Flüchtlinge „müssen sich anstrengen, Teil unserer Gesellschaft zu werden“
Grevenbroich · Die Zeiten haben sich geändert: Hätte die SPD vor zwei, drei Jahren zu einem Abend zum Thema Integration eingeladen, wären internationale, vor allem türkischen Spezialitäten gereicht worden. Am Dienstag Abend gab es in der „Zehntscheune“ Schnittchen.
Mit Gouda und Schweinemett.
Auch die Ansagen wirkten deutlicher: „Wer zu uns kommt, muss sich an unsere Regeln halten. Wer sich nicht dran hält, muss abgeschoben werden“, betonte Ibrahim Yetim. Der integrationspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion war der Hauptredner des Abends.
Die Begrüßung hatte Rainer Thiel als heimischer Landtags-Abgeordneter übernommen. Wie schon in der Vorwoche im Erft-Kurier machte er dabei deutlich, dass durch die große Herausforderung der Flüchtlingsflut Chaos nicht immer vermeidbar gewesen wäre, dass aber „rückblickend Gesellschaft und Staat gezeigt haben, dass sie funktionieren. Und das auf allen Ebenen.“
Thiels Ausführungen schlossen in der mit Nachdruck vorgetragenen Aussage: „Wir werden von nichts überrollt und von nichts gefährdet.“
Ibrahim Yetim, selbst Migrantenkind der zweiten Generation, forderte für eine „gelingende Integration“ das Schaffen der sozio-ökonomischen Voraussetzungen (Wohnung, Bidung, Arbeit) sowie eine „Kultur des gegenseitigen Vertrauens“ und die „Akzeptanz gemeinsamer Grundwerte“. Und konkret sagte er: „Die, die zu uns kommen, müssen sich anstrengen, ein Teil unserer Gesellschaft zu werden.“
Das Land Nordrhein-Westfalen werde in diesem Jahr eine halbe Milliarde Euro in die Integration investieren, nicht zuletzt auch in mehr Personal in den Kindertagesstätten, in den Schulen, bei der Polizei.
Dass dieses „Mehr an Personal“ nicht immer so einfach ist, schilderte Yetim am Beispiel einer Duisburger Grundschule, an der 98 Prozent der Jungen und Mädchen einen Migrationshintergrund haben. Die Leiterin würde sich verzweifelt um mehr Lehrer bemühen. Doch: „Der Markt ist regelrecht abgegrast.“
Bei den geplanten Investitionen in Kindergärten und sozialen Wohnungsbau machte Ibrahim Yetim deutlich: „Der Ausbau gilt nicht nur für eine Gruppe (also die Flüchtlinge; Anmerkung der Redaktion), sondern für alle.“
Gerhard Müller