St. Sebastianuskirche Mit neuem Giebelkreuz in altem Glanz erstrahlen
Hülchrath · Was aus einer spontanen Idee im Jahr 2017 entstand, wurde im vergangenen Jahr endlich Wirklichkeit: Nach jahrzehntelanger Abstinenz wurde auf Initiative und im Auftrag der Dorf-Gemeinschaft-Hülchrath das Giebelkreuz auf dem vorderen Kirchengiebel der „St. Sebastianuskirche“ rekonstruiert und wieder errichtet.
Beim Blick nach oben, zum Kirchengiebel, kam der Dorf-Gemeinschaft-Hülchrath vor einiger Zeit in den Sinn, dass dort doch etwas fehle. Nach mündlicher Überlieferung von Hans-Peter Kruchen stürzte das ursprüngliche steinerne Giebelkreuz aus Basalt etwa Mitte der 1960er Jahre infolge eines Sturmes vom vorderen Kirchengiebel und wurde total zerstört.
„Ich kann mich noch daran erinnern, dass, als ich ein kleiner Junge war, dort oben ein Kreuz war“, verrät Paul Steins, stellvertretender Vorsitzender der Dorf-Gemeinschaft. Fast sechs Jahrzehnte lang verfügte die Sebastianuskirche über kein Giebelkreuz mehr. Daher galt es nun, nach Informationen darüber zu suchen, um der Kirche zum alten Glanz zu verhelfen. „Wir haben alte Baupläne und viele Bilder gefunden. Das war schon interessant, da ist das eine oder andere zum Vorschein gekommen“, erzählt der 65-Jährige.
Entsprechend der Bauantragszeichnungen vom Juli 1910 verfügte die Sebastianuskirche seit der Errichtung im Jahr 1911/12 über zwei steinerne Kreuze auf den beiden Kirchenschiffgiebeln. Ein Kreuz aus Basalt am vorderen Giebel und ein kleineres Kreuz auf dem Chorgiebel. In einem ersten Projektschritt wurde das vordere Giebelkreuz Anfang des Jahres 2019 durch das Architektenbüro Nagy Stromann anhand der alten Fotos und Zeichnungen, rekonstruiert und eine Detailplanung durchgeführt.
Es folgte der Antrag gemäß Denkmalschutzgesetz, welcher ohne Probleme von der Unteren Denkmalbehörde genehmigt wurde. Nach Unterstützung durch diverse Sponsoren und Erhalt des erforderlichen Geldbetrages wurde das Basaltsteinrohmaterial beschafft und es erfolgte im Oktober und November 2020 die Fertigung des Giebelkreuzes in der Steinmetzwerkstatt Robert Beerscht in Münchrath.
Und das fertige Giebelkreuz hat stattliche Abmessungen: 1 Meter ist es breit, circa 1,5 Meter hoch und rund. 280 Kilogramm schwer. Die Kosten für das Projekt betrugen rund 11.700 Euro. Verwendet wurde dafür unter anderem ein Teilbetrag des Heimatpreises 2020 der Stadt Grevenbroich. „Vielen Dank an unsere Unterstützer und Sponsoren“, freut sich die Dorf-Gemeinschaft-Hülchrath über den Zusammenhalt im Dorf, der die Rekonstruktion erst möglich gemacht hat.
Ein wenig Stolz schwingt bei Steins schon mit, wenn er über das Projekt spricht. Denn nach nach der Neuerrichtung des Giebelkreuzes verfügt die Schloss-Stadt-Hülchrath nun neben der 2015 errichteten „Wetterfahne“ auf der Vorburg Schloss Hülchrath und des 2020 erneuerten Korpus Wegekreuz „Op de Bleesch“ über ein weiteres historisch, belegtes Architekturelement.
Und auch für die Zukunft stehe noch das eine oder andere auf dem Plan, verrät Steins: „Der nächste Punkt ist das Vereinshaus in der alten Kirche. Das ist ein Treffpunkt im Dorf, wo beispielsweise auch Karnevalsveranstaltungen stattfinden.“ Das Sebastianushaus soll barrierefrei ausgebaut werden, ein Aufzug sowie eine Toilettenanlage sind unter anderem geplant. Das sei ein Projekt für die nächsten fünf bis acht Jahre, denn die Kosten lägen bei 120.000 bis 150.000 Euro. Kurzfristig wolle man auf jeden Fall schon mal eine Rampe für einen barrierefreien Zugang bauen.