Handelskrieg mit England ließ Schloss-Stadt wachsen Geschichtsverein legt neues Buch vor: der Weg zur Stadt

Grevenbroich · Grevenbroich im Jahr 1780: Ein kleines unbedeutendes Dörfchen auf dem Lande. Gerade wieder einmal hat ein Krieg das Dorf schwer beschädigt, und die nur 500 Einwohner des Dörfchens müssen in den umliegenden Orten Geld sammeln, damit sie den Straßenzug in der Altstadt reparieren können.

Rund 130 Jahre später, 1914, ist aus dem kleinen Dorf an der Erft eine Industriestadt geworden, und die Bevölkerungszahl ist sprunghaft auf mit mehr als 4.000 Einwohner gestiegen.

„Mit dem zweiten Band der Stadtgeschichte erzählen wir die eigentliche Geschichte von Grevenbroich, wie das Dorf zur Stadt wurde,“ weiß Friedrich Schmitz, Vorsitzender des Geschichtsvereins, bei der Vorstellung des neuen Buches „Grevenbroich – Stadtgeschichte – Das 19. Jahrhundert“. Autor des Buches ist Professor Hans Georg Kirchhoff: „Prof. Kirchhoff ist der profundeste Kenner der Grevenbroicher Geschichte, und er kann Zusammenhänge auch einfach und spannend erklären,“ freut sich Schmitz. Zunächst hatte Grevenbroich das Glück, dass um 1800 unter der französischen Herrschaft Importe aus England verboten waren, und so die Textilindustrie in Grevenbroich einzog, und zwar in das ehemalige Wilhelmitenkloster am Marktplatz.

Im Zuge der weiteren Industrialisierung entstand rund um die neue Lindenstraße das erste Grevenbroicher Gewerbegebiet, mit Fabriken wie der Münzprägeanstalt des Unternehmers Diedrich Uhlhorn oder die Gasfabrik von Wilhelm Trimborn. Inzwischen sind diese Unternehmen größtenteils auch schon wieder Geschichte. Und an deren Stelle ist heute Wohnbebauung zu finden.

Ein weiterer großer Schritt gelang Grevenbroich mit der Anbindung an die Eisenbahn im Jahr 1869, auch wenn der Bahnhof zunächst auf Elsener Gebiet lag (und erst Ende des 19. Jahrhunderts nach Grevenbroich eingemeindet wurde): Es wurden viele Arbeiterhäuser gebaut und neue Betriebe siedelten sich in Grevenbroich an. „Diese Entwicklung gelang in bahnhofsferneren Ortschaften in deutlich geringerem Umfang“, so der Professor.

Trotz ärmlicher Lebensumstände bei den meisten Grevenbroichern wuchs der Wohlstand in Grevenbroich langsam, und auch kulturell ging es aufwärts: Vereine wurden gegründet, unter Anderem 1849 auch der Bürger-Schützen-Verein. Notar Vinzenz von Zuccalmaglio veröffentlichte unter dem Pseudonym „Montanus“ viele Schriften.

Die steigende Bevölkerungszahl benötigte natürlich auch Handwerker, Gastronomen, Lehrer und Kaufleute. Und damit war aus dem kleinen Grevenbroich im Jahr 1914 ein städtisches Mittelzentrum geworden.

Das neue Buch „Grevenbroich – Das 19. Jahrhundert“ umfasst 192 Seiten und ist reich bebildert.

Es kostet 15 Euro. Ab sofort ist es erhältlich unter anderem im „Museum der Niederrheinischen Seele“ in der „Villa Erckens“ und auch im „Bürofachmarkt Krause“.

-ekG.

(Kurier-Verlag)