Stolpersteinverlegung in Alt-Kaster Ein weiterer Stein gegen das Vergessen

Kaster · Am 5. Juni verlegte Künstler und Initiator Gunter Demnig zusammen mit Bürgermeister Sascha Solbach den 23. Stolperstein in Bedburg, der gleichzeitig der erste in Alt-Kaster ist. Er wird damit als einer von über 100.000 Stolpersteinen europaweit Teil des größten dezentralen Mahnmals der Welt.

Gunter Demnig beim Einbetten des Gedenksteins.

Foto: SBed.

Seit Mitte der 1990er wächst dieses stetig an, um an die Verfolgten, Ermordeten, Vertriebenen, Deportierten und in den Selbstmord Getriebenen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu erinnern und ihnen ein ständiges Gedenken dort zu schaffen, wo sie gelebt haben.

Gunter Demnig hat nach einem einstimmigen Stadtratsbeschluss im Jahr 2017 die ersten Stolpersteine in Bedburg verlegt und kam nun bereits zum dritten Mal in dieser wichtigen Mission in die Schloss-Stadt.

Der frisch verlegte Stolperstein wird von einem Rosenkranz geschmückt.

Foto: SBed.

„Wir schließen mit dem vorerst letzten Stolperstein für Bedburg heute einen Kreis in unserer Erinnerungsarbeit, der zu lange Lücken hatte. Die von Menschen an Menschen begangenen Verbrechen des Holocaust – auch in Bedburg – sind ein Teil unserer Geschichte, der sichtbar gemacht werden muss. Dass der heutigen Verlegung so viele Bedburger beiwohnen, das macht mir angesichts der angespannten Lage im Land und in der Welt großen Mut“, so Bürgermeister Sascha Solbach.

Nach einem Grußwort der Synagogengemeinde Köln, überbracht von Friedhofsverwalter Daniel Lemberg, beendete Radion Zhyliakov als Kantor die Verlegung mit dem jüdischen Totengebet „E-l Male Rachamim“, das zu Bestattungen, regelmäßig aber auch zum Gedenken an die Opfer des Holocaust vorgetragen wird.

Der neu verlegte Stolperstein erinnert fortan an Jüdin Jeanette Steinmann geb. Salm (geb. 01.03.1865 in Frimmersdorf) und ihre Ermordung durch die Nationalsozialisten. Sie hatte sich mit ihrem Ehemann Josef Steinmann – wohl aus den USA kommend – in den 1920er-Jahren in Kaster niedergelassen.

Großes Interesse an diesem besonderen Moment der Erinnerungsarbeit.

Foto: SBed.

Ihr Mann starb 1935 und liegt auf dem jüdischen Friedhof Bedburg unter der Grabsteininschrift „Ruhestätte der Eheleute Steinmann“ begraben. Seine Frau durfte ihre ewige Ruhe jedoch nicht an seiner Seite finden.

Nach einem Befehl der Gestapo Staatspolizeistelle Köln zur Verhaftung von JüdInnen im Kölner Umland wurde Jeanette Steinmann im Sommer 1942 aus der Wallstraße in Kaster abgeführt. Die NSDAP-Ortsgruppe Kaster, zu der auch Königshoven und Pütz gehörten, hatte in diesem Jahr 268 Mitglieder. Jeanette Steinmann war die einzige Jüdin in Kaster.

Ihre Einwohnermeldekarte dokumentiert die Deportation bis heute: „Juni 1942: Gestapo abtransportiert“. Ab dem Bahnhof Köln-Deutz wurde sie am 15.06.1942 zusammen mit 961 weiteren Jüdinnen zwischen vier und 89 Jahren in dem ersten Sonderzug von Köln zum Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Den Holocaust überlebten von ihnen nur 37 Menschen. Jeanette Steinman starb dort am 5. November 1942 im Alter von 77 Jahren.

Die Patenschaft für den Stolperstein von Jeanette Steinmann stiftete die Elternschaft des Abiturjahrgangs 2023 vom Silverberg-Gymnasium Bedburg und übergab sie dem Abschlussjahrgang bereits auf dessen Abiturfeier im vergangenen Sommer. Elternvertreter waren bei der Verlegung ebenso anwesend wie ehemalige Schüler des Abiturjahrgangs 2023.

Die weiteren Stolpersteine im Bedburger Stadtgebiet befinden sich ebenfalls in den Händen von Paten. Neben dem Silverberg-Gymnasium haben im Jahr 2021 auch die Wilhelm-Busch-Schule aus Bedburg, die Anton-Heinen-Schule aus Kirdorf und die Geschwister-Stern-Schule aus Kirchherten die Patenschaften für die Stolpersteine übernommen.

Möglich gemacht wurden die Verlegungen der nun insgesamt 23 Stolpersteine in Bedburg auch durch die engagierte Recherche- und Aufklärungsarbeit des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Bedburg unter dem Vorsitz von Heinz Obergünner.

Am Abend wurde der Blumenkranz, der während der Verlegung den Stolperstein Jeanette Steinmanns geschmückt hatte, zum jüdischen Friedhof gebracht und dort am Grab ihres Ehemannes, der geplanten gemeinsamen Ruhestätte des Paares, niedergelegt.

(-ekG.)