Droht wieder ein holpriger Start? Ist „Mann vom Fach“ zu teuer?
Grevenbroich · „Das Ding muss von jetzt auf gleich laufen. Und es braucht Blut, Schweiß und Tränen, um das Ding ans Laufen zu bringen.“ Rolf Göckmann, Frontmann der „Aktiven Bürger“, die inzwischen mit der UWG eine Fraktionsgemeinschaft bilden, meint mit dem „Ding“ die AÖR, die die Nachfolge der WGV antreten soll.
Die der Stadt bares Geld einsparen soll. Um die er sich aber schon jetzt richtig Sorgen macht ...
„Es gibt eine Menge Fragen, die unbeantwortet geblieben sind“, seufzt Rolf Göckmann im Gespräch mit dem Erft-Kurier beim Blick auf die jüngste Ratssitzung, in der die „Anstalt öffentlichen Rechts“ (AÖR) beschlossen worden ist.
Dass dem so ist, liege nicht zuletzt am System: Die Verhandlungen seien nicht nur hinter verschlossenen Türen geführt worden, sie seien vielmehr überwiegend bei der SEG (Stadtentwicklungsgesellschaft) gelaufen. „Da gilt aber der Satz: Was in der SEG beraten wird, bleibt in der SEG“, formuliert es Göckmann.
Die Aufsichtsratsmitglieder aus Reihen der Politiker dürften selbst in den eigenen Fraktionen nur auszugsweise berichten. Die Fraktionen der „Grünen“, der „Linken“ und von „Mein Grevenbroich“ hätten gar keine Vertreter dort. „Die bekommen nur die vorgekauten Unterlagen“, so Göckmann wörtlich.
Dafür aber gebe es die Vorgabe, im Stadtrat möglichst ohne Aussprache zu beschließen. „Es gibt sicherlich Dinge, die geheim gehalten werden müssen. Es gibt aber viele Fragen, die die Bürger direkt betreffen und die sie somit interessieren“, so der Politiker weiter. Wie zum Beispiel die Frage, von wem die künftige AÖR geführt werden soll.
Im Rathaus wird da derzeit eine Doppelspitze favorisiert: Kämmerin Monika Stirken-Hohmann soll für die kassenmäßige Abwicklung sorgen, Dezernent Florian Herpel soll für die technische Seite verantwortlich sein (der Erft-Kurier berichtete).
Aber genau hier setzt die Kritik Rolf Göckmanns ein: „Wie der das nebenher ambitioniert machen will ...“, schüttelt er den Kopf. Die neue AÖR brauche eine „Rampensau“, die nach außen hin für neue Aufträge werbe und die nach innen hin dafür sorge, dass es – im Gegensatz zur derzeitigen WGV – nicht wieder zu überhöhten Stundenabrechnungen kommen werde.
Immerhin soll die AÖR der Stadt 3,1 Millionen Euro sparen helfen; davon 1,2 Millionen durch geringere Personal- und Stundenaufwendungen. „In Nebenbeschäftigung ein Unternehmen mit knapp 140 Mitarbeitern aufbauen? Wir brauchen einen, der damit Erfahrung hat“, so der „Aktive Bürger“.
Eine Einstellung, die man auch aus der CDU-Fraktion hören kann. „Einen vom Fach“ zu holen, sei aber zu teuer, lautet das Gegenargument. Nicht zuletzt deshalb, weil dieser Posten nur auf Zeit (acht Jahre) vergeben werde.
„Mag sein, dass einer von außerhalb teurer ist. Aber es ist falsch zu fragen, was er kostet. Wir müssen fragen, was er uns bringt“, so Göckmann engagiert. Außerdem könne man ja mit einer geringeren Vergütung und einem durchdachten Bonus-System für weitere Motivation sorgen.
Er habe was die AÖR angehe „immer mehr Bauchschmerzen. Und ich habe das Gefühl, dass das ein mehr als holpriger Start wird“, so Göckmann gegenüber der Redaktion der Erft-Kurier.
Genau wie damals, als die WGV an den Start ging, erinnert er sich.
Gerhard Müller