„Offener Brief“ zur Betreuungssituation an der „Villa Kunterbunt“ „Wir wünschen uns, dass sich etwas bewegt“

Jüchen · „Als Eltern von Kindern, die die städtische Kita ,Villa Kunterbunt‘ besuchen, sind wir nicht länger gewillt, den seit Jahren anhaltenden Personalmangel und die daraus resultierenden Folgen wortlos hinzunehmen. Deshalb wenden wir uns mit diesem offenen Brief an Sie.“ Dieser Brief, unterzeichnet von Annike Henrix, Franziska Kerkmann, Charlotte Steinfarz und Janina Verdam, erreichte in der vergangenen Woche Bürgermeister Harald Zillikens. Was die Mütter bemängeln und wie der Bürgermeister darauf reagierte.

Von links: Charlotte Steinfarz, Janina Verdam, Annike Henrix und Franziska Kerkmann verfassten den Offenen Brief an den Bürgermeister.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Daniela Furth

Zu wenig Fachkräfte, Erzieher am Rande der Erschöpfung und seit mehreren Wochen eingeschränkte Öffnungszeiten – ein normaler Kita-Alltag sei schon lange nicht mehr gegeben, berichten die Frauen. Und letztendlich seien die Kinder die Leidtragenden in der ganzen Situation, die immer wieder von durch ihnen nicht vertrauten Personen statt von ihren Bezugspersonen betreut würden. „Eine frühkindliche Förderung ist kaum möglich. Kleine Highlights für die Kinder, wie zum Beispiel das eigentlich einmal die Woche vorgesehene Turnen oder Spaziergänge, entfallen größtenteils“, heißt es.

Charlotte Steinfarz, Janina Verdam, Annike Henrix und Franziska Kerkmann stehen dabei voll hinter dem Kita-Personal und wünschen sich auch für die Erzieher eine baldige Lösung: „Die KiTa-Leitung Frau Schürhoff sowie die Erzieher vor Ort geben ihr Bestes, den dauerhaften Personalengpass aufzufangen und bezahlen ihr Engagement mit Überstunden, die nicht abgebaut werden können, und mit hohen Krankenständen (akute Erkrankungen sowie Langzeitausfälle).“

Was den Müttern zu denken gibt: Wenn schon jetzt Personal fehle, wie wird sich das Ganze entwickeln, wenn ab August die neue fünfgruppige städtische Kindertagesstätte an der Stadionstraße öffnet? „Das Problem des Fachkräftemangels weiterhin auszusitzen, führt zu keiner Lösung und setzt sich an der städtischen Grundschule fort, wo nicht ausreichend Ganztagsplätze für die Schulkinder zur Verfügung stehen, weil es dort nicht nur keine Räumlichkeiten, sondern eben auch kein Personal zur Betreuung gibt.“

Eine Antwort von Bürgermeister Harald Zillikens an die vier Frauen kam prompt: „Die in Ihrem ‚Offenen Brief’ erhobenen Vorwürfe, bis hin zu Untätigkeit der Verwaltung, weise ich ausdrücklich und entschieden zurück.“ Er verweist auf ein Gespräch über die Betreuungssituation, das Mitte Februar in der „Villa Kunterbunt“ stattgefunden habe, bei dem Kita-Leiterin Miriam Schürhoff, Kita-Koordinator Jürgen Hansen und auch der Elternbeirat der Kita – zu dem Charlotte Steinfarz und Franziska Kerkmann gehören – teilgenommen hätten. Dabei sei „einvernehmlich eine Regelung über die Einrichtung einer sogenannten ‚Notgruppe‘ an drei Tagen in der Woche (Dienstag, Donnerstag, Freitag) getroffen worden“.

Diesen direkten Dialog mit den Beteiligten möchte der Bürgermeister fortführen und plant ein weiteres Gespräch mit Kita-Leitung, Kita-Koordinator und Elternbeirat. Zudem werde er das Thema auf die Tagesordnung des nächsten Fachausschusses setzen, „um auch der Politik deutlich zu machen, welche Schritte die Verwaltung unternimmt, um auch über die Landesvorgaben des Kibitz (Kinderbildungsgesetz, Anm. d. Red.) hinaus Personal für alle Einrichtungen zu gewinnen und zu halten“.

Dass der Dialog gesucht wird und das Thema auch im Fachausschuss behandelt werden soll, freut die Frauen. Doch zufrieden sind sie mit der Antwort des Bürgermeisters nicht. „Wir finden, dass unsere Kernforderungen nicht adressiert wurden, die Antwort bezieht sich wieder nur auf die akute Situation. Die Lösung der momentanen Notbetreuung für berufstätige Eltern ist uns bekannt, das kam in den vergangenen Jahren tatsächlich immer wieder vor. Das hilft aber nur punktuell und löst die Probleme nicht auf Dauer“, so Annike Henrix. Und Janina Verdam ergänzt: „Die Antwort fanden wir deshalb enttäuschend.“ Denn der Sinn des „Offenen Briefes“ sei es gewesen, eine langfristige Lösung zu finden und eine qualitativ hochwertige Betreuung für die nächsten Jahre sicher zu stellen, bringt es Charlotte Steinfarz auf den Punkt.

„Wir fühlen uns mit der Antwort ein wenig abgefertigt. Wir wünschen uns, dass sich etwas bewegt“, erklärt Franziska Kerkmann. Deswegen werden sich die Frauen weiter einsetzen. Unter openpetition.de haben sie daher die Petition „Personalnotstand KiTa Jüchen – Hier muss sich was ändern!“ gestartet. Außerdem planen sie eine Teilnahme an der Sitzung des Schul- und Jugendausschusses am 14. März und wünschen sich, dass auch andere betroffene Eltern mit ihrer Anwesenheit dort ein Zeichen setzen.