Freitag ist Premiere „White Lies“: „Bedburg lebt Demokratie“

Aus Angst um ihre Sicherheit verlassen Menschen ihre Heimat. Sie landen am Ende ihrer Flucht unter anderem in Deutschland, auch in Bedburg. Dabei müssen sie oftmals Freunde und Familie zurücklassen. Einer von ihnen ist der in Afghanistan bekannte Theaterregisseur Ahmad Samim Farahmand.

Ahmad Samim Farahmand.

Foto: SBed./Repro: -gpm.

Bis zu seiner Flucht im Herbst 2021 war er Dozent für Theaterwissenschaften an der Universität Kabul, ein in seiner Heimat sowie in Pakistan und Indien bekannter Theaterregisseur. Er hat viele internationale Theaterprojekte entwickelt und geleitet. Die Dokumentation „Kabul verstummt“ auf 3Sat war der finale Auslöser seiner Flucht – denn als Schauspieler, Künstler und Lehrer für Theater ist er in den Augen der Taliban zum Tode geweiht.

Ahmad Samim Farahmand über sein Projekt: „Das Stück ist eine Herzensangelegenheit. Ich bin hier in Bedburg, mit meiner kleinen Familie. Aber meine fünf Schwestern und meine beiden Brüder, meine Eltern – sie sind noch immer in Kabul. Ebenso wie meine ehemaligen Studenten, die mir fast immer noch täglich schreiben. Ich lese ihre Nachrichten, höre ihr Flehen – und ich sage ihnen ,alles wird gut!’ Aber es wird nichts gut ... Ich möchte die Stimme der Menschen in Afghanistan sein, insbesondere die Stimme der Frauen meines Landes. Ich möchte die Zuschauer auf meine Situation und auf die katastrophale Situation in meinem Land aufmerksam machen. Ich hoffe, mit dieser Theater-Collage bekommen sie eine Idee von den Menschen, den Frauen in Afghanistan, die zwar am Leben sind, aber nicht leben.“

Die verzweifelten Nachrichten mit der Bitte um Hilfe, die er fast täglich aus seiner Heimat bekommt, also waren Ursprung für die Idee des Theaterstücks „White Lies“, auf Deutsch „Notlügen“.

„White Lies“ steht für die tiefe innere Zerrissenheit und Hilflosigkeit, denen sich geflüchtete Menschen ausgesetzt sehen. Am Beispiel eines Lehrers, der seine Schüler vermeintlich im Stich lässt, seiner eigenen Erwartungshaltung und der seiner Umgebung nicht gerecht werden kann, zeigt das Stück eindrucksvoll seinen emotionalen inneren Kampf.

Die Situation der Mädchen und Frauen seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan ist ein weiterer Fokus dieser szenischen Collage. Studierende sowie Schauspielerinnen des Schauspielzentrums Köln führen das Stück gemeinsam mit Geflüchteten auf.

Premiere des Theaterstücks „White Lies“ ist am Freitag um 19 Uhr (Einlass 18:30 Uhr) im Bedburger Schloss.