Des Schützenkönigs Dominik Wegener drei ganz große Lebens-Lieben Gänsehaut, wenn „Borussia“ und Schützenwesen zueinander finden
Grevenbroich · Für Dominik und Susanne Wegener gab es schon in ihrem bisherigen Königsjahr viele bewegende, mitreißende, emotionale Momente. Doch kaum ein Bild beschreibt die amtierende Majestät der Schloss-Stadt Grevenbroich so gut, wie jener kleine Moment, als er am Donnerstag der Vorwoche im Rahmen der traditionellen Fackeltour zum ersten Mal die Arbeit des Jägerzuges "Jröne Jonge" sah.
Die "Jrönen Jonge", die zu den beständigsten und modernsten Fackelbauern des Innenstadt-Regimentes zählen, hatten zu Ehren von Schützenkönig Dominik Wegener eine "Borussia"-Fackel gebaut: Ein 5,8 Meter hoher "Jünter", das Maskottchen der Bundes-Liga-Kicker aus der Nachbarstadt Mönchengladbach, wird am Samstag Abend — bestens illuminiert — durch die Innenstadt rollen.
Als "Seine Majestät" besagten "Jünter" zum ersten Mal sah, bekam er eine Gänsehaut. Eine vor allem an den Armen unübersehbare Gänsehaut, die zeigt, wo seine "Lieben" liegen: Gattin Susanne Wegener. Das Grevenbroicher Schützen-Brauchtum. Und nicht zuletzt die "Fohlen-Elf" aus dem "Borussen"-Park. Und wenn sich dann alle drei Stränge, wie im Fall dieser tollen Fackeln, zu einem vereinen, dann bleibt eine Gänsehaut nicht aus.
Dabei wurde beiden das "Schützenfest-Gen" eigentlich gar nicht in die Wiege gelegt. Er in Neuenhausen, sie in Wevelinghoven hatten in jungen Jahren keinen näheren Kontakt zum Schützenwesen. Als der heute 45-Jährige im Jahre 1990 zum Grevenbroicher Bürger-Schützen-Verein kam, "bin ich in den Jägerzug rein geschliddert", erzählt Dominik Wegener lachend.
Sein allgemeiner Freundeskreis sei Innenstadt orientiert gewesen und so habe er Kontakt zum hiesigen Schützenwesen gefunden. "Noch an dem Tag habe ich auf einem Bierdeckel unterschrieben, dass ich in den Jägerzug ,Waldeslust 1985' eintreten will", erzählt der amtierende Schützenkönig im traditionellen Erft-Kurier-Interview, das diesmal am Rande des Residenz-Baus stattfand.
Königin Susanne Wegener kann übrigens schon königliche Vorerfahrung nachweisen: Sie wuchs nämlich in Frimmersdorf auf, wo sie dann 1979 Königin im dortigen Kindergarten-Regiment wurde. Das offizielle Foto von damals habe sie noch, plaudert sie. Es sei aber ein besonders gut gehüteter Schatz ...
Die Wegeners wohnen übrigens auch heute noch in Frimmersdorf. Gibt es da denn keinen Unfrieden, wenn ein Frimmersdorfer quasi "König im Exil" wird? Nein, lachen beide. "In Frimmersdorf sind viele Stolz, dass wir Königspaar in Grevenbroich sind", weiß Dominik Wegener. Und seine Gattin griemelt: "Man wartet darauf, dass wir das Ganze in Frimmersdorf wiederholen." Dort sind sie aber bis dato noch nicht einmal Vereins-Mitglied. Und außerdem steht an diesem Wochenende erst einmal der Höhepunkt ihrer Regierungszeit in der Mitte der Schloss-Stadt an.
"Es ist schon eine Aufgabe", beschreiben die beiden diese ihrer Rolle. "Wir repräsentieren den Bürger-Schützen-Verein Grevenbroich. Diese Aufgabe nehmen wir ernst. Sehr ernst. Das aber mit der nötigen Portion Spaß", bringt es Dominik Wegener auf den Punkt.
Und er lacht: "Wir sind halt so, wie wir sind." Mit der Art aber haben sie sich viele Freunde gemacht — im Grevenbroicher Regiment, aber auch in den anderen Schützenvereinen im Stadtgebiet. Susanne Wegener: "Es ist schon ein Ehre, an allen 20 Schützenfesten im Stadtgebiet teilnehmen zu dürfen." Dabei hätten sie ganz, ganz viele nette Leute kennengelernt.
"Jede Kirmes ist auf ihre Art schön", wertet die Innenstadt-Majestät. Und seine Gattin merkt nachdenklich an: "Es gibt schon kleine Regimenter! Und drei Verein, die ohne Königspaar dastehen."
Sogleich starten die beiden einen Werbeblock, bringen ihre Überzeugung auf den Punkt, dass sich niemand dieses Erlebnis des Königs-Spiel entgehen lassen sollte. "In Grevenbroich ist das ja auch nicht umsonst", betont Wegener. Natürlich entstünden Kosten und man müsse viel Freizeit opfern. Aber das lohne sich. "Das ist absolut positiver Stress."
Ein gern genannter Kostenpunkt: die Kleider der Königin. "Sonntag trage ich lang, egal wie das Wetter ist", stellt Susanne Wegener ganz entschieden fest. Für dieses Parade-Kleid sind die beiden extra nach Paderborn gefahren. "Man durchforstet das Internet nach Bildern und landet dann eben in Paderborn. Aber das hat sich gelohnt", so die Grevenbroicher Schützenkönigin.
Bei den Wegeners wurden die Königinnen-Kleider übrigens gemeinsam ausgesucht. "Die Adjutantin und ,Queen Mum', also meine Schwiegermutter, waren auch dabei", verrät Wegener.
Und hat er versucht, sie beim Kleiderkauf zu bremsen? "Das hat er versucht", lacht Susanne Wegener, schränkt dann aber mit dem Gatten übereinstimmend ein: "Zuerst haben wir geschaut, was ihr gefällt. Und dann haben wir geschaut, was es kostet ..."
Fragt man die beiden nach den Höhepunkten ihres Königsjahres, so purzel die Termine und Veranstaltungen nur so aus ihnen heraus. Aber ein absolutes High-Light hat es aber wohl doch gegeben: Das hoch offizielle Foto-Shooting mit dem Jägerzug "Waldeslust".
Wenn der geneigte Leser jetzt vielleicht stutzt, kommt hier die Erklärung: Nach dem Foto-Shooting kam ein Bus und das Königspaar lud alle in der "Borussenpark" ein. Inklusive Führung und allem. So kam es, dass der gesamte Zug hochfein in Uniform über den Gladbacher Rasen schlenderte. "Selbst die Köln-Fans waren begeistert", strahlt Dominik Wegener. Und da ist sie dann wieder, die Gänsehaut, die sich beim König einstellt, wenn seine drei großen Lieben zusammenkommen ...
Gerhard Müller