Die beiden großen Leidenschaften: Die Borussia und das Schützenfest

Grevenbroich · Fünf Tage nach dem bitteren 0:4 der Gladbacher „Borussia“ beim Namensvetter aus Dortmund ist die Welt von Susanne und Dominik Wegener schon wieder einigermaßen in Ordnung. „Das wird schon wieder“, lautet die Hoffnung der eingefleischten „Borussen“-Fans, die der Fußball auch zusammengeführt hat.

Jubel nach dem neunten Schuss: Mit Susanne und Dominik Wegener stellt der Jägerzug Waldeslust 1985 zum zweiten Mal das Königspaar.

Foto: Foto: Michael Scheffler

Dazu später mehr. Erst einmal bewegt das Kronprinzenpaar das Schützenfest. Noch mehr als der Fußball.

Alles im Zeichen der Raute: Das Kronprinzenpaar schwört auf die Borussia.

Dass Dominik Wegener einmal Schützenkönig in Grevenbroich werden wollte, stand schon früh fest. Den ersten Impuls gab 1991 der damalige König Toni Schillings. „Er hat uns Jungs auf väterliche Art und Weise an die Hand genommen und ich fand schon damals das Königsspiel faszinierend“.

Ein Jahr vorher war Wegener in den Jägerzug „Waldeslust 85“ eingetreten. Auch eine Zufallsentscheidung. Ein paar Kumpels gingen zu einer Feier der Zugmitglieder des Jägerzuges. „Ich ging einfach mit und am Ende der Feier hatte ich auf einem Bierdeckel meinen Eintritt erklärt,“ sagt der heutige Zugführer.

Den nächsten Impuls gab Christoph Oberbach, der König von 2009/2010. Wegener war der Adjutant seines Zugkameraden. Heute stehen Christoph und Sonja Oberbach dem aktuellen Kronprinzenpaar mit Rat und Tat zu Seite. Am Schützenfest-Dienstag wird Wegener – er feiert auch an diesem Tag seinem 45. Geburtstag – einer seiner Nachfolger.

Und weil wir gerade bei den terminlichen Zusammenfügungen sind: Der Kronprinz feiert in diesem Jahr sein Silber-Jubiläum im Regiment und sein Zug wird 30 Jahre alt.

Dabei wuchs der in Neuenhausen Geborene noch nicht einmal in einer waschechten Schützenfamilie auf. Der Vater ging zwar zum Frühschoppen ins Zelt, trug aber keine Uniform. Trotzdem sagte er: „Junge, wenn dir das Spaß macht, musst du das machen“. Spaß macht es jedenfalls.

Die Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, heute ist er Vorarbeiter im Lager von „3M“, macht den Jäger zum idealen Fackelbauer. „Man kann alles lernen“, sagt er, „auch Blechbiegen.“ Derzeit wird letzte Hand angelegt am „Sandmännchen“. Was dahintersteckt, soll noch nicht verraten werden.

Genau wie über das Kleid, dass Ehefrau Susanne (41) für die Krönung ausgesucht hat und das wohlbehütet bei ihrer Mutter hängt. „Was Schönes....“, sagt die zukünftige Schützenkönigin nur bedeutungsvoll. Sie ist beschäftigt beim Rhein-Kreis in der Zulassungsstelle des Straßenverkehrsamtes in Neuss. Anregungen geholt hat sie sich bei den vielen Einladungen, die das Kronprinzenpaar schon wahrgenommen hat. „Wir sind überall freundlich aufgenommen worden“, sagt sie, „und auch auf der Straße erkennt man uns immer öfter.“

Das erhöht eher die Nervosität vor dem Fest. „Wir sind schon etwas kribbelig“, sagt sie. Beruhigend auf sie einwirken können vielleicht die beiden Kinder Gina (16) und Justin (19), als Hofdame und Hofherr unmittelbar eingebunden. Justin stand dem ganzen Schützenengagement bisher eher neutral gegenüber, ließ sich aber durch den Vogelschuss infizieren. „Ich muss zugeben, dass ist doch ein bisschen geil hier“, soll er damals gesagt haben.

Kennengelernt hat sich das Kronprinzenpaar vor drei Jahren. Man sah sich immer auf dem Bahnsteig des Rheydter Bahnhofs, auf dem Weg zum Gladbacher Nordpark. Er guckte, mehr nicht. Bis dann eine Freundin sie einmal zu einer Feier in das Wachlokal des Zuges „Waldeslust“ mitnahm. Er war auch da ... Der Rest ist bekannt.

Fußballjeck sind die beiden noch immer. Heimspiele von „Borussia“ sind Pflicht, ab und zu auch Auswärtsspiele. Immer im „Borussen“-Dress, mit Fahne und Schal. Dominik Wegener trägt die Nummer 8 auf dem Rücken, Allan Simonsen, damals auf der Außenbahn Weltklasse. Allerbeste Erinnerungen haben die beiden an eine Reise nach Glasgow zum Freundschaftsspiel der „Borussia“ bei Celtic, ein Geschenk von Dominik.

Auch das zurückgekaufte Elternhaus von Susanne Wegner in Frimmersdorf ist ein „Borussia“-Haus. Ein Männlein mit Raute heißt auf der Treppe willkommen, ein Fahnenhalter mit Raute, ein Geburtsgeschenk von Freund Christoph Oberbach, ziert die Hauswand. Im Wintergarten geht es grün-schwarz weiter. Nur ein Monument im Garten trägt bisher keinen Gladbach-Anstrich. Die Wegeners haben eine riesige Buche fällen lassen und den Stamm so stehen lassen, dass er als Grundlage für einen Stehtisch dienen kann. Die Tischplatte muss noch in Auftrag gegeben werden. Könnte in ihr nicht ein „Borussia“-Emblem eingearbeitet werden?

Zumindest bis zur dritten Septemberwoche sollte der schöne Gartenplatz fertig werden. Dann marschiert nämlich der Stadtmitte-Schützenkönig in Klompen beim Frimmersdorfer Schützenfest mit. Gefeiert wird dann mit dem Zug im Garten.

Fest steht schon, dass der Heimatort Frimmersdorf nicht Residenzort werden wird. „Zu weit weg von der Innenstadt“, sagt der Schützenkönig in spe. Man hat schon ein paar Standorte im Auge, sich aber noch nicht festgelegt. Und mit welchem Aufwand möchte man feiern? „So wie es unserem Stil entspricht, nicht knausern, aber auch nicht protzen“, sagen die beiden. Dafür verzichtet man auch schon mal auf einen Urlaub.

Fest steht, dass man die Musik diesmal einkaufen muss. Dominik Wegener ist schon mal als DJ unterwegs, mehr im privaten Bereich, aber er legt auch schon mal bei Krönungsabenden auf. Auf seinem eigenen natürlich nicht. Seine Lieblingsmusik reicht von „Abba“ bis „Zappa“, „nur kein Hip Hop und kein Techno.“

Jetzt fiebern Susanne und Dominik Wegener dem Schützenfest-Dienstag entgegen. Die Zeit als Königspaar soll einer der Höhepunkte in ihrem Leben werden.

„Wir machen das schon relativ früh, weil wir hoffen, dass dieses Erlebnis uns noch Jahre prägen wird.“

(Kurier-Verlag)