Katholikenrat: Gutachten nur ein erster Schritt „Nur der Anfang eines intensiven Aufarbeitungsprozesses“

Der Vorstand des Katholikenrates Rhein-Kreis zeigt sich froh und erleichtert darüber, dass nun endlich das Gutachten von Prof. Gercke über den Umgang mit sexueller Gewalt im Erzbistum Köln veröffentlicht wurde. Insbesondere mit Blick auf die vielen Opfer von sexueller Gewalt ist es gut, dass die monatelange Hängepartie nun beendet ist. Die Mitglieder zeigten sich jedoch auch erschrocken über den Umfang der sexuellen Gewalt und die deutlich gewordenen strukturellen Probleme im Generalvikariat.

Jutta Köchner vom Katholikenrat des Rhein-Kreises.

Foto: Archiv

Jutta Köchner, Vorsitzende des Katholikenrates, fand deutliche Worte: „Mit der Veröffentlichung des Gutachtens und auch mit den bereits gezogenen und möglicherweise noch folgenden personellen Konsequenzen ist es nicht getan. Im Gegenteil: Das kann nur der Anfang eines intensiven Aufarbeitungsprozesses sein. Die systemischen Ursachen von Missbrauch, mangelnder Aufklärung von Taten und fehlender Zuwendung zu den Opfern müssen schnell beseitigt werden. Unser besondere Aufmerksamkeit muss dabei auch den Betroffenen gelten.“

Der Katholikenrat fordert die Bistumsleitung auf, auf Grundlage einer Kultur der Achtsamkeit und unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Gutachtens ein System von wirksamen Vorbeuge-, Bestrafungs- und Entschädigungsmaßnahmen zu entwickeln. Hierzu gehört auch die Forderung - neben der nun vorliegenden rein juristischen Aufarbeitung der vorhandenen Akten - die Unterlagen aus Sicht der Pastoral- und Moraltheologie zu bewerten.

Auch wenn dem Erzbischof von Köln im Gutachten persönlich keine Verfehlungen vorgeworfen werden, bleibt das Vertrauen in ihn weiterhin schwer beschädigt. „Er muss sich fragen, ob er das Vertrauen der Gläubigen wiedergewinnen kann und ob er die Kraft hat, den nun erforderlichen Aufarbeitungsprozess von vorne zu führen“, so Köchner weiter.