zeigt sich nun „sehr fragil“, wie der Rathaus-Chef im Exklusiv-Gespräch mit dem Erft-Kurier zugibt.
Am Mittwoch hatte Klaus Krützen die erste 23er-Etat-Besprechung mit den Stadtbetrieben. „Ich habe die Zahlen Schwarz auf Weiß bekommen“, seufzt er. Und er fügt an: „Solche Verluste können nicht mit eigenen Mitteln erwirtschaft werden.“
Problem sind nicht die Unterbringungskosten für die Flüchtlinge aus der Ukraine. Sorgen machen vor allem die explodierenden Energiekosten. Viele Gasheizungen stehen in den städtischen Gebäuden, um von Strom und Diesel gar nicht erst zu sprechen. „Wir müssen von einer Verdopplung der Kosten für Energie-Beschaffung ausgehen. Das sind Millionenbeträge“, weiß der Bürgermeister nur zu genau.
Und er konstatiert: „Das ist für die Bürger genauso schwierig wie für die Kommunen.“ Krützen sieht darin eine Riesen-Herausforderung für den Bund und die Länder: „Die müssen die Energiekosten in den Griff bekommen. Hier kann es leicht zu sozialen Unruhen kommen. Auf diese Frage muss die Politik Antworten finden.“
Die Bürger fordert er auf, sich nicht bequem zurückzulehnen und nur zu sagen: „Macht was für mich“... „Jeder kann schauen, wo er Energie einsparen kann“, ist Krützen überzeugt.
Die Mehrheit der Autofahrten fände unter zwei Kilometer statt; da könne man das Auto stehen lassen. Und auf der Autobahn könne man nur 120 fahren und dabei sparen. Oder im kommenden Winter die Heizungen zwei Grad herunterdrehen. So könne man individuell viel Geld sparen. Dabei gehe es nicht darum, „die Leute zu limitieren“, sondern darum an Vernunft und Eigenverantwortlichkeit zu appellieren.
Für den städtischen Haushalt sieht er solche naheliegenden Einsparungsmöglichkeiten allerdings nicht: Er habe im vergangenen Jahr drei Millionen aus den 80 rausgeschnitten, über die die Stadt verfügen könne. Aber: „Die Möglichkeiten sind endlich. Jeder Kommune wird das so gehen. Bund und Land müssen die Kommunen handlungsfähig halten“, fordert der Bürgermeister. Aufrecht.